Beschäftigte von MAN stimmen gegen Investor ab
jh München
Der Plan des Vorstands von MAN, das Werk in Steyr zu verkaufen, hat sich zumindest vorerst zerschlagen. Damit ist der österreichische Hersteller von leichten und mittelschweren Lkw mit rund 2300 Mitarbeitern abermals von der Schließung bedroht. In einer Abstimmung wendeten sich fast zwei Drittel der Mitarbeiter – mehr als 90% beteiligten sich – gegen das Konzept von Siegfried Wolf, einem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden des Autozulieferers Magna. Wolf wollte mit seiner WSA Beteiligungs GmbH nach einer Übernahme etwa 1250 der gut 1800 Stammarbeitskräfte weiterbeschäftigen und niedrigere Löhne zahlen. Er plante, die Nutzfahrzeugmarke Steyr wiederzubeleben und auch für andere zu fertigen.
Der Vorstand von MAN reagierte enttäuscht auf das Ergebnis der Abstimmung. Die Alternative zur Schließung sei als sehr guter Weg angesehen worden, teilt das Unternehmen mit. „Leider gab es innerhalb der Belegschaft offensichtlich noch zu wenig Transparenz über das wirklich gute Konzept der WSA.“ Helmut Emler, der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende in Steyr, bezeichnete gegenüber der Nachrichtenagentur APA Wolfs Konzept zwar als schlüssig, fügte aber hinzu, „die Einschnitte wären zu gravierend gewesen“. MAN kündigte an, die Pläne zur Schließung des Werks wiederaufzunehmen.
Der Münchner Nutzfahrzeughersteller, der zur VW-Holding Traton gehört, steckt in einer Restrukturierung. Das Entwicklungs- und das Produktionsnetzwerk sollen neu geordnet werden. Vorgesehen ist, bis Ende 2022 in Deutschland 3500 Arbeitsplätze zu streichen. Neben Steyr war auch der Standort in Plauen gefährdet. Das Werk in Sachsen mit rund 150 Mitarbeitern übernimmt jedoch der Sonderfahrzeughersteller Binz (vgl. BZ vom 8. März).
MAN will die Verlustzone verlassen, um Investitionen in die Zukunft stemmen zu können, besonders in alternative Antriebe und automatisiertes Fahren. Für das vergangene Jahr weist MAN einen operativen Verlust von 631 Mill. Euro aus.