Bergbauriese BHP greift nach Anglo American
Bergbauriese BHP greift nach Anglo American
Aktientausch hat Transaktionswert von 36 Mrd. Euro – Interesse an Kupfer-Assets
md Frankfurt
Kommentar Seite 2 Bericht Seite 10Das weltgrößte Bergbauunternehmen, die australische BHP, strebt die Übernahme von Anglo American an. Durch einen Zusammenschluss würde der global führende Kupferabbaukonzern entstehen, auf den etwa ein Zehntel der weltweiten Förderung – rund 2,6 Mill. Tonnen pro Jahr – entfiele. Der Deal wäre eine der größten Übernahmen in der Rohstoffbranche seit Jahren. BHP biete den Anglo-American-Anteilseignern 0,7097 BHP-Aktien je Anteilschein, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Daraus ergibt sich ein Transaktionswert von umgerechnet mehr als 36 Mrd. Euro. Das Eisenerz- und Platingeschäft von Anglo American, das die Töchter Kumba Iron Ore und Amplats darstellen, müsse allerdings vor der Übernahme ausgegliedert und den derzeitigen Aktionären ins Depot gelegt werden, fordert BHP.
Anglo-American-Aktie zieht um 16 Prozent an
Die Anglo-American-Aktie schloss an der Londoner Börse 16,1% fester mit 25,60 Pfund. Das britisch-südafrikanische Unternehmen hatte zuvor mitgeteilt, ein unverbindliches Angebot von BHP erhalten zu haben, das geprüft werde. BHP schlossen in London 2,2% schwächer.
Anglo American, der auch 85% des weltgrößten Diamantenförderers De Beers gehören, kam am Mittwoch vor Bekanntwerden der BHP-Offerte auf eine Marktkapitalisierung von 25 Mrd. Euro. Der um Kostensenkungen ringende Bergbaukonzern hatte nach dem Einbruch des Nettogewinns im vergangenen Jahr um 94% Ausgabenkürzungen und sinkende Produktionsmengen angekündigt. Hintergrund ist, dass aufgrund der Konjunkturflaute in vielen Ländern die Nachfrage bei den meisten Metallen zurückgeht. Zudem nahm Anglo American 2023 eine Abschreibung von 1,6 Mrd. Dollar auf De Beers sowie von 500 Mill. Dollar auf ein Nickelvorkommen vor.
BHP will von goldener Kupfer-Zukunft profitieren
Anglo American betreibt Minen u.a. in Südafrika, wo die Wurzeln des Konzerns liegen, sowie in Chile, Brasilien und Australien. Besonders in Südamerika besitzt die Gruppe umfangreiche Kupfer-Assets. Marktkenner zeigen sich überzeugt, dass es BHP bei der Übernahme in erster Linie um dieses Industriemetall geht. Kupfer gilt für die Transformation zur Elektromobilität und allgemein für die Energiewende als unverzichtbar. Seit Mitte Februar hat sich der Preis für das Metall um 22% verteuert; erst am Montag war an der London Metal Exchange mit 9.988 Dollar pro Tonne der höchste Stand seit zwei Jahren erreicht worden.
Branchenprimus BHP kommt auf eine Marktkapitalisierung von 136 Mrd. Euro. Sollte der Deal mit Anglo American zustande kommen, wäre dies nach dem Kauf von Oz Minerals die zweite große Übernahme von BHP innerhalb eines Jahres.