Billige Energie und schwacher Euro treiben Heidelberg Cement

Für 2015 weiter deutliche Ergebnissteigerung geplant - Italcementi-Kauf bringt mehr Synergien als bisher angenommen

Billige Energie und schwacher Euro treiben Heidelberg Cement

po Frankfurt – Der Baustoffkonzern Heidelberg Cement ist mit seiner Geschäftsentwicklung trotz zum Teil schwieriger Marktbedingungen in einigen Absatzregionen zufrieden. Vorstandschef Bernd Scheifele sagte bei der Erläuterung des Zahlenwerks für das dritte Quartal und die ersten neun Monate dieses Jahres: “Das Zahlenwerk ist sehr sauber, sehr klar.” Der Ausblick für das Gesamtjahr, das einen zweistelligen Anstieg beim bereinigten operativen Ergebnis und beim Jahresüberschuss bringen soll, wurde bestätigt. Der Umsatz allerdings dürfte etwas moderater zulegen als bisher angenommen.Im dritten Quartal hatte der Konzernumsatz um 3 % auf 3,6 Mrd. Euro zugenommen, bereinigt um Konsolidierungs- und Währungseffekte wäre er um 1,9 % niedriger ausgefallen. Da Heidelberg Cement lediglich 10 % des Geschäfts im Euroraum tätigt, verhalf die Euro-Schwäche dem Unternehmen zu einem Umsatzschub von 162 Mill. Euro. Das operative Ergebnis vor Abschreibungen (OIBD) nahm um 8 % auf 865 Mill. Euro zu, bereinigt um die positiven Effekte um 3 %. Damit traf das Unternehmen die Erwartungen der Analysten. Weniger SteuernDabei profitierte der Dax-Konzern auch von Preiserhöhungen in wichtigen Kernmärkten und der erfolgreichen Umsetzung der Programme zur Margenverbesserung sowie von niedrigeren Kosten für Brenn- und Treibstoffe. Unter dem Strich wies der Baustoffkonzern mit 520 Mill. Euro dank geringerer Steuerlasten ein Viertel mehr als ein Jahr zuvor aus. Die Heidelberg Cement-Aktie legte im Xetra-Handel um 2,6 % auf 70,05 Euro zu und wies damit nach dem Tagesgewinner Adidas die stärkste Performance auf.Während die Geschäfte in den USA, West- und Nordeuropa sowie Afrika deutlich besser liefen, hinterließ der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland negative Spuren. Zudem setzte Heidelberg Cement in Indonesien weniger ab, da sich erhoffte Infrastrukturprojekte verzögerten.Große Fortschritte machte Heidelberg Cement auch beim Schuldenabbau, wozu auch der im Frühjahr abgeschlossene Verkauf des Bauproduktegeschäfts maßgeblich beitrug. Dank des Zuflusses von 1,27 Mrd. Euro konnte der Verschuldungsgrad (Gearing) im dritten Quartal auf 39 (i.V. 54,1) % gesenkt werden. Der dynamische Verschuldungsgrad sank auf 2,3 und soll laut Finanzvorstand Lorenz Näger bis Jahresende Richtung 2,0 weiter gedrückt werden (siehe Grafik). Damit erreicht der Konzern auch einen deutlichen Rückgang seiner Finanzierungskosten und hat beste Chancen, als einziges Branchenunternehmen erstmals seit der Finanzkrise seine Kapitalkosten wieder zu verdienen. Seit Jahresbeginn stieg die Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROIC) von 6,2 auf 6,9 %. Die gewichteten Kapitalkosten hatten Ende 2014 ebenfalls bei 6,9 % gelegen.Von der Übernahme des kleineren Wettbewerbers Italcementi erwartet sich Scheifele mehr Synergien als bisher angenommen. Von ursprünglich 175 Mill. wurde das Ziel spürbar auf 300 Mill. Euro hochgeschraubt. Darin seien erstmalig positive Effekte aus Finanzierungskosten und Steuern berücksichtigt. “Der Übernahmeprozess läuft nach Plan, und wir gehen von einem Abschluss des Anteilskaufs von Italmobiliare im ersten Halbjahr 2016 aus”, sagte Scheifele.Mittlerweile habe er fast alle Werke von Italcementi besucht und könne feststellen, dass sie in gutem Zustand seien. Allerdings seien die laufenden Instandhaltungskosten im Vergleich zu Heidelberg Cement zu hoch. Auch im Einkauf sei noch einiges zu holen. Durch Zusatzaufträge sollen die unterausgelasteten Kapazitäten der übernommenen Werke besser genutzt werden.Ergebnisspielräume sieht der Vorstandschef auch bei der Ablösung der teuren Finanzierung bei Italcementi sowie in der Kaufpreisallokation. Zum ständigen Kostenmanagement gehört auch, dass die Investitionen dieses Jahr um 300 Mill. auf 900 Mill. Euro gebremst werden.