Bieterkampf um Essar geht in die dritte Runde
cru Düsseldorf – Der milliardenschwere Bieterkampf zwischen dem weltweit größten Stahlkonzern ArcelorMittal und einem Konsortium der russischen Bank VTB namens Numetal um den überschuldeten indischen Stahlkonzern Essar geht in die dritte Runde, in der sich ArcelorMitttal die besseren Chancen ausrechnen kann. Nach einer Entscheidung des obersten indischen Gerichtshofes müssen Bieter allerdings zunächst binnen zwei Wochen bis zu 1 Mrd. Dollar an Schulden von Essar abbezahlen, bevor eine weitere Offerte Gültigkeit erlangt. Seit dem Beginn des Insolvenzverfahrens im August 2017 wetteifern ArcelorMittal und VTB um Essar, und beide Bieter hatten versucht, vor Gericht die Berechtigung des jeweils anderen Bieters zu einer Offerte in Frage zu stellen.Es ging unter anderem darum, ob den Bietern aufgrund ihrer schon vorher bestehenden geschäftlichen Verbindungen und Eigentümerverhältnisse eine Teilschuld für die Insolvenz von Essar Steel zukomme. ArcelorMittal-Chef und Haupteigentümer Lakshmi Mittal, der aus Indien stammt, führte dabei als Argument ins Feld, dass das konkurrierende VTB-Konsortium Numetal in der ersten Bieterrunde auch ein Unternehmen umfasste, hinter dem der Sohn eines der Gründer von Essar stand. Obwohl das Unternehmen in der zweiten Bieterrunde aus dem VTB-Konsortium ausschied, haben die Richter nun entschieden, dass das VTB-Konsortium auch so noch ein mit Essar Steel verbundenes Unternehmen geblieben sei. 5,8-Mrd.-Dollar-OfferteDas würde bedeuten, dass Numetal die gesamten Schulden von Essar bezahlen müsste, um ein Bieter bleiben zu können – was voraussichtlich zu teuer wäre. Auch ArcelorMittal müsste vor einem weiteren Gebot einen Teil der Schulden von Essar abbezahlen – was jedoch als wahrscheinlicher gilt. Der Stahlkonzern gilt deshalb derzeit als Favorit.Im September 2018 hatte ArcelorMittal das Gebot für Essar laut Nachrichtenagentur Bloomberg auf 420 Mrd. Rupien (rund 5,8 Mrd. Dollar) angehoben. Zuvor habe das Gebot bei 340 Mrd. Rupien gelegen. Eine Investorengruppe, zu der die russische VTB Capital gehört, hatte nach Gerichtsunterlagen ein Zweitrundenangebot von 370 Mrd. Rupien abgegeben. Das von VTB unterstützte Konsortium arbeitet mit der indischen JSW Steel Ltd. zusammen. Der Milliardär Anil Agarwal soll laut Bloomberg knapp 350 Mrd. Rupien geboten haben.Im Fall von ArcelorMittal wurde bemängelt, der Luxemburger Konzern sei an dem ebenfalls insolventen Konkurrenten Uttam Galva Steel beteiligt gewesen. Allerdings lag das Engagement nach Angaben des ehemaligen ArcelorMittal-Verwaltungsratsmitglieds Narayanan Vaghul nur bei 14 Mill. Dollar und war somit vernachlässigbar gering im Verhältnis zum Konzernumsatz von 100 Mrd. Dollar. Deutlich fragwürdiger sieht die Situation beim russischen Bieterrivalen aus: Die Bank VTB agiert über eine auf Mauritius beheimatete Holding namens Numetal, an der auch ein Mitglied der Ruia-Milliardärsfamilie beteiligt war, die Essar Steel gegründet hat. Gemeinsam mit Nippon SteelArcelorMittal plant eine gemeinsame Offerte mit Nippon Steel. ArcelorMittal soll die Mehrheit der Anteile am Konsortium mit Nippon Steel halten und plant eine vollständig in bar finanzierte Offerte. Zuvor hatte ein neues Insolvenzrecht in Indien, das wirtschaftlich nicht tragfähige Unternehmen zur Aufgabe zwingen soll, einen Bieterwettbewerb um Stahlunternehmen mit einem geschätzten Gesamtwert von 26 Mrd. Dollar ausgelöst. Essar war durch eine schwache Nachfrage und eine gestörte Gasversorgung, die die Produktion einschränkte, in Schieflage geraten. Essar hat die Kapazität, um jährlich 10 Mill. Tonnen Stahl herzustellen, produzierte aber zuletzt nur 6 Mill. Tonnen. Bevor das Unternehmen im August 2017 Insolvenz anmeldete, gehörte es den beiden Milliardärsbrüdern Shashi und Ravi Ruia.