MILLIARDENSCHWERE ÜBERNAHMEN

Bewertung sprengt die Vorgaben für Zukäufe

Siemens zahlt für Dresser-Rand einen hohen Preis

Bewertung sprengt die Vorgaben für Zukäufe

mic München – Siemens akzeptiert beim Kauf des Ölindustrieausrüsters Dresser-Rand eine hohe Bewertung. Die Münchner haben mit 7,6 Mrd. Dollar das 16-Fache des voraussichtlichen operativen Gewinns (Ebitda) 2015 geboten. Maximal war in der Branche bei früheren Deals das 14-Fache des Ebitda gezahlt worden. Die Börse bewertete jedoch die strategische Logik der Transaktion höher; die Siemens-Aktie geriet nicht unter Druck. Aktie auf RekordniveauInfolge der hohen Bewertung wird Siemens auch die selbst gesetzten ökonomischen Mindestanforderungen für Akquisitionen nicht erfüllen. Dies gestand Vorstandsvorstandsvorsitzender Joe Kaeser in einer Telefonkonferenz ein. Er verwies jedoch darauf, die Öl- und Gasindustrie sei ein sehr langfristiges Geschäft. Eigentlich sollen Zukäufe bei Siemens immer innerhalb von drei Jahren nach Integration einen positiven Geschäftswertbeitrag leisten und einen positiven Cash Return (der freie Cash-flow geteilt durch das durchschnittlich eingesetzte Kapital) in Höhe von 15 % innerhalb von fünf Jahren erwirtschaften. Finanzvorstand Ralf Thomas sagte, der Geschäftswertbeitrag solle Ende 2020 oder Anfang 2021 positiv werden. Beim Cash Return dauere es bis zu vier Jahre länger als vorgegeben.Die Offerte von 83 Dollar je Aktie liegt um 14 % über dem Dresser-Rand-Kurs vor dem Aufkommen konkreter Übernahmespekulationen am Donnerstag vergangener Woche und rund 30 % über dem Niveau vor ersten Gerüchten im Juli. Am Freitagabend hatte die Aktie bei 79,91 Dollar geschlossen. Nachdem im Juli erste Übernahmegerüchte verpufft waren, war das Papier dagegen unter 60 Dollar gesunken. GE günstiger auf TourGeneral Electric zahlte im Jahr 2013 laut J. P. Morgan für Lufkin das 13,5-Fache des Ebitda und für Wellstream das 13-Fache. Im Jahr 2007 war für Vetco Gray nur das 9-Fache des Ebitda fällig geworden.Bei der Beurteilung der gezahlten Prämie dürfte die künftige Markeneinschätzung eine zentrale Rolle spielen. Unstrittig ist, dass der US-Schiefergasboom für die Ausrüster aktuell am Abklingen ist. So sieht beispielsweise J. P. Morgan noch ein Branchenplus von knapp 5 % im laufenden Jahr und das Risiko eines Schrumpfprozesses im nächsten Jahr. Während diese Sichtweise im Wesentlichen bei Siemens geteilt wird, wie Kaeser in einer Telefonkonferenz durchblicken ließ, dürften die Münchner mit einem Anziehen der Dynamik in den Jahren 2016 bis 2019 rechnen. Die Prognose einer zweiten Welle des Ausrüstungsbooms fußt auf der Annahme, dass die konventionelle Förderung noch deutlicher an ihre Grenzen stößt und zugleich dort auch Fracking-Methoden zum Einsatz kommen.