Bieterkampf um US Steel heizt sich auf
Bieterkampf um US Steel heizt sich auf
Ex-Manager überrascht mit Angebot – Konflikt mit Konkurrent Cleveland-Cliffs
xaw New York
Um die US-Industrieikone US Steel ist ein heißer Übernahmekampf entbrannt. Nachdem der Konzern aus Pittsburgh eine Offerte des Rivalen Cleveland-Cliffs ablehnte, ist zum Wochenstart das Industriekonglomerat Esmark mit einem Angebot auf den Plan getreten. Entstünde durch einen Deal ein neuer großer US-Spieler, würde dies laut Analysten erhebliche Auswirkungen auf den globalen Stahlmarkt haben.
Die Offerte von Cleveland-Cliffs setzte sich aus einem Barangebot von 17,50 Dollar pro Aktie und 1.023 Anteilen des Unternehmens aus Ohio zusammen. US Steel wäre so mit über 7 Mrd. Dollar bewertet worden. Esmark bietet hingegen 7,8 Mrd. Dollar, also 35 Dollar pro Aktie, in Cash – zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bedeutete dies einen Aufschlag von über 50% auf den aktuellen Kurs. Marktteilnehmer zeigten sich von dem Angebot überrascht: Esmark fokussiert sich in ihrem Stahlgeschäft bisher auf die Verarbeitung sowie den Vertrieb und weniger auf die Produktion von Rohmaterial.
Große Eisenerz-Reserven
US Steel gehört indes zu den Herstellern mit dem größten Kostenaufwand. Dennoch gelten Teile des Unternehmens, das 1901 aus der von J.P. Morgan finanzierten Fusion der Stahlinteressen verschiedener Industriemagnaten hervorging und als erste US-Firma eine Marktkapitalisierung von 1 Mrd. Dollar erreichte, für potenzielle Käufer als attraktiv. Denn wenngleich der Konzern den Fokus unter dem seit 2017 amtierenden CEO David B. Burritt verstärkt auf die Umschmelzung von Stahlschrott gelegt hat, sitzt er auf großen Eisenerz-Reserven. Rohstoffstrategen erwarten, dass die globale Nachfrage nach dem Material angesichts eines knappen Stahlschrott-Angebots zunehmend anziehen dürfte.
Am Dienstag trieb eine Zinssenkung der People's Bank of China die Eisenerzpreise an. Denn Anleger setzen darauf, dass eine wirtschaftliche Belebung in der Volksrepublik den Verbrauch ankurbeln wird. Zudem liegt die Hoffnung darauf, dass die Infrastruktur-Investitionsprogramme der US-Regierung die Nachfrage anheizen. US Steel gehört zu den amerikanischen Branchenvertretern, die in neue Werke oder den Ausbau bestehender Produktionsstandorte investieren.
Das 2017 eröffnete Werk Big River in Arkansas zählt zudem zu den modernsten des Landes. Als eine von nur zwei Produktionsstätten in den USA ist es für die Fertigung von Stahl für Elektromotoren ausgestattet. Kunden aus der Autobranche hat auch Cleveland-Cliffs-CEO Lourenco Goncalves im Blick, der durch die Übernahme von US Steel einen effizienteren und innovativeren Anbieter schaffen will.
CEO Burritt bezeichnete das Angebot des Konkurrenten indes als "unvernünftig". Cleveland-Cliffs habe sich geweigert, eine Geheimhaltungsvereinbarung zu unterzeichnen, wenn US Steel den wirtschaftlichen Bedingungen des Angebots nicht im Vorhinein zustimme. Goncalves bestritt dies. US Steel habe ihm untersagen wollen, eine Zustimmung der US-Regierung zum Deal einzuholen, und im Rahmen des Deals eine "absurde" Stillhalteklausel über 18 Monate gefordert.
Burritt betonte indes, sein Unternehmen prüfe strategische Optionen, es lägen mehrere Angebote für das Gesamtunternehmen oder bestimmte Teile vor. Esmark-Gründer James Bouchard will mit seiner Offerte nach eigenen Angaben sicherstellen, dass US Steel in amerikanischer Hand bleibe. Der 62-Jährige war einst Vizepräsident von US Steel in Europa.
Deals mit Russland
Mit Esmark übernahm Bouchard Anfang des Jahrtausends mehrere Stahlvertriebsfirmen, bevor er den Hersteller Wheeling-Pittsburgh kaufte. Im Jahr 2008 veräußerte er seine Stahlholding allerdings an die russische Severstal, bevor er die Esmark-Markenrechte und drei Verarbeitungsanlagen zurück erwarb. Bouchards bisherige Deals wiesen allerdings ein geringeres Volumen auf als die angepeilte Akquisition von US Steel.
Das Esmark-Angebot ist bis zum 30. November gültig. Derweil lässt auch Cleveland-Cliffs nicht locker, die in den vergangenen Jahren durch den Kauf des US-Geschäfts von ArcelorMittal wuchs. CEO Goncalves betonte, durch die Kombination seines Konzerns mit US Steel würde der einzige US-Hersteller unter den zehn größten Stahlproduzenten der Welt entstehen. Cleveland-Cliffs habe das Angebot nach Ablehnung öffentlich gemacht, damit Aktionäre davon erführen und die Gespräche zwischen den Unternehmen in Fahrt kämen.