Börsengänge

Birkenstock stolpert zum Handelsstart an der New Yorker Börse

Die Aktie von Birkenstock soll knapp unterhalb der Mitte der Preisspanne an die Börse in New York kommen. Das ermöglicht Kursgewinne zum Handelsstart. Vom Verlauf des Börsengangs hängt ab, ob weitere IPO-Kandidaten folgen.

Birkenstock stolpert zum Handelsstart an der New Yorker Börse

Birkenstock stolpert beim Start in New York

Börsengang spielt 1,5 Mrd. Dollar ein – Schwieriger Handelsbeginn wird Test für die Stimmung am IPO-Markt

cru Frankfurt

Birkenstock hat einen schwierigen Start an der Börse erwischt. Der Sandalenhersteller hat vor der Erstnotierung der deutschen Traditionsfirma in New York den finalen Angebotspreis für die Aktie schon vorsichtig im Mittelfeld der Spanne festgelegt, obwohl ein Preis am oberen Ende erwartet worden war. Dennoch ist der Kurs zum Auftakt des Handels in New York am Mittwoch deutlich gefallen. Der erste Kurs wurde bei 41 Dollar festgestellt, also 11% unter dem Ausgabepreis von 46 Dollar.

Am Dienstagabend hatte das Unternehmen aus Linz am Rhein den Preis für seine Aktien, die unter dem Kürzel "BIRK" notieren sollen, auf 46 Dollar festgelegt – und damit knapp unterhalb der Mitte der Spanne, die von 44 bis 49 Dollar reichte. Die Aktienplatzierung bringt damit knapp 1,5 Mrd. Dollar (rund 1,4 Mrd. Euro).

Etwa zwei Drittel davon gehen an die Haupteigentümer, vor allem den US-Finanzinvestor L Catterton, an dem der Luxuskonzern LVMH und dessen Eigentümer, der französische Milliardär Bernard Arnault, beteiligt sind. L Catterton will auch nach dem Börsengang die Kontrolle über Birkenstock behalten.

Zum Ausgabepreis wird Birkenstock mit 8,6 Mrd. Dollar bewertet. Die Aktien aus einem Management- und Mitarbeiter-Aktienprogramm eingerechnet, das 8% umfasst, sind es 9,3 Mrd. Dollar. Birkenstock selbst fließen 495 Mill. Dollar zu, die in den Abbau der 1,8 Mrd. Euro an Schulden gesteckt werden sollen. Für L Catterton bleiben mindestens 989 Mill. Dollar – wenn die Aktie an der Börse gut ankommt und die Mehrzuteilungsoption gezogen wird, sogar 1,22 Mrd. Dollar.

Wert seit 2021 verdoppelt

L Catterton hatte Birkenstock vor zwei Jahren für eine Bewertung von mehr als 4 Mrd. Dollar von der Gründerfamilie gekauft, die nur noch 15% hält. Nach dem Börsengang hält L Catterton immer noch gut 80%. LVMH-Großaktionär und L-Catterton-Miteigentümer Bernard Arnault steigt nun direkt bei Birkenstock ein. Er hat laut Börsenprospekt zugesagt, als Cornerstone-Investor Aktien für 325 Mill. Dollar zu kaufen. Der norwegische Staatsfonds und die Durable Capital Partners von Henry Ellenbogen, einem Veteranen der T. Rowe Price Group, haben Interesse am Kauf von Aktien im Gesamtwert von 300 Mill. Dollar bekundet. Birkenstock hat in den vergangenen neun Monaten bei 1,1 Mrd. Euro Umsatz rund 100 Mill. Euro Nettogewinn erzielt.

Gemischte Performance von Börsenneulingen

In Deutschland gab es 2023 nur drei Börsengänge: die United-Internet-Webhosting-Tochter Ionos, die Thyssenkrupp-Wasserstofftochter Nucera und die Schott-Medikamentenverpackungstochter Schott Pharma. Die Kurse aller drei Unternehmen liegen bestenfalls beim Ausgabepreis oder sogar darunter.

Der Augsburger Panzergetriebe-Hersteller Renk begründete die Absage seines für den 5. Oktober geplanten Börsengangs mit dem eingetrübten Marktumfeld. Als nächste mögliche Kandidaten werden für Anfang 2024 der Tankkartenanbieter DKV Mobility der Milliardärsfamilie Fischer, der Parfümeinzelhändler Douglas des Finanzinvestors CVC und der Fernbusbetreiber Flix des Growth-Equity-Investors General Atlantic gehandelt.

In New York ist Birkenstock der vierte Börsenneuling binnen vier Wochen: nach dem Chip-Designer ARM, der Lebensmittel-Liefer-App Instacart und der Marketing-Plattform Klaviyo. Ihre Aktien waren zum Börsendebüt kräftig gestiegen, gaben ihre Gewinne aber zum Teil schnell wieder ab. Die Aktien von ARM haben seit dem Börsengang um bescheidene 9,2% zugelegt, während Instacart 10% unter dem Angebotspreis gehandelt wird. Klaviyo hat sich von allen am besten entwickelt – mit einem Plus von 16%.

Im Blick der IPO-Kandidaten

Die gemischte Performance dieser drei Unternehmen hat den Blick auf Birkenstock geschärft, da Dutzende von Start-ups, die die Börse ins Auge gefasst haben, entscheiden, ob sie den nächsten Schritt machen oder weiter warten. Zu diesen Unternehmen gehören laut Bloomberg News eine Reihe unterschiedlicher Firmen, darunter die Activewear-Marke Vuori, der Hersteller von Medikamenten zur Gewichtsreduzierung Carmot Therapeutics und Gamechange Solar.

Zwei Schuhhersteller, die 2021 an die Börse gingen, dienen als abschreckendes Beispiel. Die Aktien des in Züricher Herstellers von On-Running-Schuhen, der erst 2022 profitabel wurde, haben seit dem Debüt gerade einmal um 8,8% zugelegt, während die Aktien von Allbirds, die beim IPO für 15 Dollar verkauft wurden, jetzt nur 97 Cent wert sind.

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