BMW-Chef Zipse: „Es ist Zeit zu ernten“
mic München
BMW verteidigt das Konzept des zeitgleichen Vorantreibens von Elektro- und Verbrennermotoren in den nächsten Jahren. Auf die Frage eines Analysten auf dem Treffen anlässlich der Bilanzvorlage, ob BMW nicht ausgeprägter auf Elektromobilität setzen sollte, erklärte Vorstandsvorsitzender Oliver Zipse: „Warum sollten wir?“ BMW wolle auf einem Wachstumskurs sein und nicht schrumpfen.
Zur Erklärung verwies er darauf, dass der BMW-Marktanteil in Deutschland im vergangenen Jahr 9,8% gewesen sei, in Europa etwas mehr als 7% und weltweit 3,2%. Kombiniert mit Elektromobilität sei angesichts dieser Zahlen Potenzial vorhanden für den Autobauer. Sicherlich würden einige Märkte in Europa und einige Regionen in China voll auf Elektroantriebe umsteigen. Aber: „Zur gleichen Zeit haben einige der Wachstumsmärkte nicht einmal über Elektroantriebe nachgedacht.“ Er rede dabei nicht von Ladestationen, sondern von der Einstellung der Kunden. Die Schlussfolgerung von Zipse: In der nächsten Dekade müsse man flexibel bleiben.
Zudem müssten auch aus Umweltgründen die Verbrennungsmotoren weiterentwickelt werden, um zur Verringerung klimaschädlicher Emissionen beizutragen. Für BMW gelte: „Sie haben keine Wahl.“ Wenn man nicht schrumpfen und keine Marktanteile verlieren wolle, müsse man den besten Verbrennungsmotor in der Welt haben.
„Sehr schnell wachsen“
Zipse erklärte, mit dem Start in die Ära der Elektromobilität im Jahr 2013 habe BMW einen schwierigen Weg gewählt. Es habe gedauert, die Idee der Elektromobilität in die Infrastruktur von BMW zu bringen. Es habe daher die Wahrnehmung gegeben, dass der Konzern seinen Weg nicht mehr fortsetze. Das Gegenteil sei wahr gewesen. Nun seien die Vorbereitungen vollbracht: „Im Jahr 2021 werden Sie sehen: Es ist Zeit zu ernten.“ Die Investitionen seien getätigt, um eine schnelle Expansion in alle Marktsegmente zu ermöglichen: „Wir werden nun sehr schnell wachsen.“
Finanzvorstand Nicolas Peter unterstrich wie tags zuvor auf der Online-Bilanzpressekonferenz, dass ein großer Teil der Investitionen hinter dem Konzern liege. Er erwartet also keine stark steigenden Ausgaben durch den Einstieg in die neuen Modelle („Neue Klasse“). Im Gegenteil: Die Entwicklung individualisierter Modelle auf Basis dieser Architektur werde weniger kosten, sagte Peter. Zudem seien die Fabriken flexibel konzipiert, so dass sie alternativ Elektroantriebe oder Verbrennungsmotoren produzieren könnten.
Peter wies darauf hin, dass BMW weiter an der Kostenposition arbeitet: „Als Teil unserer Transformation kommen wir auch voran mit Maßnahmen zur Personalrestrukturierung.“ Die Zahl der Beschäftigten sei im vergangenen Jahr von 126016 auf 120726 gesunken: „Das Unternehmen ist spürbar schmaler als vor einem Jahr.“ Dieser Trend wird sich nach Ansicht des Finanzvorstands fortsetzen: „2021 können Sie insgesamt einen weiteren leichten Abbau erwarten.“