BMW droht hoher Quartalsverlust

Freier Cash-flow der Kernsparte tiefrot - Investitionen gekürzt - Basiseffekt sorgt für Gewinnplus zum Jahresauftakt

BMW droht hoher Quartalsverlust

BMW dreht stärker an der Kostenschraube, um die Liquidität in der Coronakrise zu sichern. Der Münchner Autokonzern befürchtet einen Verlust im laufenden zweiten Quartal. Nach der jüngsten Gewinnwarnung büßte die Stammaktie 5,4 % ein. sck München – Nach der jüngsten Gewinnwarnung stellt sich BMW im laufenden Quartal auf einen hohen Verlust ein. “Das zweite Quartal wird negativ sein”, sagte Finanzvorstand Nicolas Peter in einer Telefonkonferenz mit Journalisten zur Vorlage der Konzernzahlen zum Jahresauftakt. “Das zweite Quartal wird noch einmal deutlich schwieriger als das erste. Wir gehen von einem sehr, sehr schwierigen zweiten Quartal aus.”Die Unternehmensführung rechnet nicht mehr damit, dass nach den Geschäftseinbrüchen infolge der Pandemie der Pkw-Absatz in wenigen Wochen weltweit wieder den Normalzustand erreicht. “Wir bereiten uns darauf vor, dass die Krise länger andauert”, sagte Vorstandschef Oliver Zipse. Die globale Lage sei “höchst labil”. Eine schnelle Erholung der Automärkte sei nicht zu erwarten, räumte der CFO ein.Die negativen Folgen der Seuche würden sich unter anderem in der Dividende und in der Gewinnbeteiligung der Mitarbeiter für 2020 widerspiegeln, so Zipse. Damit signalisierte er für die Aktionäre die dritte Senkung der Ausschüttung in Folge. Aufgrund der anhaltenden Unsicherheit über die weitere Entwicklung dreht der Vorstand noch stärker an der Kostenschraube, um die Liquidität zu sichern. “Liquiditätslage stark”Peter kündigte an, die Investitionen in diesem Jahr auf unter 4 Mrd. Euro zu drücken, nach 5,7 Mrd. Euro im zurückliegenden Berichtszeitraum. BMW werde “einige Projekte verschieben oder noch einmal auf den Prüfstand stellen”. Zipse zufolge handelt es sich dabei unter anderem um Bautätigkeiten und Produktentscheidungen. Das betreffe unter anderem das geplante Werk in Ungarn, welches um mindestens ein Jahr geschoben werde. Im ersten Quartal kürzte BMW die Investitionen auf 687 Mill. Euro (- 31 %).Der CFO bezeichnete die Liquiditätslage von BMW als “stark”. Die Bruttozahlungsmittel seien Ende März auf knapp 19 Mrd. Euro gestiegen. Allerdings schrumpfte das Nettofinanzvermögen laut Quartalsbericht Ende März auf 18,5 Mrd. Euro nach 21,3 Mrd. Euro zum Jahresultimo 2019.Der freie Cash-flow des Kernsegments Automobile fiel mit – 2,2 (i. V. – 0,6) Mrd. Euro noch tiefer in die roten Zahlen. Der Konzern führte das auf ein erhöhtes Working Capital zurück. Ursache dafür sei ein saisonal zunehmendes Vorratsvermögen, welches aufgrund der zeitweiligen Schließungen bei Autohändlern “deutlich verstärkt” worden sei, heißt es dazu im Quartalsbericht. Dem CFO zufolge wird der freie Cash-flow 2020 im Autogeschäft “negativ ausfallen”. Aktie verliert 5,4 ProzentDer noch düsterere Ausblick der Konzernführung vom Dienstagabend gegenüber der Prognose zur Bilanzvorlage im März verschreckte die Anleger. Die BMW-Stammaktie brach am Mittwoch um bis zu 6,5 % ein und ging bei 50,62 Euro (- 5,4 %) aus dem Xetra-Handel. Im März sackte das Papier bis 37,66 Euro ab. Zu Jahresbeginn lag der Titel noch bei 73 Euro. Aufgrund der anhaltenden Pandemie in den Schlüsselmärkten USA und Westeuropa hielt der Vorstand tags zuvor den Daumen für den Jahresausblick noch deutlicher nach unten (vgl. BZ vom 6. Mai).In der Telefonkonferenz führte der CFO aus, dass die Finanzdienstleistungssparte gut gegen Restwert- und Kreditausfallrisiken abgesichert sei nach einem zuletzt zusätzlich zurückgestellten Betrag in “niedriger dreistelliger Millionenhöhe”. Peter warnte vor einem möglichen weiteren Risikovorsorgebedarf. Zusätzliche “Anpassungen” seien “denkbar” wegen der großen Autoleasingmärkte USA, Großbritannien und Deutschland, die derzeit noch mit der Pandemie zu kämpfen haben.Trotz weggebrochener Absatzmärkte und hoher Belastungen infolge der Coronaseuche (Produktionsstilllegungen, Kurzarbeit) konnte BMW im Jahresauftaktquartal das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sogar auf 1,4 (0,6) Mrd. Euro steigern. Ergebniseinbruch in ChinaDie Autosparte fuhr einen operativen Gewinn von 229 Mill. Euro ein nach einem Defizit von 310 Mill. Euro ein Jahr zuvor. Der Konzern profitierte von einem Basiseffekt. Anfang 2019 belastete eine Rückstellung von 1,4 Mrd. Euro wegen eines laufenden EU-Kartellverfahrens das Konzernergebnis.Der Gewinn vor Steuern schaffte aber im ersten Quartal nur ein Plus von 5 % auf 798 Mill. Euro. Grund dafür war ein Minus von 577 Mill. Euro beim Finanzergebnis nach einem Plus von 173 Mill. Euro ein Jahr zuvor. Ursache waren laut Quartalsbericht negative Bewertungseffekte bei Zinssicherungsgeschäften und ein Gewinneinbruch beim Joint Venture mit dem chinesischen Partner Brilliance.