Bis zu einem Drittel weniger Gewinn
ak Köln
RWE hat nach einem ergebnisstarken Jahr die Erwartungen für das laufende Jahr gedämpft. Der Energiekonzern rechnet für 2021 mit einem Gewinnrückgang. Offen bleibt bis zu einem gewissen Grad, wie hoch dieser ausfällt. Die prognostizierten Korridore sind relativ weit. Die Essener halte es jedoch für möglich, dass die wichtigsten Ergebnisziffern um rund ein Drittel einbrechen. Dennoch will RWE auch für das laufende Jahr die Dividende weiter erhöhen, wie der designierte Vorstandschef Markus Krebber bei der Bilanzvorlage ausführte. Der Stromproduzent peilt eine Ausschüttung von 0,90 Euro je Aktie an, für das vergangene Jahr sollen die Aktionäre – wie bereits bekannt – 0,85 Euro erhalten.
Für die erwarteten Gewinneinbußen nannte Krebber zwei wesentliche Gründe: So hatte RWE durch einen unverhofft erfolgreichen Energiehandel im vierten Quartal ein Trading-Ergebnis weit über den Erwartungen erreicht. Damit rechnet der Dax-Konzern 2021 nicht mehr. Außerdem belastet der Kälteeinbruch im Februar in Texas RWE so sehr, dass sich der Vorstand vor einigen Wochen zu einer Ad-hoc-Meldung mit Gewinnwarnung gezwungen sah. Laut Krebber summieren sich die Verluste aus Texas nach heutigem Kenntnisstand auf gut 400 Mill. Euro.
In dem südlichen US-Bundesstaat hatten vollkommen unübliche eisige Temperaturen zu mehrtägigen Stromausfällen geführt. Erdgasleitungen waren zugefroren, ein Kernkraftwerk und Kohlekraftwerke vom Netz gegangen und auch Solar- und Windkraftanlagen wegen Vereisungen und Netzproblemen außer Betrieb. Bei RWE erwischte es die texanischen Windparks. Der Konzern hatte den Strom teilweise jedoch schon auf Termin verkauft und musste ihn nun zukaufen, um die Lieferverpflichtungen zu erfüllen. Wegen der angespannten Versorgungslage und regulatorischer Preisvorgaben habe RWE bis zu 9000 Dollar je Megawattstunde zahlen müssen, erläuterte Krebber. Der Konzern erwartet in diesem Jahr im Segment Onshore/Solar deshalb nur ein bereinigtes Ebitda zwischen 50 und 250 Mill. Euro.
RWE will die Ereignisse in Texas gründlich aufarbeiten. Die Debatte in Texas – politisch, regulatorisch und rechtlich – laufe. „Wir werden die Vorgänge ausführlich analysieren“, kündigte Krebber unter anderem im Hinblick auf Absicherung von Positionen und Investitionsentscheidungen an. Für Konsequenzen sei es aber noch zu früh.
RWE rechnet im laufenden Jahr mit einem bereinigten Ebitda des Gesamtkonzerns zwischen 2,65 und 3,05 Mrd. Euro. Dazu sollen Kohle und Kernenergie zum wohl vorletzten Mal mit 800 bis 900 Mill. Euro erheblich beitragen. Denn von 2023 an geht RWE davon aus, mit den sukzessive stillzulegenden fossilen Energieträgern nur noch maximal 200 Mill. Euro Ebitda jährlich zu erwirtschaften.
5 Mrd. Euro Entschädigung
Die Entschädigungsleistungen der öffentlichen Hand für den Ausstieg aus Braunkohle-, Steinkohle- und Kernenergieproduktion summieren sich auf mehr als 5 Mrd. Euro, wie Krebber auf Nachfrage sagte. Deutlich mehr als doppelt so hoch sind nach Darstellung des Vorstands die Belastungen für den Konzern in den vergangenen Jahren, zum Beispiel durch Sonderabschreibungen.
Im Kerngeschäft ohne Kohle und Atomenergie peilt der Versorger im laufenden Jahr ein bereinigtes Ebitda von 1,8 bis 2,2 Mrd. Euro an. Das bereinigte Konzern-Ebit soll sich im Korridor zwischen 1,15 und 1,55 Mrd. Euro bewegen, das Nettoergebnis – ebenfalls bereinigt – bei 0,75 bis 1,1 Mrd. Euro landen. Nicht eingerechnet in die Prognose ist allerdings die kürzlich mit dem Bund verhandelte Entschädigung für den Atomausstieg. RWE erhält daraus 880 Mill. Euro.
Beim geplanten Ausbau der erneuerbaren Energien sieht sich RWE im Plan. Zwischen 2020 und 2022 will der Konzern 5 Mrd. Euro netto in den Ausbau erneuerbarer Energien und Speicher investieren und die Kapazität auf 13 Gigawatt steigern. „Unsere Kapazität beträgt jetzt 9,4 Gigawatt“, sagte der Ende April ausscheidende Konzernchef Rolf Martin Schmitz. Im Bau seien 3 Gigawatt.
Verschuldung sinkt
Die Finanzlage des Energiekonzerns hat sich weiter verbessert. Die Kapitalerhöhung im vergangenen August, die brutto 2 Mrd. Euro einspielte, hat die Eigenkapitalquote auf 29% gebracht. Die Nettoverschuldung hat RWE stark abgebaut. Der Verschuldungsfaktor lag Ende 2020 bei 1,7 – gemessen am bereinigten Ebitda des Kerngeschäfts. Das Ziel lautet, nicht über 3 zu rutschen.
RWE | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Stromerzeugung (Mrd. kWh) | 146,8 | 153,2 |
Umsatz | 13688 | 13125 |
Bereinigtes Ebitda | 3235 | 2489 |
Offshore Wind | 1069 | 614 |
Onshore Wind/Solar | 472 | 295 |
Wasser/Biomasse/Gas | 621 | 672 |
Energiehandel | 539 | 731 |
Sonstige | − 25 | − 129 |
Kohle/Kernenergie | 559 | 306 |
Bereinigtes Ebit | 1771 | 1267 |
Erg. v. Steuern fort-geführter Aktivitäten | 1196 | −752 |
Nettoergebnis | 995 | 8498 |
Berein. Nettoergebnis | 1213 | – |
Free Cash-flow | 1132 | − 2053 |
Investitionen | 3358 | 1771 |
Nettoschulden fort-geführter Aktivitäten | 4432 | 6927 |
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