EIGENKAPITALFORUM 2018

Biosprithersteller gehen unterschiedliche Wege

Ethanolproduzenten Cropenergies setzt langfristig auf starke Preiserholung - Verbio betont Wachstumschancen von Methan

Biosprithersteller gehen unterschiedliche Wege

md Frankfurt – Cropenergies und Verbio gehören der gleichen Branche an, doch die Ausrichtung ist stark unterschiedlich. Hier die auf die Herstellung von Bioethanol spezialisierte Südzucker-Tocher (69 %), da der Gemischtwarenladen unter den Biospritherstellern, an dem Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat zusammen gut 58 % halten. So überrascht es kaum, dass Stephan Meeder, Finanzvorstand von Cropenergies, und Claus Sauter, Vorstandschef von Verbio, zwar die Faktenlage – die Preise für Bioethanol sind am Boden – gleich beurteilen, doch in der Einschätzung, wie darauf zu reagieren ist, zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.Während Meeder zwar auf kurze bis mittlere Sicht ein “herausforderndes Marktumfeld” erwartet, in dem die Ethanolpreise niedrig sein werden, auf längere Sicht aber schon allein wegen der EU-Vorgabe, bis 2020 im Transportsektor einen 10-prozentigen Anteil an erneuerbaren Energien zu erreichen, mit einer stark steigenden Nachfrage und deutlich anziehenden Preisen rechnet, setzt Sauter auf die Karte Biomethan, dessen chemische Formel (CH4) der von Erdgas entspricht. Der Verbio-Chef geriet auf dem Deutschen Eigenkapitalforum richtig ins Schwärmen: “Methan ist ein globaler Megatrend” und “von allen Energieträgern der billigste”. Wie Meeder griff auch Sauter argumentativ auf den Klimaschutz und den Wandel in der Antriebstechnik zurück, nur dass der Cropenergies-CFO auf den Treibstoff E 10 abzielte, der zu neun Zehnteln aus Normalbenzin und zu einem Zehntel aus “klimaschonendem” Bioethanol besteht. Meeder betonte, dass E 20 eigentlich “der beste Mix” sei. Doch dass es unter Fahrzeugführern immer noch starke Vorbehalte gegen die Ethanolbeimischung gibt, wird auch er wissen, weshalb er gar nicht erst die Forderung einer E 20-Einführung erhob.Sauter hingegen, der sich gestern ganz der seiner Ansicht nach glänzenden Zukunft des Biomethans – sprich des Erdgases – verschrieben hatte, stellte Rechnungen auf, welchen enormen Nachfrageschub es geben sollte, wenn etwa alle HDVs (Heavy-duty Vehicles; große Laster und Busse) auf Erdgasantrieb umgestellt würden – was sich für die Betreiber sofort rechnen würde, so Sauter, dem es schwerfiel, eine Erklärung dafür zu finden, wieso diese Umstellung mit wenigen Ausnahmen (etwa im öffentlichen Nahverkehr der Stadt Augsburg) nicht vorgenommen wird. Stadtwerke, für die die Umstellung beträchtliche Arbeiten (Verlegung von Leitungen) und damit hohe Ausgaben bedeuten würden, seien wohl ein Bremsfaktor.Der CEO von Verbio ging in seiner Präsentation aber auch kurz auf den Bioethanolmarkt ein und wies darauf hin, dass durch den Produktionsstopp in den beiden einzigen Ethanolfabriken in Großbritannien sich der Preis bereits um 10 % von seinem Tief gelöst habe. Eine der beiden Fabriken, in Wilton, gehört Cropenergies – dort soll die Produktion zum Ende dieses Monats unterbrochen werden. Es wäre nicht das erste Mal. Bereits im Februar 2015 war die Anlage wegen der auch damals schwierigen Lage auf dem europäischen Bioethanolmarkt vorübergehend stillgelegt worden. Seinerzeit hatte das die Ergebnisrechnung mit 40 Mill. Euro als einmaliger Restrukturierungsaufwand belastet. Prognosen gesenkt Mit Bekanntgabe der Halbjahreszahlen hatte Cropenergies die Jahresziele gesenkt: 2018/19 (28. Februar) wird nun ein Ebitda zwischen 55 und 75 Mill. Euro erwartet (zuvor: 65 bis 95 Mill. Euro). Der Erlös soll zwischen 750 und 780 (zuvor: 810 bis 860) Mill. Euro liegen. Verbio strebt im Geschäftsjahr 2018/19 (30. Juni) ein Ebitda “in einer Größenordnung von 45 Mill. Euro” an.