Bieterkampf um Thyssen-Aufzüge

Kone und CVC erwägen gemeinsame Offerte - Allianz von Blackstone und Carlyle zeichnet sich ab

Bieterkampf um Thyssen-Aufzüge

Auch wenn die Großaktionäre Krupp-Stiftung und Cevian auf eine Sonderdividende verzichten: Thyssenkrupp braucht dringend Geld für die Ausfinanzierung der Milliarden-Pensionslasten und die Restrukturierung. Deshalb treibt Vorstandschefin Martina Merz den Verkauf der Aufzugssparte im Eiltempo voran.cru Frankfurt – Im Bieterkampf um die 15 Mrd. Euro schwere Aufzugssparte von Thyssenkrupp bilden sich offenbar drei Allianzen von Kaufinteressenten, die gegeneinander antreten. Die potenziellen Käufer suchen sich jeweils Partner, um den hohen Betrag zu stemmen. Wie informierte Kreise laut der Nachrichtenagentur Bloomberg berichten, verhandelt der finnische Aufzugshersteller Kone, dessen CEO Henrik Ehrnrooth sein Interesse schon öffentlich bekundet hat, mit der britischen Beteiligungsgesellschaft CVC Capital Partners über eine potenzielle gemeinsame Offerte.Auch der US-Finanzinvestor Blackstone und die ebenfalls amerikanische Private-Equity-Gesellschaft Carlyle führen Gespräche mit dem Ziel, zusammen ein Gebot vorzulegen. Zudem wollen Abu Dhabi, Advent und Cinven bieten – ebenso wie, separat voneinander, der japanische Aufzugshersteller Hitachi und Brookfield Asset Management.Aus dem Rennen zurückgezogen haben sich laut Bloomberg Clayton Dubilier & Rice, EQT, Permira und KKR. Der Datenraum soll für die verbliebenen Kaufinteressenten in Kürze geöffnet werden. Mit den ersten formellen, aber noch unverbindlichen Offerten wird Ende Oktober gerechnet. Börsengang als “Plan A”Als “Plan A” für die Aufzugssparte verfolgen Vorstandschefin Martina Merz, die gerade erst vom Aufsichtsrat als Interims-CEO für ein Jahr an die Spitze des Konzerns entsandt wurde, und Finanzvorstand Johannes Dietsch gleichzeitig weiter die Option eines Börsengangs der Aufzugssparte mit einem Minderheitsanteil von etwa 25 %, weil dann der operative Gewinn der Ertragsperle weiter voll konsolidiert werden könnte. Vorbereitet wird die Erstnotierung von Deutscher Bank, Goldman Sachs und J.P. Morgan.Im Fall eines Komplettverkaufs könnte es zu einer außerordentlichen Ausschüttung an die Großaktionäre kommen. Die Krupp-Stiftung mit 21 % der Anteile und der Finanzinvestor Cevian mit 18 % haben jedoch geleugnet, vom Vorstand eine Sonderdividende verlangt zu haben.Thyssenkrupp braucht die Einnahmen aus dem Verkauf der Aufzugssparte dringend für die Ausfinanzierung der 8,5 Mrd. Euro schweren Pensionslasten, für die Reduzierung der 5 Mrd. Euro schweren Nettoschulden und für die Restrukturierung der Sparten für Großanlagenbau und Automobilteile. Nach Einschätzung von Analyst Tom Gibney von Bank of America Merrill Lynch würde die Ausgliederung aus der Bilanz in eine insolvenzsichere Pensionstreuhand (Contractual Trust Arrangement, CTA) auch den Widerstand der im Aufsichtsrat einflussreichen Gewerkschafter der IG Metall gegen den Verkauf der Aufzugssparte verringern.Für den finnischen Aufzugshersteller Kone wäre eine Bieterkooperation mit CVC die Möglichkeit, erhebliche kartellrechtliche Bedenken auszuräumen. Die beiden Unternehmen würden zusammen den größten Aufzugshersteller der Welt bilden. CVC könnte zum Beispiel das Aufzugsgeschäft in Europa erwerben, da Kone und Thyssenkrupp hier erhebliche Überschneidungen haben – oder die britische Beteiligungsgesellschaft gibt ein eigenes separates Angebot ab. Noch ist nichts vereinbart, und es ist auch offen, ob es überhaupt zu einem Gebot kommt.Nach dem EU-Veto gegen das Stahl-Joint-Venture mit Tata und dem darauf folgenden Strategiewechsel samt Rauswurf von Vorstandschef Guido Kerkhoff will Thyssenkrupp beim Aufzugsverkauf eine langwierige Kartellprüfung vermeiden. Eine Veräußerung an Beteiligungsfirmen wie Blackstone und Carlyle wäre aus Wettbewerbssicht unbedenklich. Ein Verkauf an Kone könnte nach Angaben informierter Personen dagegen lukrativer sein und stärkere Kostensenkungen ermöglichen. Das Aufzugsgeschäft von Thyssen könnte dann mehr als 15 Mrd. Euro wert sein.Der Kurs der in den MDax abgestiegenen Thyssenkrupp-Aktie reagierte zeitweise mit einem Plus von 5,9 % auf 13,30 Euro. Der Börsenwert des Konzerns, dessen Bonitätsnoten auf Ramschniveau liegen, hat sich aber auch so noch in zwei Jahren halbiert auf 8,3 Mrd. Euro. – Wertberichtigt Seite 8