Betrugsfall vermasselt das Quartal
jh München – Der Nürnberger Autozulieferer Leoni ist im dritten Quartal 2016 in die Verlustzone gerutscht. Unter dem Strich steht ein Fehlbetrag von 24,4 Mill. Euro nach einem Überschuss von 15,7 Mill. Euro im Vorjahr. Gründe sind die Restrukturierung der Bordnetzesparte und ein im August aufgedeckter Betrugsfall. Das erste Thema belastete das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) in den ersten neun Monaten mit 23,5 Mill. Euro, das zweite mit rund 40 Mill. Euro.Für das gesamte Jahr rechnet Leoni mit einem Restrukturierungsaufwand von 30 Mill. Euro, davon 5 Mill. Euro in der kleineren Sparte Draht und Spezialkabel. Weitere maximal 10 Mill. Euro in beiden Sparten zusammen kündigte der Vorstandsvorsitzende Dieter Bellé in einer Telefonkonferenz für das nächste Jahr an. Dann sei die Neuordnung abgeschlossen. Von den 1 100 Stellen, die abgebaut werden sollen, seien mittlerweile 750 definiert, davon 70 in Deutschland, berichtete Bellé.Zum Ziel, die Bordnetzesparte neu und effizienter zu organisieren, heißt es im Zwischenbericht: “Den Restrukturierungskosten standen sukzessive positive Effekte aus unseren Maßnahmen zur Profitabilitätssteigerung der kritischen Projekte aus dem Vorjahr gegenüber.” Unter anderem seien Produktionskonzepte und Abläufe in der Logistik verändert worden. Bereinigt um die beiden Sondereffekte stieg das Ebit im dritten Quartal um 8 % auf knapp 35 Mill. Euro.2017 werde sich das Ebit deutlich verbessern, versprach Bellé, ohne dies zu präzisieren. Leoni werde von geringeren Kosten profitieren und von einer “vernünftigen Umsatzsteigerung”. 2016 habe das Unternehmen bisher den Umsatz aus eigener Kraft leicht gesteigert, berichtete der neue Finanzvorstand Karl Gadesmann. Der gesunkene Kupferpreis und negative Währungseffekte hätten das Wachstum aber ausgebremst. Im dritten Quartal ging der Konzernerlös um 3,6 % auf 1,07 Mrd. Euro zurück.Zum Betrugsfall nach der sogenannten Chefmasche sagte Gadesmann, die 40 Mill. Euro seien nach Asien geflossen. “Dass wir sie zurückbekommen, ist höchst unwahrscheinlich”, fügte er hinzu. Polizei und Staatsanwaltschaft ermittelten noch. Das Unternehmen prüfe, ob Ansprüche an Versicherungen oder Schadenersatz “gegen handelnde Personen” geltend gemacht würden. Denkbar sind eigene Mitarbeiter und Banken. Eine Klärung sei in diesem Jahr nicht mehr zu erwarten.—– Personen Seite 16