Betrugsfall erschüttert die GfK

Rückstellung von 21 Mill. Euro belastet das Ergebnis von Deutschlands größtem Marktforscher - Anleger reagieren gelassen

Betrugsfall erschüttert die GfK

sck München – Ein Betrugsfall bei einer türkischen Tochtergesellschaft erschüttert Deutschlands größten Marktforscher GfK. Das im SDax notierte Unternehmen muss für die mögliche Nachzahlung von Steuern und Sozialabgaben 21 Mill. Euro zurückstellen. Das wird auf das Betriebsergebnis (Ergebnis vor Zinsen und Steuern, Ebit) und auf das Nettoergebnis 2012 durchschlagen. Näheres über die Auswirkungen auf die Erfolgsrechnung will die GfK aber erst bei der Bilanzvorlage am 12. März bekannt geben. Es zeichnet sich aber ab, dass der Vorfall zu einem Gewinneinbruch führen dürfte.Die GfK feuerte die drei verantwortlichen Manager in der Türkei und zeigte diese an. “Nach ersten Erkenntnissen hat das ehemalige lokale Management in der Türkei GfK über mehrere Jahre betrogen und Steuern und Sozialversicherungsbeiträge hinterzogen”, teilte das Unternehmen ad hoc mit. Dies hätten hausinterne Ermittlungen ergeben.In einer Telefonkonferenz mit Analysten bezeichnete Vorstandschef Matthias Hartmann den Vorfall als ernste Angelegenheit. Seinen Worten zufolge macht das Türkei-Geschäft gut 1 % des Konzernumsatzes aus. Das wären rund 150 Mill. Euro. Der Steuerbetrug habe sich aber nicht negativ auf das operative Geschäft vor Ort ausgewirkt. Die GfK ist seit 1987 in der Türkei aktiv. Der Konzern zählt dort rund 200 Mitarbeiter. Das aufstrebende Land gehört für die GfK bei ihrer Expansionsstrategie zu den Schlüsselmärkten. Im Jahr 2009 habe eine Überprüfung der Aktivitäten in der Türkei noch keine Unregelmäßigkeiten hervorgebracht, sagte ein Konzernsprecher auf Anfrage. Seit Jahren prüft die KPMG die Abschlüsse der GfK. Am Freitag voriger Woche veranstaltete der Konzern einen Investorentag. Bis dahin lagen aber laut GfK noch keine belastbaren Erkenntnisse über die Türkei-Aktivitäten vor.Die Commerzbank stufte das Risiko für die Ebit-Prognose für 2012 aufgrund des Betrugsfalls auf 15 % ein. Dennoch bekräftigte das Frankfurter Kreditinstitut seine Empfehlung für die Aktie bei “Hold” mit einem Kursziel von 35 Euro. Auch die Anleger reagierten auf die Causa relativ gelassen. Das Papier gewann in der Spitze 3,6 % und ging schließlich mit 42,45 Euro (+2,6 %) aus dem Xetra-Handel.Mit ihren vorläufigen Konzernzahlen übertraf die GfK teils die Erwartungen einiger Analysten. Nach vorläufigen Konzerngaben schrumpfte das (angepasste) operative Ergebnis geringfügig um 0,6 % auf 187 Mill. Euro, obwohl der Umsatz um über 10 % auf 1,5 Mrd. Euro zulegte. Die erwirtschaftete Umsatzrendite lag mit 12,3 % am unteren Ende der im Herbst angepassten Bandbreite von 12,2 bis 12,7 %.Ende Oktober kassierte die GfK ihr Gewinnziel nach schwachen Quartalzahlen (vgl. BZ vom 27.10.2012). Ursprünglich peilte CEO Hartmann eine operative Marge von 13,7 % an. Damit wollte er das Niveau von 2011 halten. Dem Konzern macht aber die weltweite Konjunktureintrübung zu schaffen.Hartmann führt die GfK seit Anfang 2012. Der frühere IBM-Manager folgte auf den langjährigen Konzernchef Klaus Wübbenhorst, der zuvor folgendes Margenziel verkündet hatte: Bis 2015 soll die Umsatzrendite auf 16 % steigen. Bei seinem Amtsantritt bei dem SDax-Konzern bezeichnete Hartmann dies als “ambitioniert”, aber erreichbar.—– Wertberichtigt Seite 8