BMW fährt tief in die Verlustzone

Autohersteller verbucht in der Kernsparte höchstes Quartalsdefizit der Unternehmensgeschichte - Ausblick für 2020 verhalten

BMW fährt tief in die Verlustzone

BMW hat die Anleger mit tiefroten Quartalszahlen im Kerngeschäft verschreckt. Aufgrund der Corona-Pandemie verbuchte die Autosparte des Münchner Konzerns im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt einen operativen Verlust von 1,6 Mrd. Euro. Das gab es bei dem Dax-Mitglied in dieser Höhe zuvor noch nie.sck München – Der Absatz- und Umsatzeinbruch sowie die zeitweiligen Produktionsstilllegungen infolge der Corona-Pandemie haben bei BMW für den höchsten Quartalsverlust der Kernsparte Automobile in der Unternehmensgeschichte gesorgt. Dem Münchner Hersteller zufolge verbuchte das Segment im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt einen Fehlbetrag vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 1,6 Mrd. Euro nach einem operativen Gewinn von 1,5 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. Solch hohe Verluste fuhr der Dax-Konzern in seinem Hauptgeschäft nicht einmal während der Finanzmarktkrise in den Jahren 2008 und 2009 ein.Aufgrund des bereits schwachen Jahresauftaktquartals wies das Ebit der Sparte Automobile in den ersten sechs Monaten 2020 ein Minus von 1,3 Mrd. Euro aus nach einem Überschuss von 1,1 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. Im zweiten Quartal machte der BMW-Konzern vor Steuern einen Verlust von 300 Mill. Euro. Ein Jahr zuvor erwirtschaftete das weiß-blaue Unternehmen noch einen Gewinn vor Steuern von 2,1 Mrd. Euro.Die desaströsen Zahlen der Monate April bis Juni verhagelten das Halbjahresresultat. Das Konzernergebnis vor Steuern schrumpfte auf 498 Mill. Euro – 2,3 Mrd. Euro weniger als noch vor einem Jahr. “Wie erwartet haben die weltweiten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie im zweiten Quartal voll auf unser Geschäft durchgeschlagen. Unser Absatz ging um ein Viertel gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum zurück”, kommentierte Vorstandschef Oliver Zipse das Zwischenergebnis in einer Telefonkonferenz mit Journalisten zur Vorlage des Halbjahresberichts. “Dank konsequenter Maßnahmen zur Liquiditätssicherung, hoher Kostendisziplin und der Wahrnehmung von Chancen zum Beispiel in China und Korea konnten wir die Auswirkungen der Pandemie auf die BMW Group begrenzen”, erklärte Finanzvorstand Nicolas Peter. Aktie büßt 3,5 Prozent einDie Anleger reagierten auf das Zahlenwerk vergrätzt. Im Xetra-Handel büßte die BMW-Stammaktie bis zu 4,8 % ein und beendete den Xetra-Handel bei 56,13 Euro (- 3,5 %). Der Titel war am Mittwoch zeitweise Schlusslicht im deutschen Leitindex, der von einer guten Stimmung an den Kapitalmärkten geprägt war.Knapp zwei Wochen zuvor meldete Wettbewerber Daimler für die Sparte Mercedes-Benz Cars & Vans einen operativen Verlust von 615 Mill. Euro im ersten Halbjahr – immerhin 1 Mrd. Euro weniger Miese als ein Jahr zuvor. Die Volkswagen-Tochter Audi fuhr operativ ein Defizit von 750 Mill. Euro ein nach einem Gewinn von 2,3 Mrd. Euro ein Jahr zuvor.Im zweiten Quartal musste BMW den negativen Auswirkungen der Covid-19-Seuche Tribut zollen. Der Absatz der Marken BMW und Mini brach um ein Viertel auf 485 464 Einheiten ein. Am härtesten betroffen waren neben dem Heimatmarkt Deutschland die übrigen großen westeuropäischen Länder sowie die USA. Die Erholung in China (+ 17 %) nach dem Dämpfer zum Jahresauftakt konnte den Rückgang etwas abmildern (siehe Grafik). Der Umsatz ging um 34 % auf 14,9 Mrd. Euro in den Keller. Aufgrund des Verlusts wies die Autosparte eine Umsatzrendite von – 10,4 % aus. Im zweiten Quartal des Vorjahres erzielte der Bereich noch 6,5 %. Auf lange Sicht strebt BMW eine Bandbreite von 8 bis 10 % an.Angesichts der Coronakrise und des Wandels in den Antriebstechnologien (Elektromobilität) wollte der Finanzvorstand zuletzt keinen Ausblick mehr darüber wagen, wann diese Spanne wieder erreicht werden könnte. In der Erwartung eines sich erholenden Geschäfts in der laufenden zweiten Jahreshälfte bekräftigte er die Prognose, für die Ebit-Marge im Kerngeschäft 2020 einen Wert von “0 bis 3” anzusteuern. Seinen Worten zufolge soll das Automobilsegment im laufenden Berichtsturnus beim freien Cash-flow noch “eine schwarze Null” vorweisen können.Der CFO begründete seinen Ausblick mit den zu erwartenden Ergebnisverbesserungen im dritten und im vierten Quartal. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres verzeichnete das Automobilsegment einen freien Mittelabfluss von 2,5 Mrd. Euro nach einem Mittelzufluss von 310 Mill. Euro ein Jahr zuvor. Die deutlich geringeren Verkaufszahlen und Umsätze drückten auf den operativen Cash-flow. “Wir blicken vorsichtig optimistisch auf das zweite Halbjahr”, sagte Peter.Er sprach davon, die Fahrzeugbestände würden “noch konsequenter” gesteuert. Beim Pkw-Absatz rechnet er für 2020 mit einem Rückgang von 20 %. Der CFO bestätigte, dass konzernweit rund 6 000 Arbeitsplätze bis Ende 2021 abgebaut werden sollten. Bis dato sei es das Ziel des Vorstands, weltweit rund 120 000 Mitarbeiter zu beschäftigen. Rückstellungen für mögliche Abfindungen fielen voraussichtlich im Jahresschlussquartal an. Diese Zusatzbelastungen seien aber bereits in der Prognose für die Marge der Automobilsparte berücksichtigt.