Private Equity

Birkenstock-Eigner holt Tod's von der Börse

Die Gründerfamilie Tod's will den Modekonzern Tod's mit Hilfe von L Catterton von der Börse nehmen. Private-Equity-Deals und Übernahmen kommen in Europa langsam generell wieder in Gang.

Birkenstock-Eigner holt Tod's von der Börse

Birkenstock-Eigner holt Tod's von der Börse

US-Finanzinvestor erwirbt 36 Prozent für 512 Mill. Euro – Im Luxusmodesektor ist viel Bewegung

bl/cru Mailand/Frankfurt

Der US-Finanzinvestor L Catterton, dem auch die deutschen Firmen Birkenstock und Rimowa gehören, hilft jetzt der Gründerfamilie der italienischen Luxusmodefirma Tod's, den Brüdern Della Valle, das Unternehmen von der Börse in Mailand zu nehmen. Bei dem Deal wird der Hersteller von Handtaschen und Schuhen mit etwa 1,4 Mrd. Euro (1,5 Mrd. Dollar) bewertet.

Hinter L Catterton steht mehrheitlich der französische Modekonzern LVMH des Milliardärs Bernard Arnault. Jetzt bietet die Private-Equity-Firma einigen Tod's-Aktionären an, ihre Aktien für 43 Euro pro Stück zu erwerben, wie L Catterton mitteilte. Der Preis entspricht einem Aufschlag von 18% auf den Schlusskurs vom Freitag. Tod's ist bekannt für seine ledernen Slipper und versucht, in einer sich rasch wandelnden Luxusindustrie, in der größere Unternehmen Marktanteile gewinnen, relevant zu bleiben.

Auch andernorts in Europa kommen Private-Equity-Deals wieder langsam in Gang: Carlyle verkauft die Videospielfirma Jagex für fast 1 Mrd. Pfund an CVC. Das Unternehmen mit Sitz in Cambridge ist bekannt für die mittelalterliche Fantasiewelt Runescape.

Im Falle von Tod's meint L Catterton, dass das Taking Private des Unternehmens eine schnellere Entscheidungsfindung ermöglichen und dem Unternehmen mehr Flexibilität beim Wachstum geben würde. Auch in Deutschland haben Finanzinvestoren mehrere Unternehmen wie Synlab, Software AG oder Vantage Towers von der Börse genommen, um sie umzubauen oder zu filetieren.

Die Brüder Della Valle, die derzeit 64,45% der Kapitalanteile und 73,88% der Stimmrechte an Tod's halten, wollen nach dem Verkauf eines Teils ihrer Aktien an L Catterton einen Mehrheitsanteil von 54% behalten. L Catterton will rund 512 Mill. Euro ausgeben, um einen Anteil von 36% zu erwerben, während der Miteigentümer LVMH über die Holding Delphine nach der Transaktion 10% behalten würde.

Der Kurs der Aktien von Tod's stieg am Montag in Mailand um bis zu 18% auf 42,84 Euro. Die Aktie hat seit ihrem Höchststand im Jahr 2013 zwei Drittel ihres Wertes verloren. Einige Investoren könnten der Meinung sein, dass das Angebot zu niedrig ist und den Turnaround von Tod's nicht widerspiegelt, schrieb Thomas Chauvet, ein Analyst der Citigroup.

CEO Diego Della Valle zeigte sich sehr zufrieden. Diese Lösung sei positiv für die Entwicklung der Gruppe. Der Rückzug von der Börse sei strategisch. Vor etwa eineinhalb Jahren war die Familie mit dem Versuch eines Delistings gescheitert.

Die Mailänder Börse verzeichnet seit einigen Jahren eine Flut von Delistings, sei es weil Unternehmen etwa nach Amsterdam abwandern (CNH Industrial, Campari, Exor etc), sei es, weil sie sich von der Börse zurückziehen (Massimo Zanetti Beverages mit Segafredo, Atlantia etc). Speziell im italienischen Luxusmodesektor ist das Interesse von Investoren oder ausländischen Modekonzernen wie Kering (Frankreich) oder LVMH (Frankreich) sehr groß. Kering, das beispielsweise Bottega Veneta, Brioni, Gucci und Pomellato kontrolliert, hat kürzlich von der katarischen Fondsgesellschaft Mayhoola Investments für 1,7 Mrd. Euro 30% am römischen Modehaus Valentino übernommen – mit einer Kaufoption für den Rest. Mayhoola kontrolliert seit 2014 auch Pal Zileri. Richemont hat kürzlich den Schuhhersteller Gianvito Rossi erworben. Und die amerikanische Tapestry hat im August 2023 rund 7,7 Mrd. Euro für die Capri Holding auf den Tisch geblättert, zu deren Portfolio neben Michael Kors und Jimmy Choo auch die italienische Versace gehört. Der weltgrößte Luxuskonzern LVMH schließlich hat eine ganze Armada italienischer Mode- und Luxusunternehmen in seinem Sortiment: Fendi, Bulgari, Acqua di Parma, Emilio Pucci, Berluti und Loro Piana. Und der italienische Schuhproduzent Golden Goose aus Venedig ist im vergangenen Jahr an die Mailänder Börse gegangen.

Großes Interesse

Italiens Luxusindustrie stößt bei Investoren auf Interesse, weil sie mit einem Umsatz von 102 Mrd. Euro (2023) international führend ist, eine Exportquote von fast 90% aufweist, aber sehr zersplittert ist. Sie besteht überwiegend aus mittelständischen Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial. Um die Expansion, Digitalisierung und Forschung und Entwicklung finanzieren zu können, brauchen sie Investoren. Viele stehen auch vor einem Generationswechsel. Italiens größtes Unternehmen der Branche ist Prada mit einem Umsatz von 4,2 Mrd. Euro – ein Zwerg im Vergleich zu LVMH mit einem Umsatz von 86 Mrd. Euro.

Der Finanzinvestor L Catterton unterstützt die Gründerfamilie Della Valle von Tod's dabei, den Luxusmodehersteller von der Börse zu nehmen. Das Beispiel zeigt das wachsende Interesse nicht nur von Investoren, sondern auch von Konkurrenten an Unternehmen im Luxusmodesektor und in anderen Wirtschaftszweigen.

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