Kaliproduzent

Bilanzpolizei sitzt K+S weiter im Nacken

Weder der positive Ausblick auf die künftigen Geschäftsjahre noch die Zuversicht, die Vorstandschef Burkhard Lohr auf dem Kapitalmarkttag von K+S ausstrahlte, haben am Donnerstag den Kurssturz verhindert. Grund war die Mitteilung, dass die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung weiterhin eine Milliardenabschreibung des Düngerproduzenten untersucht.

Bilanzpolizei sitzt K+S weiter im Nacken

md/dpa-afx Frankfurt

Der Düngemittel- und Salzproduzent K+S hat die Zweifel der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) an der Höhe einer Milliardenabschreibung von Ende 2020 bislang nicht ausräumen können. Die Prüfung des Falls durch die DPR dauere an, teilte das MDax-Unternehmen mit. Das Management weist die Vorwürfe – auch unter Einbeziehung einer Analyse durch externe Prüfer – als unbegründet zurück.

Die betreffende Wertberichtigung hatte 2020 zu einem Jahresverlust von 1,8 Mrd. Euro geführt. Die Finanzaufseher hegen jedoch den Verdacht, dass K+S Vermögenswerte immer noch zu hoch angesetzt hatte. Die Abschreibung war notwendig geworden, u. a. weil K+S zuvor zu optimistisch in puncto Kalipreisentwicklung gewesen war. Anders als in der aktuellen Boomphase stand der Kalimarkt damals unter Druck.

Wie das Unternehmen nun mitteilte, beanstandet die DPR zwar die langfristigen Kalipreisannahmen nicht, hält aber den damals ermittelten Wert der „zahlungsmittelgenerierenden Einheit Kali- und Magnesiumprodukte“ (ZGE Kali) für zu hoch. K+S war damals hoch verschuldet, die Eigenkapitalquote war infolge der Abschreibung weiter abgesackt. Wegen der Schuldenlast hatte das Management um Vorstandschef Burkhard Lohr zuvor bereits entschieden, das amerikanische Salzgeschäft zu verkaufen. Die Veräußerung wurde im Mai 2021 abgeschlossen. Finanziell steht der Konzern seither deutlich besser da.

Der Fokus des Unternehmens liegt nach dem Verkauf der Sparte nun auf dem Düngergeschäft. Das soll profitabler werden, wie das Unternehmen im Zuge der Kapitalmarktveranstaltung mitteilte. Das neue Werk Bethune in Kanada und der Standort Zielitz in Sachsen-Anhalt werden auf die Produktion des Standardprodukts Kaliumchlorid fokussiert − dabei gehe es vor allem darum, Kosten zu senken. An den Standorten Werra und Neuhof im thüringischen und hessischen Kalirevier liege der Fokus auf der Herstellung von Düngerspezialitäten. Diese werfen mehr Gewinn ab.

Auch das sehr wettbewerbsintensive europäische Salzgeschäft soll effizienter werden. Lohr schätzt die Perspektiven hier langfristig eher verhalten ein und verwies in diesem Zuge auf den Klimawandel: Sollten die Winter in Europa tendenziell wärmer werden, bräuchte es weniger Auftausalz. Das Salzprojekt in Aus­tralien zählt der Konzernchef nicht länger zum Kerngeschäft. Perspektivisch dürfte daher ein Partner für Ashburton Salt gesucht werden, auch ein Verkauf sei eine Option.

Ambitionierte Mittelfristziele

Ab 2023 soll jedes Werk sowie die Gruppe insgesamt einen positiven freien Mittelfluss (Free Cash-flow) erreichen, selbst bei einem niedrigen Kalidüngerpreis, sagte Finanzvorstand Thorsten Boeckers laut Mitteilung. Über einen Zyklus von fünf Jahren soll zudem eine operative Gewinnmarge von mehr als 20 % geschafft werden. Daran sollen die Aktionäre künftig mit einer Basisdividende von 15 Cent je Anteilschein beteiligt werden. Für Jahre mit einer entsprechend guten Entwicklung soll es Aufschläge geben. Für das vergangene Geschäftsjahr wurde keine Dividende gezahlt, und für 2019 waren es lediglich 4 Cent.

Die Äußerungen zur Dividende dürften den Anlegern zwar gefallen, doch erschienen die Mittelfristziele insgesamt recht ambitioniert, schrieb Baader-Bank-Analyst Markus Mayer. In der Vergangenheit habe K+S mittelfristige Vorgaben verfehlt. So erreichte der Konzern in einem äußerst positiven Marktumfeld im dritten Quartal eine operative Gewinnmarge (Ebitda-Marge) von 16,2%, für die ersten neun Monate sind es 16,7%. Bis zu den über den Zyklus hinweg angepeilten mehr als 20% fehlt also noch ein gutes Stück.

In absoluten Zahlen steigerte der Konzern den Umsatz von Juli bis Ende September im Jahresvergleich um rund ein Drittel auf 746 Mill. Euro, das operative Ergebnis schnellte um die Hälfte auf knapp 121 Mill. Euro nach oben. Rückenwind lieferten dabei die boomenden Agrarmärkte. Landwirte sind wegen hoher Preise für Feldfrüchte bereit, mehr Geld für Dünger auszugeben. Zudem rüsten sich Kommunen bereits für einen womöglich strengen Winter.

K+S
Konzernzahlen nach IFRS
9 Monate
in Mill. Euro20212020
Umsatz21441803
Bruttoergebnis2027− 1678
Ebitda-Marge (%)16,712,9
Periodenergebnis2457− 1715
Operativer Cash-flow83328
Investitionen (Capex)223288
Freier Cash-flow *248044
Nettoverschuldung7843109
*) bereinigtBörsen-Zeitung
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