Biotech zapft alternative Finanzquellen an
swa Frankfurt – Die klassischen Finanzierungsquellen der deutschen Biotech-Firmen versiegen, doch private Geldgeber sorgen zunehmend für Liquidität. Gemessen am Volumen publizierter Finanzierungsrunden hat sich die Ausstattung der hiesigen Biotech-Branche 2011 jedoch signifikant verschlechtert. Konnten 2010 noch 441 Mill. Euro durch Risikokapitalgeber und Sekundärfinanzierungen eingesammelt werden, schrumpfte die Summe im vergangenen Jahr um 71 % auf 130 Mill. – den niedrigsten Wert seit 2006.Die traditionellen Risikokapitalgeber investierten nach einer Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young nur noch 87 (281) Mill. Euro in den Sektor. Dabei war 2010 allerdings von großen Runden geprägt, die Family Offices (Hopp, Strüngmann) wenigen Firmen ermöglichten. Dennoch zeigt die Entwicklung der vergangenen Jahre eine Trendwende. “Das klassische Venture-Capital-Modell ist gescheitert”, sagte Siegfried Bialojan, Leiter des Life Science Centers von Ernst & Young, in einem Pressegespräch. Aufgefangen werde der Rückgang zum Teil durch Privatinvestoren, die ihre Engagements oft aber nicht veröffentlichten. Dies hätten Befragungen ergeben.Die Firmen lernen, mit der Magerkost umzugehen. “Die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen zeigen eine gesunde und stabile Entwicklung der Branche”, erklärt Bialojan. Viele Unternehmen hätten ihre Geschäftsmodelle umgestellt, um ihre Abhängigkeit vom schwindenden Risikokapital zu reduzieren. Sie gehen weg von der teuren Wirkstoffentwicklung und konzentrieren sich auf Technologieplattformen sowie Diagnostik-Entwicklungen und Dienstleistungen. Exit verschlossenDie Zurückhaltung der Venture-Capital-Fonds ist vor allem in den verschlossenen Exit-Kanälen begründet. Hierzulande hat es seit 2006 keinen Biotech-Börsengang mehr gegeben. Auch in Europa ist die Szenerie mit drei IPOs von schwedischen Firmen ausgedünnt. In den USA haben es immerhin zehn Firmen geschafft, wobei die Biospritgesellschaft Solazyme mit 227 Mill. Dollar das größte Volumen erreichte.Hierzulande ist auch die Summe an Sekundärfinanzierungen börsennotierter Firmen 2011 deutlich zurückgegangen (siehe Tabelle). Eingesammelt wurden 43 Mill. nach zuvor 160 Mill. Euro. Dabei stellt keine Emission eine klassische Kapitalaufnahme mit breit gestreuter Ausgabe neuer Aktien dar. Es handelt sich vielmehr vor allem um Kapitalspritzen einzelner Großaktionäre.