Bilfinger Berger arbeitet am "Wir"-Gefühl
Von Peter Olsen, MannheimAuf dem Weg vom Bau- zum Dienstleistungskonzern hat Bilfinger Berger qua Unternehmenskäufen viele neue Beschäftigte aus ganz anderen Branchen hinzubekommen. Ein wichtiges Anliegen von Vorstandschef Roland Koch ist es deshalb, möglichst rasch diese mehr oder weniger eigenständig agierenden Konzernteile zu einer neuen, gemeinsamen Firmenkultur zusammenzubringen. Ein wichtiger Baustein dabei ist die Verkürzung der Firma auf Bilfinger und ein neues Logo. Beides soll am 25. September umgesetzt und dann natürlich auch gelebt werden.Die meisten Beschäftigten, die bislang mit Stolz beim Kunden unter Babcock Borsig, Steinmüller, Rheinhold & Mahla, M+W Zander, HSG oder ACE angetreten sind, werden künftig erstmals den Namenszug Bilfinger auf der Visitenkarte vorangestellt sehen. Das wird nicht jedem gefallen, möglicherweise auch nicht jeden Kunden amüsieren. Aber alte Denk- und Verhaltensweisen müssen nach Kochs Vorgaben aufgegeben werden, um eine neue, gemeinsame Konzernidentität zu schaffen.Gut nachvollziehbar ist es daher, dass das Unternehmen seine Belegschaften auf diesem Weg in die Bilfinger-Zukunft “mitnehmen” und möglichst langfristig binden will. Die Mannheimer lancieren dafür ein mehrstufiges Mitarbeiteraktien-Programm, mit dem zunächst die im Inland Beschäftigten Mitinhaber des Unternehmens werden und sich auch auf der Hauptversammlung artikulieren können. Damit kommen etwa 25 000 der weltweit 60 000 Beschäftigten in den Genuss von Aktien, die das Unternehmen am Markt erwerben wird. Die Nutzung gehaltener eigener Aktien würde eines besonderen Hauptversammlungsbeschlusses bedürfen, was für die Zukunft aber nicht ausgeschlossen ist. 2014 soll das Programm dann auch auf das Ausland ausgerollt werden.Insgesamt können von den Beschäftigten im Inland bis zu fünf Aktienpakete bestehend aus je fünf Aktien zum Durchschnittskurs der fünf Handelstage vor dem letzten Tag der Angebotsfrist erworben werden, wobei als Anreiz je Paket eine Aktie kostenlos abgegeben wird. Zu derzeitigen Kursen und bei voller Zeichnung würde das einem Investment von 1 360 Euro entsprechen. Werden die Aktien bis 2018 gehalten, bekommt der Mitarbeiter nach zwei, vier und sechs Jahren nochmals je Paket eine Bonusaktie, insgesamt also drei Anteile, kostenfrei dazu.Ein Erwerb von Mitarbeiteraktien über die bei Erstzeichnung begünstigten Pakete hinaus ist bis zu einem Maximum von 10 % des Jahresentgeltes möglich. Allerdings entfällt die erste Bonusaktie der begünstigten maximal fünf Pakete, die maximal möglichen drei späteren Bonusaktien können aber bei Einhalten der Haltefrist beansprucht werden.”Das ist keine Eintagsfliege”, betonte Koch, das Beteiligungsprogramm soll regelmäßig wiederholt werden, auch wenn hochgerechnet die Aktien in Mitarbeiterhand, vertreten über einen schon gegründeten Verein, anfangs im “Nullkommabereich” des Kapitals liegen dürften. Bilfinger Berger kalkuliert mit einer Teilnahme von etwa 30 % der Beschäftigten, sodass für den ersten Schritt etwa 0,8 Mill. Euro aufgewandt werden müssten. Zuletzt hatte das Unternehmen 2003 Belegschaftsaktien ausgegeben.Konzernbetriebsratschef Stephan Brückner sieht das Mitarbeiteraktien-Programm als Schritt in die richtige Richtung. Seit 2010 gibt es im Inland für die Beschäftigten eine im Haus als “Brückner-Bonus” bezeichnete Tantieme, die das Hundertfache des Dividendensatzes – zuletzt 3,40 Euro je Aktie – ausmacht und ebenfalls dazu dienen soll, das “Wir”-Gefühl zu stärken.——Bilfinger-Programm für Mitarbeiteraktien- Berechtigte: Zunächst etwa 25 000 im Inland Beschäftigte.- Bis zu 5 Aktienpakete zu je 5 Aktien, davon eine als kostenloser Bonus.- Haltefrist sechs Jahre, dabei für jedes 2012 erworbene Aktienpaket nach zwei, vier und sechs Jahren je 1 weitere Aktie kostenfrei.- Zeichnungsfrist: 26. September bis 26. Oktober 2012.- Benötigte Aktien werden von Bilfinger am Markt erworben. Anfangskosten auf 0,8 Mill. Euro geschätzt. po——