Akquisition

Bilfinger übernimmt Teile von Stork

Der Industriedienstleister Bilfinger kauft Teile der Stork-Gruppe in den Niederlanden und Belgien. Der Kaufpreis ist recht niedrig, doch der Umsatz wächst um mehr als eine halbe Milliarde Euro.

Bilfinger übernimmt Teile von Stork

Bilfinger übernimmt Teile von Stork

Gut 500 Mill. Euro Umsatz kommen hinzu – Industriedienstleister erweitert Angebot in den Niederlanden und Belgien

hek Frankfurt

Der Industriedienstleister Bilfinger erwirbt Teile der Stork-Gruppe, einer Tochtergesellschaft des US-Konzerns Fluor. Gemessen am Kaufpreis von 26 Mill. Euro handelt es sich um eine kleine Akquisition. Legt man allerdings das hinzukommende Umsatzvolumen von mehr als einer halben Milliarde Euro zugrunde, erweitert Bilfinger das Kerngeschäft in Europa beträchtlich.

Schwerpunkt der Übernahme sind die Stork-Geschäfte in Belgien und den Niederlanden, ergänzt um Einheiten in Deutschland und den USA. Wie Bilfinger mitteilt, wechseln 2.720 Mitarbeiter den Arbeitgeber. Im vergangenen Jahr setzten die Stork-Einheiten 528 Mill. Euro um. Davon stammte mit 77% der Großteil aus den Niederlanden. Für 2023 werden 539 Mill. Euro Umsatz erwartet. Zum Vergleich: Bilfinger peilt Konzernerlöse zwischen 4,3 Mrd. und 4,6 Mrd. Euro an.

Margenziele werden bestätigt

Die normalisierte Umsatzrendite vor Zinsen, Steuern und Goodwill-Abschreibungen der Stork-Geschäfte wird mit 3,3% im abgelaufenen Jahr angegeben. Für 2023 werden 2,8% erwartet, während Bilfinger 3,8 bis 4,1% (2022: 3,2%) in den Blick nimmt. Ungeachtet der geringeren Stork-Margen hält das Management am Margenziel von mindestens 5% für 2024 und 6 bis 7% für 2025 bis 2027 fest.

CEO Thomas Schulz bezeichnet den Kauf als "Ergänzungsgeschäft". Stork sei in Belgien/Niederlande stark in der mechanischen und elektrischen Instandhaltung. In diesen Bereichen sei Bilfinger dort bisher wenig vertreten. Die breitere Angebotspalette ermögliche höhere Margen: "Je mehr Gewerke wir verkaufen, desto profitabler werden wir", sagt Schulz im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Die Geschäfte ergänzten sich, es gebe keine Überlappungen. Daher könnten die erworbenen Bereiche schnell integriert werden. Künftig sei man in Belgien/Niederlande so aufgestellt wie in Deutschland.

Den Unternehmenswert der Akquisition einschließlich Schulden von 50 Mill. Euro gibt Bilfinger mit 76 Mill. Euro an. Ohne Leasingverbindlichkeiten seien es 39 Mill. Euro. Die Schweizer Großbank UBS hält den Kaufpreis für attraktiv. Selbst ohne Steigerung der Profitabilität sei ein Anstieg des Ergebnisses je Aktie um 5% zu erwarten. Die im SDax vertretene Aktie reagierte am Donnerstag im Handelsverlauf mit einem Kursanstieg um 3%.

Kaufpreis "angemessen"

Die Restrukturierungs- und Integrationskosten veranschlagt Bilfinger auf 18 Mill. Euro. Sie entfallen laut Schulz vorwiegend auf die Umstellung von Ausrüstungen und IT sowie die Zusammenlegung von Werkstätten. Verwaltungsfunktionen würden kaum übernommen – ein Bereich, in dem Bilfinger gerade ein Effizienzprogramm umsetzt. Den Kaufpreis, der niedrig erscheint, bezeichnet Schulz als angemessen und fair. Bezogen auf die "totalen Kosten" der Akquisition müsse sich ein positiver Return für die Aktionäre ergeben: "So berechnen wir, was wir zahlen wollen." Den Abschluss der Transaktion erwartet Bilfinger in der ersten Hälfte 2024. Die Kartellbehörden müssen noch zustimmen. Der Kauf entspreche der Strategie, das Kerngeschäft in Märkten zu stärken, in denen man bereits gut positioniert sei, versichern die Mannheimer in ihrer Mitteilung. Durch den Ausbau der Belegschaft werde die Position im Wettbewerb um Fachkräfte gestärkt.

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