Medienkonzern

Bertelsmann gleicht Werbeflaute von RTL zum Teil aus

Der Vorstand von Bertelsmann erwartet dank des diversifizierten Geschäfts ein stabiles Jahresergebnis. Die Prognose für den Umsatz senkt das Management allerdings leicht.

Bertelsmann gleicht Werbeflaute von RTL zum Teil aus

Bertelsmann gleicht Werbeflaute von RTL zum Teil aus

Vorstand erwartet stabiles Jahresergebnis – Umsatzprognose allerdings leicht gesenkt

jh München

Das schwache Geschäft mit Fernsehwerbung schlägt sich in den Finanzzahlen des Bertelsmann-Konzerns nieder. In der ersten Hälfte dieses Jahres ging das Ergebnis des Medien-, Dienstleistungs- und Bildungsunternehmens deutlich zurück, der Nettogewinn sank um fast die Hälfte auf 260 Mill. Euro.

Wie das Tochterunternehmen RTL schon Anfang August berichtet hatte, halbierte sich dessen operatives Ergebnis (Ebita) vor Sondereffekten auch wegen höherer Investitionen ins Streaming-Geschäft auf 250 Mill. Euro. Der Umsatz sank um 5% auf 3,1 Mrd. Euro. Daraufhin senkte der Vorstand im Gegensatz zum Konkurrenten ProSiebenSat.1 die Erwartungen für dieses Jahr.

21 Mrd. Euro Jahresumsatz wären möglich

Bertelsmann gelang trotz der vor allem in Deutschland niedrigeren Werbeerlöse ein Anstieg des Umsatzes um 4,5% auf 9,7 Mrd. Euro. "Die Werbemärkte haben sich schwächer entwickelt als im Vorjahr", sagte Finanzvorstand Rolf Hellermann der Börsen-Zeitung. "Im Bertelsmann-Konzern können wir das aber dank unserer diversifizierten Aufstellung zum Teil ausgleichen.“

Fürs gesamte Jahr stellt das Management nun einen moderaten Umsatzanstieg in Aussicht. Bisher lautete die Vorgabe moderat bis deutlich. Das bedeutet: Erwartet wird ein Anstieg von 3 bis 5% nach zuvor 3 bis 7,5%. „Das ist die Konsequenz aus der gesenkten Prognose von RTL", berichtete Hellermann. "Die schlägt sich eins zu eins im Konzern nieder." Im besten Fall wäre ein Jahresumsatz von gut 21 Mrd. Euro möglich nach 20,25 Mrd. Euro im vergangenen Jahr.

"Besser als erwartet"

Unverändert bleibt dagegen die Prognose für das operative Ergebnis: Das um Sondereffekte bereinigte Ebitda soll auf dem Vorjahresniveau von 3,19 Mrd. Euro bleiben. Im ersten Halbjahr verringerte es sich allerdings um fast 11% auf 1,28 Mrd. Euro. „Wir sind mit Ausnahme von RTL in allen Geschäften gut unterwegs, vor allem im Buch- und Musikgeschäft, im Servicegeschäft von Arvato und im Segment Bildung", kommentierte Finanzchef Hellermann seine Zuversicht. "Alle entwickeln sich besser als im Vorjahr, einige sogar besser, als wir es erwartet hatten." Der Vorstand gehe davon aus, dass sich das in dieser Jahreshälfte fortsetze. "So können wir den Ergebnisrückgang von RTL zum Teil ausgleichen.“

Dass dies gelinge, begründete Hellermann auch mit dem Wachstumsprogramm "Boost", für das Bertelsmann 5 Mrd. bis 7 Mrd. Euro von 2021 bis 2026 investieren will. Als Beispiele mit bereits positiven Effekten nannte er den Ausbau des Logistikgeschäfts von Arvato, neue Musikkataloge, die das Tochterunternehmen BMG erworben habe, kleinere Akquisitionen im Verlagsgeschäft in den USA sowie in der Bildungssparte auf dem Gebiet medizinische Aus- und Weiterbildung in Brasilien.

Den deutlichen Rückgang des Konzerngewinns begründet Bertelsmann auch mit Restrukturierungen. Der Aufwand für RTL im ersten Halbjahr wird auf 65 Mill. Euro beziffert: Es geht vor allem um Gruner + Jahr. Ein Teil der Zeitschriften wie "Business Punk" und "11 Freunde" wurde verkauft, "Beef!" wird eingestellt.    

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.