Betrugsverdacht gegen Winterkorn

Staatsanwaltschaft Braunschweig weitet Untersuchungen in Abgasaffäre aus

Betrugsverdacht gegen Winterkorn

ste Hamburg – Der ehemalige Volkswagen-Konzernchef Martin Winterkorn hat nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft Braunschweig möglicherweise eher als von ihm bislang dargestellt von den Abgasmanipulationen bei Dieselfahrzeugen gewusst. Nach der Vernehmung von Zeugen und Beschuldigten sowie der Auswertung beschlagnahmter Dateien hätten sich, so die Ermittler am Freitag, “zureichende tatsächliche Anhaltspunkte” dafür ergeben, dass der nach Bekanntwerden des Skandals im September 2015 zurückgetretene Vorstandsvorsitzende “früher als von ihm öffentlich behauptet Kenntnis von der manipulierenden Software und deren Wirkung gehabt haben könnte”.Winterkorn erklärte bislang stets, erst kurz vor Veröffentlichung durch US-Behörden von den Manipulationen an weltweit rund 11 Millionen Autos erfahren zu haben. Zuletzt hatte er in einer Anhörung im Untersuchungsausschuss des Bundestags gesagt, den Begriff “defeat device” (Abschalteinrichtung) “sicher nicht vor September 2015” gehört zu haben. Der Anwalt des 69-Jährigen wies nun die Vorwürfe abermals zurück.Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt bereits wegen des Verdachts der Marktmanipulation gegen Winterkorn, VW-Markenchef Herbert Diess sowie Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch. Anleger haben Volkswagen wegen des Vorwurfs der verspäteten Information über die Manipulationen und deren Folgen auf mehr als 8 Mrd. Euro Schadenersatz verklagt.Die Strafverfolger teilten weiter mit, dass sich der Kreis der wegen der Manipulation Beschuldigten von 21 auf 38 Personen erweitert habe. Es seien 28 Wohnungen und Büros mit Schwerpunkt in Wolfsburg, Gifhorn und Braunschweig durchsucht worden. Die “Bild”-Zeitung berichtete, in München seien Winterkorns Villa sowie dessen Büro durchkämmt worden. Die Auswertung des sichergestellten Materials werde voraussichtlich mehrere Wochen dauern.Für den VW-Großaktionär Niedersachsen erklärten Ministerpräsident Stephan Weil und Wirtschaftsminister Olaf Lies (beide SPD), über die Presseinformation der Staatsanwaltschaft hinaus keine Kenntnisse über Inhalte der Ermittlungsverfahren zu haben. “Der Ministerpräsident hat volles Vertrauen in die Arbeit der Justizbehörden”, so die Sprecherin der Landesregierung. Die VW-Aktie sank um 1,7 % auf 149,90 Euro und war größter Tagesverlierer im Dax.