Bislang eher Sammler als Verkäufer
Volkswagen will mit dem Teilbörsengang von Traton die Unabhängigkeit des Nutzfahrzeuggeschäfts stärken. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China und andere Risiken, die für volatile Aktienmärkte sorgen, erschweren jedoch den Plan. Bis zur Sommerpause soll der Gang an die Börse nun gelingen. ste Hamburg – Volkswagen geht davon aus, dass die Erlöse aus dem bis zur Sommerpause angekündigten Börsengang (IPO) der Nutzfahrzeugholding Traton die Nettoliquidität im Konzernbereich Automobile stärken, aber nicht für Druck sorgen werden, “damit sofort etwas zu machen”. Konkrete Entscheidungen zur Verwendung der Erlöse gebe es nicht, sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person. Die Mittel könnten zum Ausbau der Elektromobilität eingesetzt werden. “Wir brauchen ordentlich Liquidität in Zeiten der Transformation”, sagte der Insider. Es sei noch offen, ob die Volumenproduktion von E-Autos funktioniere.Die für das Unternehmensrating wichtige Nettoliquidität im Konzernbereich Automobile lag zum 31. März mit 16 Mrd. Euro um 5,1 Mrd. Euro unter dem Wert von Ende 2018, was Folge der Erfassung der Leasingverbindlichkeiten innerhalb der Finanzschulden auf Basis des neu anzuwendenden Rechnungslegungsstandards IFRS 16 war. Als Ziel gibt VW bei der Nettoliquidität ein Niveau von 10 % des Umsatzes an.Der Zwölfmarkenkonzern, der Mitte März trotz regen Investoreninteresses einen ersten Anlauf von Traton an die Börse abgebrochen hatte, kündigte nun trotz weiter bestehender Risiken infolge des Handelskonflikts zwischen den USA und China ein “Dual Listing” mit Börsennotierungen der Traton-Aktie im Regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse (Prime Standard) sowie im Regulierten Markt der Nasdaq Stockholm (Large-Cap-Segment) an (vgl. BZ vom 4. Juni). Angaben zu Volumen und Preisspanne soll es mit dem Prospekt in zwei Wochen geben. Mindestens 10 ProzentEin Streubesitzanteil von mindestens 10 % gilt dabei als Voraussetzung für das Listing. VW will zwischen 10 und 25 % der Traton-Aktien verkaufen. Wie viel, sei vom Appetit der Investoren abhängig, der in den kommenden Wochen getestet werde, so der Insider. Von den Koordinatoren – insgesamt wurde für das Traton-IPO ein Konsortium von 13 Banken mandatiert – gebe es Marktindikationen, die den Vorstellungen des Konzerns nähergekommen seien.”Das Marktumfeld ist durchaus ergiebig, aber nicht unkompliziert”, sagte der Insider. Ein Platzierungsvolumen nahe 25 %, wie vor der Verschiebung des Börsengangs Mitte März kolportiert, wird inzwischen für unrealistisch gehalten. Volkswagen bekräftigte mit Veröffentlichung der “intention to float” die Absicht, mit einem Mehrheitsanteil nach Abschluss des Börsengangs ein “engagierter Aktionär von Traton” zu bleiben . Aufgrund der starken Bilanz von Traton, einer starken Kapitalstruktur und Cash-flow-Generierung soll das IPO nur aus Aktien aus dem Bestand von Volkswagen bestehen. Eine Kapitalerhöhung im Zuge des Börsengangs ist nicht geplant.Das Traton-IPO entspricht der Strategie von VW, sich auf Kerngeschäfte auszurichten, um Mehrwert für Investoren zu schaffen. Für die Maschinenbausparte MAN Energy Solutions (ES) und den Getriebehersteller Renk sucht der Konzernvorstand ebenfalls eine “industriell sinnvolle Lösung”, die zu Verkäufen führen könnte. Bislang sei VW eher “Sammler und Jäger als Verkäufer” gewesen, fügte der Insider mit Blick auf die Wachstumsgeschichte des Konzerns und die Dauer bis zur Entscheidung zum möglichen Verkauf der Töchter hinzu.Für die vor vier Jahren entstandene Tochterholding Traton, unter deren Dach die Marken MAN, Scania und Volkswagen Caminhoes e Onibus zusammengeführt wurden, um einen Global Champion in der Transportbranche zu schaffen, soll der Börsengang die Grundlage für weiteres Wachstum bilden. Er soll ihr größere unternehmerische Flexibilität verschaffen. Traton, so der Insider, sei “eine Wachstumsstory aufgrund der Potenziale, die nicht gehoben sind”. So werden schrittweise Synergien von 700 Mill. Euro durch engere Zusammenarbeit der Marken erwartet. Zudem ruhen Hoffnungen auf neuen Truck-Generationen bei den Marken sowie auf der weiteren globalen Expansion, etwa mit Partnern wie Sinotruk, Navistar und Hino.