Biotest spielt Zukunftsmusik
swa Frankfurt – Nach dem jüngsten Misserfolg im US-Geschäft vertröstet das Pharmaunternehmen Biotest seine Anleger auf die Zukunft. Die Gesellschaft hat in klinischen Studien zuletzt gute Fortschritte erzielt. Doch ein Markteintritt ist auch bei dem am weitesten vorangebrachten Kandidaten Civacir frühestens Ende 2016 absehbar, sagte Vorstandschef Gregor Schulz, der nach zwölf Jahren in der Funktion am 1. Januar 2015 den Stab an seinen Nachfolger Bernhard Ehmer weitergeben wird. Schulz signalisierte, dass er nach zweijähriger Abkühlung für ein Aufsichtsratsmandat bereitstünde.Civacir wird zur Prophylaxe einer Hepatitis-C-Reinfektion nach einer Lebertransplantation getestet. Das Marktpotenzial schätzt Schulz in Europa und den USA, wo zusammen jährlich 10 000 Lebertransplantationen durchgeführt würden, auf 200 Mill. bis 400 Mill. Euro. Wenn alles gut geht, könnte danach das potenzielle Krebsmittel BT-062 folgen, aber auch frühestens Ende 2017. Den Antikörper prüft Biotest gegen Multiples Myelom (Knochenmarkskrebs), aber auch gegen solide Tumore wie Brust- oder Blasenkrebs. Dritter Hoffnungswert ist der Antikörper BT-61 gegen Rheumatoide Arthritis, der wegen der großen Studienzahl am längsten brauchen werde. Herausforderndes ErgebniszielDie steigenden Aufwendungen für Forschung und Entwicklung, das Bereitstellen der Wirkstoffmengen für die klinischen Studien, die Kapazitätserweiterung am Stammsitz Dreieich, aber auch Probleme im US-Geschäft drücken aufs Ergebnis. Das Management hatte Mitte August die Jahresprognose kassiert, das Ziel für das Betriebsergebnis (Ebit) gilt auch jetzt noch als herausfordernd. Nach neun Monaten liegt das Ebit mit 35,3 Mill. Euro um 11,5 % unter dem Vorjahreswert.Deutlich rosiger zeigt sich die Umsatzentwicklung, nachdem die Erlöse bis Ende September um 11,5 % auf 410 Mill. Euro zulegten. Gewachsen sei Biotest in Asien, Nahost und Europa, aber nicht in den USA. Den Markteintritt mit dem Immunglobulin Bivigam hatte sich der Konzern dort deutlich leichter vorgestellt, doch es gab anfangs Probleme mit der Verpackung des Produkts. Immerhin habe sich die Situation stabilisiert, bekräftigte Schulz. Starten kann das Unternehmen in China, nachdem dort unlängst das Plasmaprotein Albumin 20 % zugelassen wurde.Das Geld zumindest dürfte Biotest für ihre Projekte nicht knapp werden. Das Unternehmen hat sich vergangene Woche einen Kredit der KfW im Volumen von 85 Mill. Euro über zehn Jahre Laufzeit gesichert mit einem Zinssatz von unter 1 %, wie Finanzchef Michael Ramroth andeutete. Möglich wurde das Darlehen, weil Biotest hohe Energieeinsparungen durch die Neubauten in Dreieich nachweisen kann.