BMW-Chef geht mit Gewinneinbruch
Der scheidende BMW-Chef Harald Krüger hat sich mit einem Gewinneinbruch im zweiten Quartal verabschiedet. Hohe Vorleistungen für neue Modelle und Entwicklungskosten für E-Fahrzeuge drückten auf die Marge. Der Rückgang lag im Rahmen der Analystenschätzungen. Die Aktie gewann bis zu 1,6 % an Wert.sck München – Nach einem schwachen Jahresauftakt dämpften auch im zweiten Quartal gestiegene Herstellungskosten in der Kernsparte Automobile die Profitabilität von BMW. Ein Umsatzzuwachs von 1% aufgrund erhöhter Verkaufszahlen konnte die Vorleistungen für neue Modelle, Abschreibungen und Entwicklungsaufwendungen für Elektrofahrzeuge nicht kompensieren. Im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt brach das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um ein Fünftel auf 2,2 Mrd. Euro ein.Der Bereich Automobile verbuchte einen Rückgang des Ebit von 23 % auf 1,5 Mrd. Euro.Zur Erinnerung: Im ersten Quartal sorgte eine Rückstellung von 1,4 Mrd. Euro für eine drohende Kartellstrafe für einen Verlust im Autosegment von 310 Mill. Euro (vgl. BZ vom 8. Mai).Bei einem Umsatzzuwachs von 1,1 % auf 48,2 Mrd. Euro erwirtschaftete der größte Konzernbereich nach sechs Monaten ein Ebit von nur noch 1,2 Mrd. Euro. Das sind 2,6 Mrd. Euro oder 70 % weniger als vor einem Jahr. Die operative Umsatzrendite der Sparte sackte um 6,4 Prozentpunkte auf 2,8 % ab (vgl. Tabelle zu den Konzernzahlen). Reduzierter Ausblick bestätigt Trotz des schwachen ersten Halbjahres ist die Konzernführung zuversichtlich, die nach der Milliardenrückstellung deutlich zurückgeschraubten Finanzziele zu erreichen. “Die BMW Group wird ihre erfolgreiche Entwicklung fortsetzen”, sagte Krüger in Bezug auf die Profitabilität in einer Telefonkonferenz mit Medienvertretern. Mitte August gibt er das Amt an seinen designierten Nachfolger, BMW-Produktionsvorstand Oliver Zipse, ab. “Für die zweite Jahreshälfte erwarten wir eine solide Entwicklung”, betonte Finanzvorstand Nicolas Peter in der Telefonkonferenz. Neu eingeführte Automodelle sollen seinen Worten zufolge dafür sorgen, dass BMW im Gesamtjahr die Zielbandbreite für die operative Rendite von 4,5 bis 6,5 % erreicht. Er verwies auf die neue 3er-Baureihe und auf die großen Xer-Modelle (X7) der Marke BMW. Zudem würden die Materialkosten gesenkt. Nach seiner Darstellung greifen die eingeleiteten Effizienzmaßnahmen.Allerdings wollte der CFO auf Nachfrage keine Prognose wagen, wann die Autosparte wieder in den langfristigen Zielkorridor von 8 bis 10 % zurückkehrt. Peter begründete seine Zurückhaltung mit der hohen Volatilität und Unsicherheit in der Branche. “BMW ist und bleibt ein stabiles Unternehmen”, sagte er. Eine Reihe von Mehrkosten würden dafür sorgen, dass das Unternehmen die Spanne von 8 bis 10 % derzeit nicht schaffen kann. Als Ursachen nannte der CFO den Preisdruck in den südeuropäischen Ländern, hohe Forschungs- und Entwicklungsausgaben für Elektroantriebe und autonomes Fahren sowie die Vorleistungen für neue Modelle.Vor der Gewinnwarnung Anfang April infolge der Milliardenrückstellung peilte die Konzernführung 2019 noch eine Renditespanne von 6 bis 8 % an. Im vergangenen Jahr schrumpfte die Ebit-Marge um zwei Punkte auf 7,2 %. Die bestätigte Prognose sorgte bei den Anlegern für Erleichterung. Nach Vorlage der Halbjahreszahlen gewann die BMW-Stammaktie zeitweise bis zu 1,6 % an Wert. Das Papier beendete den Xetra-Handel bei 67,49 Euro (+1%). Damit befindet sich der Titel fast wieder auf dem Niveau zu Jahresbeginn. Die Nord/LB senkte ihr Kursziel von 73 auf 70 Euro und bestätigte ihre Empfehlung auf “Halten”. Analyst Frank Schwope schrieb von durchwachsenen Halbjahreszahlen. Eine Gewinnwarnung von Zipse nach dessen Amtsantritt hält er für möglich.Krüger zufolge ist BMW im zweiten Quartal im Pkw-Absatz “gegen den Markttrend” gewachsen. “Wir haben Marktanteile gewonnen.” Die Marke BMW habe den Rückstand zu Mercedes-Benz “deutlich verringert”, betonte er. Absatztreiber war vor allem der größte Einzelmarkt China. In der Volksrepublik steigerte BMW die Verkaufszahlen im zweiten Quartal um 24 % auf 181 929 Einheiten. Laut Peter sorgten der neue Geländewagen X3 und die Langversion der BMW 5er-Limousine dort für gute Geschäfte.In der laufenden zweiten Jahreshälfte werde sich das Geschäft in China aber “leicht” abschwächen. Auf Sicht des Gesamtjahres zeichne sich in China ein Absatzplus von “knapp 10 %” ab, so der CFO. Entspannung beim Cash-flow Mit einer Entspannung rechnet er derweil beim freien Cash-flow der Autosparte. Er begründete das mit den erwarteten Verbesserungen in der zweiten Jahreshälfte. BMW sei daher auf einem guten Weg, 2019 das Niveau des Vorjahres zu erreichen. 2018 schrumpfte der Wert um 39 % auf 2,7 Mrd. Euro. Im zweiten Quartal erzielte der Kernbereich einen freien Cash-flow von 869 Mill. Euro nach -559 Mill. Euro zum Jahresauftakt.Nach sechs Monaten stand die Autosparte bei 0,3 (i.V. 1,9) Mrd. Euro. BMW muss also im laufenden zweiten Halbjahr einen freien Cash-flow von 2,4 Mrd. Euro erwirtschaften, um das Vorjahresniveau zu erreichen.