Biokraftstoffe

Biospritindustrie fordert höhere Beimischungen

Vier Wochen vor der Bundestagswahl haben vier Verbände, die die Biokraftstoffindustrie vertreten, drei Forderungen an die Politik gestellt.

Biospritindustrie fordert höhere Beimischungen

md Frankfurt

Vier Wochen vor der Bundestagswahl haben vier Verbände, die die Biokraftstoffindustrie vertreten, Forderungen an die Politik gestellt: eine höhere Beimischung für Biokraftstoffe, eine Anrechnung erneuerbarer Kraftstoffe auf CO2-Flotten­grenzwerte und die Einführung einer CO2-basierten Energiebesteuerung. Unterstützung erhalten die Lobbyisten durch eine repräsentative Verbraucherumfrage.

„Zeit ist der knappste Faktor“

Das neue EU-Klimagesetz setzt für 2030 verbindlich das Klimaschutzziel auf eine Emissionsminderung von 55% im Vergleich zu 1990 fest. Infolge des Urteils des Bundesverfassungsgerichts zum nationalen Klimaschutzgesetz wurde das Klimaschutzziel in Deutschland bereits von 55% auf 65% verschärft. „Die Zeit ist der knappste Faktor“, heißt es dazu in einer am Montag veröffentlichten Broschüre („Politikinformation Biokraftstoffe“), die gemeinsam vom Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe), dem Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB), dem Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (Ovid) und der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (Ufop) herausgegeben wurde.

„Alle sofort wirksamen Optionen zur Treibhausgasminderung im Verkehr müssen jetzt mobilisiert werden, um die 2030-Ziele zu erreichen“, fordern die Verbände. Die Rahmenbedingungen für erneuerbare Kraftstoffe seien anzupassen, um zügig die Emissionen im Verkehr weiter zu verringern und für Investitionssicherheit zu sorgen.

„Super“-Benzin abschaffen

Damit die nachhaltig verfügbaren Biokraftstoffe zeitnah ihr volles Potenzial für den Klimaschutz ausspielen können, müssen gemäß den Verbänden höhere Beimischungen zum Verkauf zugelassen werden. Dies betrifft bei Biodiesel die Kraftstoffsorten B10 für den Gesamtmarkt und B30 für Nutzfahrzeuge (Lkw und Busse) sowie bei Bioethanol Super E20. Darüber hinaus sollte die Benzinsorte Super (E5) – wie in anderen EU-Ländern – aus dem Markt genommen werden, da praktisch alle Fahrzeuge in Deutschland mit Super E10 betrieben werden können und Super Plus als Schutzsorte für ältere Fahrzeuge ausreicht.

Das zweite Anliegen der Verbände ist, dass der Fahrzeugindustrie ermöglicht werden sollte, neben erneuerbaren strombasierten Kraftstoffen auch den Biokraftstoffanteil auf die CO2-Flottengrenzwerte anzurechnen. So werde die Entwicklung zu treibhausgasarmen Kraftstoffen zur Verwendung in der Bestandsflotte forciert. Dabei müsse gewährleistet sein, dass die zur Anrechnung kommende Menge an emissionsreduzierendem alternativem Sprit zusätzlich in den Markt gelangt.

Die dritte zentrale Forderung lautet, dass die Energiesteuer für Kraftstoffe von einer Mengen- auf eine CO2-orientierte Besteuerung umgestellt werden sollte. CO2-arme bzw. neutrale Spritalternativen wären dann im Vergleich zu fossilen Energieträgern begünstigt.

Ladestrom-Vorteil beenden

Um den Klimaschutz voranzubringen, muss die Treibhausgasquote nach Ansicht der Verbände kurzfristig überprüft werden. Insbesondere die in der Gesetzgebung enthaltenen Mehrfachanrechnungen für Ladestrom sollten entfallen, da dadurch keine tatsächlichen Treibhausgasminderungen erfolgen. Die Vorschläge der EU für eine Neuregelung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED III) sähen dies bereits vor. In diesem Kontext kritisieren die Verbände die komplexe Regulierung nachhaltiger Biokraftstoffe in der EU.

Unterstützung erhalten die Forderungen durch eine repräsentative Verbraucherumfrage, die vor einem Jahr im Auftrag der Verbände durchgeführt wurde. Demnach bewerten zwei Drittel der Bevölkerung Biokraftstoffe grundsätzlich positiv, 29% der Befragten sind skeptisch. Als Begründung für eine eher positive Einschätzung wurde besonders die Schonung von Umwelt und Ressourcen genannt, während kritische Bewertungen am häufigsten mit der Verschwendung von Anbauflächen für Lebensmittel begründet werden.

Der wichtigste Rohstoff zur Biodieselherstellung in Deutschland ist Raps, mit einem Anteil von über 60%; es folgen Altspeisefette mit mehr als 25%. Bioethanol wird vor allem aus Zuckerrüben und Getreide (Weizen, Mais u.a.) hergestellt.

Aktien auf Höhenflug

Der Aktienkurs der Biospritanbieters Verbio hat seit März 2020 kräftig zugelegt, während der Höhenflug von Cropenergies längst gestoppt wurde (siehe Chart). Verbio produziert Biodiesel (Nominalkapazität 470000 Tonnen), Bioethanol (260000 t) und Biomethan (600 Gigawattstunden). Das Unternehmen mit Sitz in Leipzig bringt es auf einen Marktwert von 3,4 Mrd. Euro und ist deutlich schwerer als Cropenergies mit 910 Mill. Euro. Die Südzucker-Tochter (69%) verfügt über eine jährliche Produktionskapazität von 1,3 Mill. Kubikmeter Ethanol.

Wertberichtigt Seite 6