Bieterkampf um Pepcom in der Schlussrunde
Die Konsolidierung im deutschen Kabelmarkt macht keine Pause. Kaum vier Wochen nach Primacom bittet auch die etwas kleinere Pepcom um finale Kaufangebote. Das Rennen ist offen. Sowohl die Konkurrenz als auch Finanzinvestoren sind interessiert.Von Stefan Paravicini, FrankfurtIm deutschen Kabelnetz geht es Schlag auf Schlag. Nur vier Wochen nach der Übernahme von Primacom durch Tele Columbus ist auch im Bieterkampf um Pepcom die Zielgerade in Sicht, wie die Börsen-Zeitung aus informierten Kreisen erfahren hat. Offerten für den letzten verbliebenen Anbieter mit überregionaler Bedeutung hinter Kabel Deutschland, Unitymedia Kabel BW und Tele Columbus werden bis Ende August erwartet. In Finanzkreisen wird dem Unternehmen aus Unterföhring, bei dem seit 2010 Star Capital Partners das Sagen hat, eine Bewertung von gut 700 Mill. Euro zugetraut.Sowohl strategisch motivierte Parteien als auch Finanzinvestoren zeigten reges Interesse an Pepcom, heißt es in informierten Kreisen. Eine Bewertung wie zuletzt bei Primacom, für die Tele Columbus das 11-Fache des für 2015 erwarteten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf den Tisch gelegt hat (vgl. BZ vom 17. Juli), dürfte deshalb auch für den kleineren Rivalen aus Bayern drin sein, der in diesem Jahr bei einem erwarteten Umsatz von 138 Mill. Euro ein Ebitda von 64 Mill. Euro anpeilt.Möglich, dass am Ende sogar ein Schnaps mehr geht, weil Pepcom in ihrem bestehenden Netz, mit dem rund 850 000 Haushalte in Bayern, Hessen und Sachsen erreicht werden, über eine nach Einschätzung von Marktbeobachtern in weiten Teilen bereits modernisierte Infrastruktur verfügt und im Vergleich mit den Konkurrenten daher geringen Investitionsbedarf hat. Das Unternehmen ist annähernd schuldenfrei und erwirtschaftet freie Cash-flows, die zur Finanzierung eines Deals beitragen könnten. Im Visier von Tele ColumbusDas wäre gerade für den Konkurrenten Tele Columbus interessant, der nach Einschätzung der Berenberg Bank in diesem wie im nächsten Jahr die operativ erwirtschafteten Mittel weitgehend in die Modernisierung des eigenen Netzes investieren wird. Vergleichbar mit der gerade angekündigten Übernahme von Primacom böte auch Pepcom einem Käufer aus der Branche außerdem Synergien von bis zu 30 Mill. Euro pro Jahr, die es einem Konkurrenten erleichtern würden, den Deal zu schultern.Noch sei indessen nicht abzusehen, ob am Ende ein strategischer Investor oder ein Finanzinvestor das Rennen macht, heißt es in informierten Kreisen. Tele Columbus, die Nummer 3 im Markt, die nach der Übernahme der Nummer 4 Primacom angekündigt hat, weitere Ziele ins Visier zu nehmen und zuletzt auch als Favorit bei Pepcom gehandelt wurde, hat sich demnach noch nicht vom Feld absetzen können. Die seit bald sieben Monaten börsennotierte Gesellschaft will sich auf einer außerordentlichen Hauptversammlung eine Barkapitalerhöhung genehmigen lassen und strebt einen Bruttoemissionserlös von 240 Mill. Euro an, um neuen Spielraum für Zukäufe zu schaffen (vgl. BZ vom 7. August).Pepcom selbst wird in Finanzkreisen ebenfalls die Eignung als möglicher Börsenkandidat zugesprochen. Fast die Hälfte des operativen Ergebnisses (Ebitda) steht nach der Einschätzung von Beobachtern als freier Cash-flow zur Verfügung und macht das Unternehmen dividendenfähig. Die Ankündigung von CEO Uwe Nickl, das eigene Netz in Zukunft für Anbieter wie United Internet oder Telefónica zu öffnen, untermauert die Wachstumsambitionen des Unternehmens, das in diesem Jahr Umsatz und Ebitda um knapp ein Zehntel steigern möchte.Für die Eigentümer steht bislang dennoch der Verkaufsprozess im Fokus, heißt es in den Kreisen. Dass Pepcom zum Verkauf steht, hatte Reuters Ende Februar unter Berufung auf zwei Insider gemeldet. Mit der Durchführung des Verkaufsprozesses ist HSBC betraut, die auch die jüngste Refinanzierung von Pepcom arrangiert hat.