IM GESPRÄCH: OLIVER SCHWEGMANN

Berentzen muss Saftgeschäft sanieren

Bessere Orangenpressen sollen den Absatz ankurbeln - Billiger Schnaps wird "premiumisiert"

Berentzen muss Saftgeschäft sanieren

ds Frankfurt – Beim Getränkehersteller Berentzen hatten die Aktionäre zuletzt wieder viel zu schlucken. Die Aktie ist von ihrem Rekordhoch von über 12 Euro aus dem Jahr 2017 auf gut 6 Euro abgestürzt, nachdem Finanzinvestor Aurelius 2016 ausgestiegen war. An der Firmenspitze löste Oliver Schwegmann Mitte 2017 Frank Schübel ab, der nach gut vier Jahren in den Aufsichtsrat wechselte. Wenige Monate später kappte man in Haselünne die Gewinnprognose, weil es bei den Orangensaftpressen der Marke Citrocasa, dem zentralen Hoffnungsträger, alles andere als rund lief.Inzwischen hat Schwegmann an der Citrocasa-Spitze durchgegriffen. Zum 30. September wurde Ulrico Becker, bis dahin Geschäftsführer der Tochter TMP Technic-Marketing-Products GmbH, in der das Geschäft mit den Maschinen gebündelt ist, abberufen. Citrocasa mit Sitz in Linz, Österreich, wurde unter die Leitung von Thomas Hochreiter gestellt.Mit Hochreiter an der Citrocasa-Spitze will Berentzen die “strategischen Herausforderungen”, wie Schwegmann die Probleme nennt, angehen. Nachdem hohe Orangenpreise das Geschäft 2017 unter Druck gesetzt hätten, sei im laufenden Jahr “die Innovationspipeline an neuen Geräten nicht ausreichend” gewesen, sagt er. Mit anderen Worten: Zu viele Kunden, vor allem in Frankreich, hatten keine Anreize, die Maschinen zu kaufen. Insgesamt seien 2017 rund 2 500 Citrocasa-Orangensaftpressen verkauft worden, davon allein 1 100 in Frankreich. Danach sei das Geschäft mit dem westlichen Nachbarn um die Hälfte eingebrochen, sagt Schwegmann. Sauberkeit im BlickHelfen soll nun “mehr Innovation bei den Maschinen” sowie eine forcierte internationale Expansion. Nicht immer sahen die Anlagen, mit denen vor den Augen des Kunden Saft gepresst wird, sauber aus. Deshalb will Schwegmann im Mai einen neuen Maschinentyp einführen, der sich leichter reinigen lässt.Nach neun Monaten sieht der CEO Berentzen mit stagnierenden Erlösen von 117,6 Mill. Euro und einem Plus von 20 % auf 6 Mill. Euro beim Betriebsergebnis (Ebit) auf gutem Weg und bekräftigt die Prognose für 2018. Diese sieht Erlöse von 162,8 bis 171,2 Mill. Euro und ein Ebit zwischen 9,6 und 10,6 Mill. Euro vor. Gerade mit Blick auf das Spirituosengeschäft möchte er sich nicht festlegen, ob es für das obere Ende der Prognose reichen wird. “Das Weihnachtsgeschäft ist für Spirituosen wahnsinnig relevant, es ist ein Geschäft auf den letzten Metern.”Sanierer Schübel hat Berentzen auf vier Beine gestellt: Frischsaftsysteme, Spirituosen-Handelsmarken, Markenspirituosen, alkoholfreie Getränke. Das soll so bleiben, sagt Schwegmann. “Im Prinzip ist unsere Aufstellung mit vier Beinen in Stein gemeißelt.” Citrocasa bezeichnet er als “sehr junges Geschäftsfeld, das noch viele Chancen hat”. In der Sparte Spirituosen-Handelsmarken glaubt er an die Chance, an der zunehmenden “Premiumisierung der Handelsmarken”, wie er sagt, mitverdienen zu können. “Bei den Markenspirituosen ist uns die Innovationsdynamik in den letzten Jahren verloren gegangen”, räumt er unumwunden ein und gelobt, das zu ändern und geistreiche Getränke besser an veränderte Konsumwünsche anzupassen.”In den 90er Jahren war unser Apfelkorn noch ein Volksgetränk für die Zielgruppe von 18 bis 80″, sagt er. Heute spreche die Marke vor allem die 18- bis 30-Jährigen an, die kaufkräftige Gruppe der über 30-Jährigen identifiziere sich nicht mehr mit dem Schnaps. Den Umsatz ankurbeln soll nun ein neuer Premium-Likör “auf Obstbrandbasis, spirituosiger, nicht so süß”, sagt der 45-jährige Schwegmann, der viel Erfahrung im Markenartikelgeschäft mitbringt. Er war zuvor für L’Oréal in der Schweiz tätig sowie bei den Süßwarenherstellern Hero, Mars und August Storck.Besonders viel Freude macht ihm das Markengeschäft mit alkoholfreien Getränken, darunter Miomio. “Damit haben wir Blut geleckt, dass wir auch im eigenen Haus Marken entwickeln können”, sagt er.