BMW drückt die Personalkosten

Autobauer verzichtet aber auf einen umfangreichen Stellenabbau - Erfolgsbeteiligung reduziert

BMW drückt die Personalkosten

Anders als der Wettbewerber Volkswagen mit seiner Tochter Audi will BMW ohne einen größeren Personalabbau den Strukturwandel in der Autobranche bewerkstelligen. Für die 90 000 Mitarbeiter der AG kürzt der Konzern die Erfolgsbeteiligung. Das macht einen Bruchteil des gesamten BMW-Sparpakets aus. sck München – Nach einem deutlichen Aufbau der Mitarbeiterzahl in den vergangenen Jahren hat sich BMW eine kleine Diät in Bezug auf den Personalaufwand verordnet. Die Konzernführung und der Betriebsrat einigten sich unter anderem darauf, die üppige Erfolgsbeteiligung um bis zu ein Fünftel zu reduzieren. Das Ergebnis teilte BMW auf einer Betriebsversammlung am Hauptsitz in München mit.Die Anleger reagierten auf die Nachricht wohlwollend. Die Stammaktie gewann in der Spitze 1,4 % an Wert. Das Papier beendete den Xetra-Handel bei 74,68 Euro (+1,2 %).Der neue Vorstandsvorsitzende Oliver Zipse sprach von einer “solidarischen Lösung”. Das Unternehmen könne damit “auf drastische Maßnahmen verzichten, die andere gerade ergreifen, um ihre Kosten zu senken”, ließ er sich in einer Mitteilung des Konzerns zitieren. Tags zuvor hatte Audi angekündigt, 9 500 Stellen in Deutschland zu streichen (vgl. BZ vom 27. November). Daimler will unter ihrem neuen Konzernchef Ola Källenius die Personalkosten um 1,4 Mrd. Euro drücken.Im Vergleich dazu fällt das Personalsparpaket von BMW bescheiden aus. Auf Nachfrage der Börsen-Zeitung erklärte eine Unternehmenssprecherin, dass die jüngste Vereinbarung jährliche Einsparungen in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrages bringen soll. “Moderate Anpassung” Die Maßnahme ist Teil eines umfangreichen Kostensenkungsprogramms von insgesamt 12 Mrd. Euro, welches der Vorstand unter Zipses Amtsvorgänger Harald Krüger beschlossen hatte. Den Löwenanteil davon will BMW bis 2022 mit schlankeren Prozessen im Vertrieb und mit deutlich verringerten Antriebsvarianten pro Modellreihe erreichen. Das Bündel von Maßnahmen soll dazu beitragen, die Umsatzrendite im Kerngeschäft zu stabilisieren und den Wandel in Richtung Elektromobilität zu finanzieren. Der ehemalige Produktionsvorstand Zipse führt BMW seit Mitte August.Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) äußerte zuvor ihre Zweifel daran, dass dieses Kostensenkungsprogramm ausreicht, um die Umsatzrendite und den freien Cash-flow in der Autosparte dauerhaft zu erhöhen. Nach Vorlage der Neun-Monats-Zahlen von BMW senkte S&P den Ausblick (“A+”) für das Münchner Dax-Mitglied von “stabil” auf “negativ”. Dem Unternehmen droht somit eine Herabstufung, wenn es Zipse nicht gelingt, BMW wieder in die Spur zu bringen. Für 2019 stellt sich das Unternehmen auf einen zweiten Gewinnrückgang in Folge ein. Deshalb könnte die Verwaltung die Dividende abermals kürzen. Die Investitionen in Milliardenhöhe für den Ausbau der Fertigungskapazitäten und für die Elektromobilität drücken derzeit auf die Marge. Die Regelung zwischen dem Vorstand und dem Betriebsrat gilt von 2020 an. Für ihre knapp 90 000 Mitarbeiter in der AG zahlte BMW zuletzt eine Erfolgsbeteiligung von je etwas mehr als 9 000 Euro. Nach der neuen Berechnung hätte ein Tarifangestellter 7 600 Euro erhalten. Laut BMW handelt es sich um eine “moderate” Anpassung. “Die Erfolgsbeteiligung liegt immer noch deutlich über dem Wettbewerb.” Zum Vergleich: Daimler zahlte für 2018 je Mitarbeiter rund 5 000 Euro. Weltweit beschäftigt BMW über 135 000 Personen (vgl. Grafik). Leiharbeiter betroffenDas Thema Leiharbeiter geht BMW derweil in Deutschland ebenfalls relativ gemäßigt an. In der derzeitigen Schwächephase übernimmt der Konzern keine Zeitarbeitskräfte mehr. Damit rückt BMW von ihrer gängigen Praxis im Aufschwung der vergangenen Jahren ab, Leiharbeitern unbefristete Arbeitsverträge anzubieten. Angaben über die Zahl der Leiharbeitskräfte machte BMW indes auf Anfrage nicht. Zugleich nutzt das Unternehmen die Fluktuation. Frei werdende Stellen werden in der Regel nicht mehr neu besetzt.Mit dieser Methode soll auf Konzernebene die Mitarbeiterzahl bis 2020 (im Vorjahresvergleich) stabil bleiben. Was nach 2021 passiert, lässt BMW aber noch offen.