BMW klotzt in China

Münchner übernehmen Mehrheit am Joint Venture mit Brilliance - Deutlicher Ausbau der Kapazitäten

BMW klotzt in China

BMW nutzt als erster deutscher Autokonzern die Möglichkeit, die Mehrheit an chinesischen Joint Ventures (JV) zu übernehmen. Der Münchner Autokonzern erwirbt von seinem Partner Brilliance 25 % am Gemeinschaftsunternehmen für 3,6 Mrd. Euro. BMW erhöht damit ihren Anteil auf künftig 75 %. sck/igo München/Stuttgart – BMW spielt ihre chinesische Karte aus. Der Münchner Autokonzern kündigte ad hoc an, seinen Anteil am Gemeinschaftsunternehmen mit Brilliance von 50 auf 75 % zu erhöhen. Dafür berappen die Bayern 3,6 Mrd. Euro, die an Brilliance fließen. Der börsennotierte chinesische Kooperationspartner reduziert auf 25 %. Beide Seiten wollen die Transaktion bis 2022 abschließen.Im Rahmen dieses Geschäfts erweitert BMW ihre Kapazitäten in China deutlich. Mit dem angekündigten Bau eines weiteren Produktionswerks in seinem größten Einzelmarkt wird der weiß-blaue Dax-Konzern seine jährliche Autoproduktion im Reich der Mitte von derzeit 400 000 auf 650 000 Einheiten ausbauen. Das JV investiere in den kommenden Jahren dafür über 3 Mrd. Euro, wie BMW mitteilte.China löst damit die USA als weltweit zweitgrößten Fertigungsstandort von BMW ab. Der Konzern baute die Kapazitäten im US-Werk Spartanburg auf 450 000 Einheiten pro Jahr aus. Die vier deutschen BMW-Werke machten mit 1,2 Millionen Fahrzeugen 2017 fast die Hälfte der Konzernjahresproduktion aus.Beide Partner in China verlängerten vorzeitig ihren Kooperationsvertrag bis 2040. Die bisherige Vereinbarung war bis 2028 angesetzt. Die Zusammenarbeit läuft seit 2003. Die Volksrepublik spielt für BMW wie für die Wettbewerber Daimler und Volkswagen eine immer stärkere Rolle (vgl. Grafik). Die Nachricht von BMW bewegte die Aktie selbst aber kaum. In einem schwachen Markt büßte das Papier bis zu 2,5 % ein, reduzierte die Kursverluste und beendete den Xetra-Handel mit 74,30 Euro (-1,4 %). Vorteil VollkonsolidierungBMW bilanziert ihr China-JV bislang als Beteiligung, die in das Finanzergebnis mit einfließt. Nach Abschluss der mehrheitlichen Übernahme werden die Münchner das Gemeinschaftsunternehmen voll konsolidieren. Das heißt, der Konzern verbucht das Ergebnis des JV in die Erfolgsrechnung komplett. BMW kündigte an, dass mit dem Closing sich ein “signifikant positiver Bewertungseffekt” ergeben werde.Rund ein Viertel des gesamten Jahresabsatzes von BMW entfällt auf China. Mit der Anteilsaufstockung ist BMW der erste deutsche Autobauer, der in seinem chinesischen Gemeinschaftsunternehmen die Mehrheit übernimmt. Daimler und Volkswagen halten teilweise bis die Hälfte an ihren JV im bevölkerungsreichsten Land der Erde.Trotz des verschärften Handelskonflikts zwischen China und den USA baut das Trio seine Aktivitäten im größten Pkw-Markt der Welt sukzessive aus. Im September kündigte der Wolfsburger Autobauer an, seine Fertigung in der Volksrepublik deutlich zu erweitern. Allerdings wird sich an den Anteilsverhältnissen von VW in China vorerst wenig ändern. Das Unternehmen ist mit langfristigen Verträgen an FAW und SAIC gebunden. VW versuchte einst, ihren Anteil am JV mit FAW von 40 auf 49 % zu erhöhen. Dem Vernehmen nach scheiterte dies aber an unterschiedlichen Preisvorstellungen. VW gehört zu den deutschen Pionieren in China. Die Wolfsburger sind bereits seit den 1980er Jahren in der Volksrepublik aktiv.Derweil begrüßte Daimler, dass Peking ausländischen Unternehmen die Möglichkeit eröffnet, die Mehrheit am lokalen JV zu erwerben. Konkrete Pläne, dies umzusetzen, liegen dem Vernehmen nach aber in Stuttgart derzeit nicht vor.Daimler kooperiert in China seit Jahrzehnten mit dem Hersteller Beijing Automotive (BAIC), unter anderem in zwei JV für die Produktion (49 % der Anteile bei Daimler) und den Vertrieb (51 % der Anteile bei Daimler) von Mercedes-Pkw.