BMW sendet Warnsignale

Rabattschlacht in Europa und steigende Kosten für Antriebstechnologien drücken auf Umsatzrendite - Aktie im Verlauf deutlich erholt

BMW sendet Warnsignale

Die Rezession in Südeuropa und steigende Vorleistungen für neue Antriebstechnologien drücken auf die Margen der deutschen Hersteller von Oberklassefahrzeugen. Wie bei den Wettbewerbern Mercedes-Benz Cars und Audi brach auch bei BMW im dritten Jahresviertel im Kerngeschäft die Umsatzrendite ein. Im laufenden Quartal hält der Druck auf das Ergebnis des Münchener Autobauers an.sck München – Die Vorlage des Neunmonatsberichts hat BMW -Konzernchef Norbert Reithofer genutzt, um auf die zunehmenden Risiken hinzuweisen: “Das Umfeld, in dem wir agieren, wird immer rauer.” Vor allem die Konjunkturabkühlung in Europa und die Rezession in einigen Ländern des Kontinents setzen der Branche zu. “Das Wachstum geht in vielen Ländern zum Teil deutlich zurück. Der Wettbewerb wird vor diesem Hintergrund noch intensiver”, sagte er. Das spüren auch die Premiumhersteller.Finanzvorstand Friedrich Eichiner warnte von weiteren Belastungen im vierten Quartal. Neben dem Marktumfeld drücken steigende Aufwendungen für neue Modelle und modernere Fahrzeugmotoren auf den Ertrag. So will BMW im nächsten Jahr ein Serienfahrzeug mit Elektroantrieb auf den Markt bringen. “Trotz einer dynamischen Absatzentwicklung wird sich dies auf unser Ergebnis und unsere Rendite auswirken.”Er räumte ein, dass sich BMW der Rabattschlacht im europäischen Automarkt nicht mehr entziehen könne. Das hinterlasse Spuren. Vor allem die Rezession in Spanien und Italien trübt die Geschäftsentwicklung. Aber auch in Großbritannien spüre BMW eine wachsende Kaufzurückhaltung. Eichiner zufolge hat BMW aufgrund des Preisdrucks in Europa im dritten Quartal rund 1 Prozentpunkt bei der operativen Ergebnismarge eingebüßt. “Angesichts einer extremen Marktentwicklung und eines sehr scharfen Wettbewerbs kann man sich dem Thema nicht ganz entziehen, wenn man nicht Marktanteile aufgeben will.” Verzicht auf tiefe EinschnitteSollte sich die Marktlage in Europa weiter verschlechtern, werde BMW “Anpassungsmöglichkeiten” in der Produktion nutzen. Reithofer sprach von einer flexibleren Steuerung über Arbeitszeitkonten, Schichtlängen und den Einsatz von Leiharbeitern. Im September hatten sich die Konzernführung und der Betriebsrat auf diese Maßnahmen geeinigt.BMW verzichtet aber zunächst auf ein umfangreiches Sparprogramm wie bei Daimler. “Es besteht noch kein Bedarf an harten Maßnahmen in der Produktion”, sagte der Finanzvorstand. So habe auch im Oktober der Absatzzuwachs im zweistelligen Prozentbereich gelegen. Aber: “Wir wissen nicht, wie es 2013 weitergeht. Wir sind auf eine Verschärfung der Krise in Europa vorbereitet.” Deshalb verzichtet Reithofer auf tiefere Einschnitte bis zum Jahresende. “Wir planen momentan keine außerordentlichen Maßnahmen im Hinblick auf die Produktion bis Ende 2012.”Aufgrund des robusten Geschäfts in China und eines sich erholenden US-Markts ist Eichiner zuversichtlich, auch 2013 das langfristige Renditeziel im Kerngeschäft zu schaffen. “Wir gehen davon aus, dass der Korridor von 8 bis 10 % auch 2013 stabil bleiben wird.” Er bekräftigte die Prognose für das laufende Jahr. Die Marge soll am oberen Ende der Zielbandbreite liegen. Nach neun Monaten erwirtschaftete BMW im Kernsegment 10,9 (i. V. 12,8) %. Das impliziert, dass im laufenden Quartal mit einem deutlichen Margenrückgang zu rechnen ist. Reithofer wollte noch keine Prognose wagen, wie sich der verheerende Hurrikan “Sandy” auf den US-Absatz im November auswirkt.Die Warnsignale der BMW-Spitze trübten im frühen Handel die Stimmung der Anleger. Obwohl die Konsenserwartungen im Markt teilweise übertroffen wurden, büßte der Dax-Wert zeitweise knapp 3 % ein. Im Verlauf kam es jedoch zu einer Erholung, sodass der Schlusskurs von 64,05 Euro nur noch ein Minus von 0,7 % bedeutete. Wie die Rivalen Mercedes-Benz und Audi verdiente BMW im Kernsegment Automobile im dritten Quartal weniger Geld. Das Betriebsergebnis (Ergebnis vor Zinsen und Steuern, Ebit) schwächte sich um über 9 % auf 1,65 Mrd. Euro ab. Nach neun Monaten verbuchte die Kernsparte ein Minus von fast 7 % auf 5,55 Mrd. Euro.Die operative Umsatzrendite fiel im dritten Quartal trotz Absatz- und Erlössteigerungen um 3,1 Prozentpunkte auf 8,8 % zurück. Nach neun Monaten lag BMW bei 10,9 (12,8) %. Damit schnitten die Münchener deutlich besser ab als der Stuttgarter Autokonzern, lagen aber unter dem Wert der Ingolstädter. Während bei Mercedes-Benz Cars im dritten Quartal die Umsatzrendite auf 6,4 (8) % schrumpfte, büßte die VW-Tochter Audi 2,6 Prozentpunkte auf 10,5 % ein.BMW steigerte im dritten Quartal den Absatz um 9 % auf 434 963 Fahrzeuge der drei Marken BMW, Mini und Rolls-Royce. Verkaufseinbrüche verzeichneten die Münchener in Italien (- 16 %) und Spanien (- 9 %). Diese Rückgänge konnte BMW durch gute Zahlen in China und den USA mehr als ausgleichen. China ist mittlerweile der größte Einzelmarkt von BMW, gefolgt von den USA und dem Heimatmarkt Deutschland. 1,4 Mrd. im SchlussquartalUngeachtet der wachsenden Konjunkturrisiken hält Reithofer am Ziel fest, bei Absatz und Konzern-Vorsteuergewinn die Rekordwerte des Vorjahres zu übertreffen. Im vergangenen Jahr steigerte BMW die Verkaufszahlen um 14 % auf knapp 1,7 Millionen Autos. Das Vorsteuerergebnis sprang um über die Hälfte auf knapp 7,4 Mrd. Euro.In den ersten neun Monaten 2012 stagnierte der Konzern-Vorsteuergewinn allerdings bei 6 Mrd. Euro. Um das Gewinnziel zu erreichen, müsste BMW also im laufenden Jahresschlussquartal noch gut 1,4 Mrd. Euro vor Steuern erwirtschaften.