hip London – Boeings Probleme mit der neuesten Version des Mittelstreckenjets B737 Max werden den Lufthansa-Rivalen Ryanair im kommenden Jahr einen Teil seines Wachstums kosten. Bereits georderte Maschinen werden später als erwartet ausgeliefert. Wie der irische Billigflieger mittelt, rechnet das Management für den Sommer 2020 nur noch mit einem Wachstum von 3 %. Ursprünglich hatte es 7 % angesetzt. Im Ende März 2021 auslaufenden Geschäftsjahr werden deshalb nach Unternehmensschätzung lediglich 157 Millionen Passagiere befördert – fünf Millionen weniger als bislang erwartet. Standorte unter DruckDas geringere Wachstum werde sich auch in Form von “kurzfristigen” Kürzungen und Schließungen auf die Standorte von Ryanair auswirken. Man werde mit den Flughäfen darüber verhandeln, welche schlecht laufenden oder Verluste machenden Standorte ab November dieses Jahres davon betroffen sein werden. Das könne als Indikator für eine Schwäche des Geschäfts interpretiert werden, schrieb Gerald Khoo, Luftfahrtanalyst bei Liberum Capital, in einer ersten Einschätzung. Chief Executive Michael O’Leary kündigte an, sich auch mit der Belegschaft und den Gewerkschaften ins Benehmen setzen zu wollen. Die Kürzungen gingen direkt auf die verzögerte Auslieferung der Boeing-Flugzeuge zurück, betonte er. Wie Khoo anmerkt, wäre ein geringeres Wachstum der Kapazitäten zwar für die Erlösentwicklung förderlich. Die Verzögerungen beim Einsatz der neuen Flugzeuge bedeute jedoch, dass sich die davon erhofften Einsparungen erst später erzielen lassen.”Ryanair steht weiterhin zum Modell B737 Max und erwartet, dass es den Flugbetrieb vor Ende 2019 wieder aufnehmen wird”, ließ sich O’Leary zitieren. Das genaue Datum dafür sei aber noch nicht bekannt. “Wir halten es immer noch für ein großartiges Produkt.” Ryanair hat 135 Maschinen geordert.Nach dem zweiten Absturz eines Mittelstreckenjets vom Typ B737 Max 8 innerhalb von knapp fünf Monaten mussten die Maschinen am Boden bleiben. Bei den Unfällen in Indonesien und Äthiopien kamen 346 Menschen ums Leben. Ryanair hat eine andere Variante des in die Jahre gekommenen Verkaufsschlagers von Boeing geordert: Max 200. Die Airline hofft nun, dass die ersten Maschinen zwischen Januar und Februar 2020 ausgeliefert werden. Weil das Unternehmen jeden Monat nur sechs bis acht neue Maschinen übernehmen kann, rechnet es nun mit 30 neuen Jets bis Ende Mai kommenden Jahres. Je nachdem, wann das Modell tatsächlich den Flugbetrieb wieder aufnehmen darf, könnte sich dieser Wert erhöhen oder sinken. Eigentlich sollten für den Sommerflugplan bereits 58 neue Flugzeuge zur Verfügung stehen. Erste QuartalsberichteAm Donnerstag eröffnet Easyjet mit ihren Geschäftszahlen für das Ende Juni abgelaufene dritte Geschäftsquartal die Berichterstattungssaison der europäischen Fluggesellschaften. Das Management hatte bereits im April vor einer schwachen Sommersaison gewarnt. Das schwindende Verbrauchervertrauen in Großbritannien, wachsendes Umweltbewusstsein und die Erinnerung an den heißen Sommer des vergangenen Jahres belasten die Nachfrage nach Flugreisen.