Billigflieger helfen Flughäfen
Billigflieger wie Ryanair haben in Europa einen immer größeren Marktanteil gewonnen. Ihr Strategieschwenk, zunehmend auch Drehkreuze anzusteuern, stützt nach Auffassung von Moody’s die Verhandlungsmacht der großen Flughäfen.po Frankfurt – In Europa haben Low-Cost-Carrier wie Ryanair und Easyjet den traditionellen Fluggesellschaften über die Jahre Marktanteile abgenommen (siehe Grafik). Zunehmend buhlen aber auch die Billigflieger um Geschäftsreisende, was den Wettbewerbsdruck auf die etablierten Airlines mit ihrem wichtigen Business-Geschäft weiter erhöht, stellt die Ratingagentur Moody’s in einer Studie fest.Easyjet weise seit zwei Jahren eine noch stärkere Orientierung auf Geschäftsreisende auf. Vermehrt würden Zusatzdienstleistungen wie Priority Boarding geboten. Ryanair fliegt vermehrt größere Airports wie Barcelona an, und Norwegian Air Shuttle bewege sich ins Mittel- und Langstreckengeschäft. Kleinere Airlines unter DruckVor allem Traditionslinien mit starker Abhängigkeit vom Kurzstreckengeschäft und mit einer im Vergleich zu Billigfliegern hohen Kostenbasis könnten hier in Schwierigkeiten geraten. Moody’s nennt beispielsweise die Fluggesellschaften SAS, Austrian Airlines, CSA, Brussels Airlines, Air Berlin und Aer Lingus. Dagegen seien die großen, mehr auf die Langstrecke ausgerichteten Airlines wie Deutsche Lufthansa, Air France-KLM und IAG, aber auch Virgin Atlantic weniger der direkten Billigkonkurrenz ausgesetzt.Aber auch regionale Drehkreuze, die den kleineren Traditionsgesellschaften als Basis dienen – etwa Kopenhagen und Wien, zu einem geringeren Teil Brüssel und die norwegischen Airports -, müssten mit rückläufigem Verkehrsaufkommen rechnen, weil sie oft als Zubringer-Airports für größere Gesellschaften genutzt würden.Das Interesse der Low-Cost-Carrier am lukrativen Geschäft mit Geschäftsreisenden führe dazu, dass sie einen Teil ihrer Kapazitäten von regionalen oder zweitrangigen Flughäfen zu großen, international bedeutenden Airports umlenken. Damit würden sie Profit aus dem dort höheren Verkehrs- und Passagieraufkommen ziehen. Die entsprechenden Flughäfen wiederum, oft genug in der Kritik wegen hoher Entgelte wie in Frankfurt, wo Fraport das Sagen hat, kämen so in eine insgesamt bessere Verhandlungsposition. Die Slots für Starts und Landungen sind begrenzt, zusätzliche Nachfrage von Billigfliegern stärkt die Preismacht dieser wichtigen Drehkreuze, meint die Ratingagentur. Kostenbewusste PassagiereDiese Flughäfen mit Drehkreuzfunktion müssten aber damit zurechtkommen, dass ihre übrigen Einnahmen aus dem Dienstleistungsgeschäft mit Einzelhandel und Gastronomiebetrieben sowie Parkhäusern bei Zunahme kostenbewusster Passagiere, wie bei den Billigfliegern üblich, eher leiden könnten. So müsste für diese Zielgruppe möglicherweise auch ein anderes Angebot als bisher gemacht werden.