Bilfinger tritt dem Margendruck mit Sparmaßnahmen entgegen
Von Peter Olsen, zzt. DohaDer Mannheimer Engineering- und Services-Konzern Bilfinger hat sich fest vorgenommen, dem im aktuell schwieriger werdenden konjunkturellen Umfeld steigenden Margendruck mit eigenen Sparanstrengungen zu trotzen. “Wir haben nicht die Absicht, Abstriche von den prognostizierten Zielen zu machen”, sagte Vorstandsvorsitzender Roland Koch in Doha/Katar. Klares AlleinstellungsmerkmalDas bereinigte operative Ergebnis (Ebita) auf Kurs zu halten, sei allerdings anstrengend, da man zunehmend im bislang weniger zyklischen Dienstleistungsgeschäft sehe, dass Wettbewerber aus den südeuropäischen Ländern “in unsere Märkte hineindrängen”. Dabei hat der Konzernlenker den Eindruck, dass die Konkurrenten zwar keine Aufträge erhielten, dafür aber das von Bilfinger durchsetzbare Preisniveau drückten. “Der Kunde will uns”, so Koch selbstbewusst. Die Mannheimer sind von der Marktschwäche in Südeuropa direkt selbst kaum betroffen, da sie in den entsprechenden Märkten dort nur “rudimentär” vertreten sind.Im Heimatmarkt sitze Bilfinger mit seiner breiten Aufstellung in Teilsegmenten zudem auch immer der Mittelstand im Nacken. “Wir sind kein Monopolist”, stellte Koch fest, der aber dem vom einstigen Baukonzern zum internationalen Engineering- und Services-Anbieter gewandelten Unternehmen gerade wegen der angebotenen Komplexität im Wettbewerb “ein klares Alleinstellungsmerkmal” zumisst.Bilfinger stehe insgesamt vor einer neuen Expansionsphase, sowohl organisch aus der zunehmenden Vernetzung der Konzerngesellschaften in den Bereichen Facility Services, Industrial Services und Power Services sowie im Ingenieurbau als auch durch weitere Akquisitionen. Von den geplanten etwa 1 Mrd. Euro für Firmenkäufe habe Bilfinger seit dem vergangenen Jahr international rund 550 Mill. Euro Leistung und rund 6 500 Mitarbeiter zugekauft.Wichtigste Zukäufe waren dabei die niederländische Tebodin, die mit 1 300 Ingenieuren Beratungs- und Entwicklungsaufgaben für Industrieanlagen oft genau dort erbringt, wo Bilfinger noch nicht vertreten war. Tebodin sei ein “extrem wichtiger Seismograph für die Bewertung von Marktchancen”. Mit Blick auf das Potenzial des indischen Marktes hob Koch zudem den Erwerb der indischen Neo Structo hervor, die in der Instandhaltung von Anlagen der Prozessindustrie eine wichtige Rolle spiele. Und in den USA legten sich die Mannheimer den Montage- und Rohrleitungsspezialisten Westcon zu, der sich vor allem auf Kunden in der Öl- und Gasindustrie stütze. Mit der Alpha Messe-Steuer-Regeltechnik sowie Envi Con, einem Spezialisten für die Planung von Gas- und Kohlekraftwerken, wurde die technologische Kompetenz zudem gestärkt.Bilfinger erlöst derzeit noch gut vier Fünftel der Jahresleistung in Europa. Auf das US-Geschäft entfallen lediglich 8,8 %. Von der Ausbeutung der Schiefergasvorkommen erwartet sich Koch einen Investitionsboom in der US-Energiewirtschaft, denn allein das Pipelinsystem müsste verdoppelt werden. Stillgelegte Prozessanlagen dürften revitalisiert und modernisiert werden. “Und das ist unsere Domäne.” Den Spielraum für weitere Akquisitionen beziffert Koch einschließlich stärkerer Verschuldung auf bis zu 1 Mrd. Euro.Das Betreibergeschäft fährt Bilfinger vor allem im Ausland weiter. Als interessante Märkte dafür gelten Großbritannien, Kanada, die USA und Australien. “Die Pipeline ist okay”, so Koch. Gerade erst erreichte der Konzern den Financial Close für ein Betreiberprojekt in Großbritannien, wo ein von Bilfinger geführtes Konsortium an vier Standorten im Südwesten Englands mehrere Polizeigebäude realisiert. Das Investitionsvolumen beträgt 100 Mill. Euro. Bilfinger ist an der ausführenden Gesellschaft zu 70 % beteiligt und stellt etwa 6 Mill. Euro Eigenkapital zur Verfügung. Der mit reifen Betreiberprojekten in London gestartete börsennotierte Fonds funktioniert laut Koch außerordentlich gut. Die Anteile notierten deutlich oberhalb des Ausgabepreises.