Biotest gibt moderaten Ausblick
swa Frankfurt
Nach dem kräftigen Umsatzwachstum 2020 rechnet Biotest im laufenden Turnus mit einem Abflauen der Erlösentwicklung. Der Vorstand blickt zwar insgesamt mit Zuversicht auf 2021 und rechnet weltweit mit einem weiteren Anstieg der Nachfrage nach Plasmaproteinpräparaten. Da Biotest jedoch ihre Produktionskapazitäten bereits zu 100% ausgelastet habe, sei bis zur Inbetriebnahme der neuen Anlage am Hauptsitz Dreieich nicht mit großen Umsatzsteigerungen zu rechnen, sagt CEO und CFO Michael Ramroth. Lediglich im Geschäft mit Hyperimmunglobulinen könne die Zulassung in neuen Märkten zusätzlichen Umsatz generieren. Der Konzern stellt ein Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich in Aussicht.
Die Erwartungen sind aus Sicht des Managements angesichts der ungewissen Pandemieeffekte mit großer Unsicherheit behaftet. Dazu kommt wachsender Kostendruck im Gesundheitswesen hoch entwickelter Märkte und die weiterhin angespannte Lage in Krisenregionen. Im vergangenen Jahr hatte Biotest von höheren Erlösen im Mittleren Osten und in Afrika profitiert. Zudem gelang der Markteintritt in China mit Humanalbumin, dem volumen- und wertmäßig größten Markt für das Plasmaprotein. Im Reich der Mitte hat Biotest dabei erstmals knapp 20 Mill. Euro umgesetzt.
Das Expansionsprojekt „Biotest Next Level“ zu Verdopplung der Produktionskapazität am Stammsitz wird 2021 mit Hochdruck fortgesetzt. Der Vorstand betrachtet diese Investition als entscheidende Grundlage für die zukünftige Konzernentwicklung. Auch 2021 sind damit hohe Anlaufkosten verbunden, gleichzeitig steigen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung für klinische Studien für neue Produkte. Die Belastungen werden sich nach Angaben Ramroths auf 75 Mill. bis 85 Mill. Euro summieren. Somit sei davon auszugehen, dass die Gruppe auch im laufenden Jahr operativ einen Verlust ausweisen muss. Dabei wird für das Betriebsergebnis (Ebit) ein Intervall von –5 bis –10 Mill. Euro in Aussicht gestellt, bereinigt um die Ergebnisbelastungen aus dem Expansionsprojekt geht der Vorstand von einem positiven Ebit in der Spanne zwischen 65 Mill. und 80 Mill. Euro aus.
Das vergangene Jahr hat Biotest mit einem Ebit-Verlust von 1,3 Mill. Euro abgeschlossen und damit die eigene Prognose übertroffen. Der Umsatz kam deutlich um 15,5% auf 484 Mill. Euro voran. Auch dies übertraf die Erwartungen. Eine Dividende auf die Stammaktien wird nicht gezahlt – die stimmberechtigten Titel sind zu knapp 90% im Besitz der chinesischen Creat Group. Die nicht stimmberechtigten Anteile erhalten die Vorzugsdividende von 0,04 Euro je Aktie. Der operative Cash-flow ist bei spürbarem Working-Capital-Aufbau mit 16,7 Mill. Euro negativ. Für 2021 sind 25 Mill. bis 30 Mill. Euro für Investitionen budgetiert. Ein Drittel davon ist für die Erweiterung und den Aufbau neuer Plasmazentren in Europa reserviert.
Die Beschaffung von Blutplasma, wichtiger Ausgangsstoff für biologische Therapeutika, stellt sich für Biotest in der Corona-Pandemie schwierig dar. Die Frequenz in den Sammelstellen war in den ersten Monaten 2020 in den USA und in Europa deutlich rückläufig. Mit Marketingaktionen konnten die Lücken dann in Europa nahezu geschlossen werden. Angesichts der Marktkonsolidierung sieht das Unternehmen das Risiko stärker steigender Plasmapreise.
Wertberichtigt Seite 8
Biotest | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Umsatz | 484 | 419 |
Ebit bereinigt | 78 | 69 |
Ebit | −1,3 | −1,2 |
Ergebnis nach Steuern | −31 | −4,7 |
Operativer Cash-flow | −17 | −34 |
Nettoverschuldung | 398 | 349 |
Börsenwert 31.3.2021 | 1189 | |
Börsen-Zeitung |