BMW schickt Ingenieure in Quarantäne

Beim Autohersteller müssen 150 Entwickler nach Hause - Bei DMG Mori sogar 1 600 Beschäftigte

BMW schickt Ingenieure in Quarantäne

cru Frankfurt – Das Coronavirus lähmt immer öfter auch die Arbeit in deutschen Unternehmen – unter anderem bei BMW, beim Maschinenbauer DMG Mori und bei der Unternehmensberatung EY. Dort wurden jeweils Hunderte von Beschäftigten nach Hause in Quarantäne geschickt.Analysten haben begonnen, die Auswirkungen des jüngsten Schocks zu berücksichtigen. RBC Capital Markets erwartet, dass die europäische Autoproduktion in diesem Jahr um bis zu 4 % zurückgehen wird, während die Analysten von LMC Automotive in einem Worst-Case-Szenario einen weltweiten Rückgang der Autoverkäufe um bis zu 4,4 % prognostiziert haben. Der Nachfrageindex der deutschen Automobilindustrie ist nach Angaben des Ifo-Instituts im Februar eingebrochen.Derweil wurde ein Mitarbeiter des Forschungs- und Entwicklungszentrums (FIZ) von BMW in München positiv auf das Coronavirus getestet. Nach Angaben eines Unternehmenssprechers befinden sich nun rund 150 seiner Kollegen für zwei Wochen zu Hause in Quarantäne. Die Großraumbüros würden desinfiziert. Der operative Betrieb laufe ohne Einschränkungen weiter. Der betroffene Mitarbeiter sei am Sonntag zum Arzt gegangen und inzwischen im Krankenhaus. Es gehe ihm den Umständen entsprechend gut. EY macht Büros wieder aufDarüber hinaus mussten in Bayern nach einem Sars-CoV-2-Nachweis bei einem Mitarbeiter von DMG Mori rund 1 600 Beschäftigte des Maschinenbaukonzerns zu Hause bleiben. Zunächst soll ermittelt werden, welche Mitarbeiter engen Kontakt zu dem erkrankten 36-Jährigen hatten.Die meisten der wegen eines Coronavirus-Falles unter den Mitarbeitern ausgesperrten 1 500 Beschäftigten der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) in Düsseldorf und Essen können am heutigen Dienstag wieder zurück in ihre Büros. “Die Büros wurden großflächig desinfiziert”, berichtete ein Sprecher. Die Behörden hätten der Wiederaufnahme der Arbeit zugestimmt.Da der alljährliche Genfer Autosalon zum ersten Mal seit der Zeit des Zweiten Weltkriegs abgesagt wurde, gehen die Autohersteller virtuell auf die Reise, um die Menschenmengen zu begeistern, die sonst in die Schweizer Stadt kommen würden, um sich die neuesten Modelle näher anzusehen. BMW wird am Dienstag das Debüt des i4-Elektroautomodells digital übertragen, während die E-Klasse-Limousine von Mercedes-Benz sowie der A3-Sportback und der vollelektrische E-Tron S von Audi ebenfalls auf digitalen Displays präsentiert werden. Der Genfer Autosalon, der diese Woche beginnen sollte, wurde wegen der raschen Verbreitung des Coronavirus in Europa abgesagt.Die Autohersteller waren zu einer Notfallplanung gezwungen, wobei sich Online-Veranstaltungen als eine Möglichkeit herauskristallisierten, einen Teil ihrer Marketingbemühungen zu retten. Die Absage der Show werde einige Millionen Euro kosten, sagte Carlos Tavares, der Vorstandsvorsitzende von PSA, in einem Fernsehinterview und fügte hinzu, dass die Marke Citroën des Unternehmens die Einführung von DS9 in den sozialen Medien verstärkt habe.BMW wollte mit dem i4, einem Auto, das dazu beitragen solle, die Dynamik des deutschen Unternehmens im Bereich der Elektrofahrzeuge wiederzubeleben, für Aufsehen sorgen. Der Konzern hält am Dienstag am gleichen Programm fest, allerdings mit einer “digitalen Pressekonferenz” von Vorstandschef Oliver Zipse, der aus der Münchener BMW-Zentrale sprechen wird. Virus drückt den AbsatzSchon vor der Absage drohte der Genfer Salon – eine Luxusauto-Messe, die typischerweise von glitzernden Fahrten von Ferrari, Porsche und der AMG-Einheit von Mercedes dominiert wird – von den Sorgen der Industrie überschattet zu werden. Der Ausbruch des Virus, der die Autoverkäufe in China drückte und die Zulieferlinien unterbrach, verschärfte die Herausforderungen noch. Die Handelskriege ließen die Verkäufe in China schon 2019 einbrechen.