Boeing kürzt Produktion und Stellen
wü Paris – Das 737-Max-Debakel und die Coronavirus-Pandemie haben den amerikanischen Airbus-Konkurrenten Boeing im ersten Quartal tief in die roten Zahlen fliegen lassen. Der Luft- und Raumfahrtkonzern, der derzeit rund 160 000 Mitarbeiter beschäftigt, kündigte deshalb Stellenstreichungen und Produktionskürzungen an. Ungefähr 10 % der Arbeitsplätze sollen wegfallen, in der besonders hart von der Krise betroffenen Zivilflugzeugsparte und im Wartungsgeschäft sogar rund 15 %. Dabei setzt Boeing-Chef David Calhoun zunächst auf ein Programm für freiwilliges Ausscheiden, doch er schließt auch Kündigungen nicht aus.Der Umsatz des US-Konzerns in den ersten drei Monaten 2020 brach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 26 % auf 16,91 Mrd. Dollar ein. Gleichzeitig fiel ein operativer Verlust von 1,35 Mrd. Dollar an, nachdem Boeing ein Jahr zuvor noch ein operatives Ergebnis von 2,35 Mrd. Dollar ausgewiesen hatte. Unter dem Strich steht ein Nettoverlust von 641 Mill. Dollar. Im Auftaktquartal 2019 hatte der Konzern noch einen Nettogewinn von 2,15 Mrd. Dollar verbucht, doch dann bekam er die Auswirkungen des Mitte März 2019 für die Flugzeuge des Typs 737 Max verhängten Flugverbots zu spüren. Statt eines Bargeldmittelzuflusses von 2,29 Mrd. Dollar wie im Vorjahreszeitraum verbrannte Boeing nun 4,7 Mrd. Dollar. Ausreichend MittelBoeing-Chef Calhoun ist dennoch zuversichtlich, ausreichend Geld zur Finanzierung des laufenden Geschäfts auftreiben zu können. Er nannte nun erstmals auch Details zu den geplanten Produktionskürzungen. Er geht davon aus, dass die wegen des Flugverbots gestoppten Auslieferungen der 737 Max im Herbst wieder beginnen können. Die Ende 2019 unterbrochene Produktion des Mittelstreckenjets soll in diesem Jahr mit niedrigen Produktionszahlen wieder anlaufen und dann im Jahr 2021 schrittweise auf 31 Maschinen pro Monat gesteigert werden. Vor dem vorübergehenden Produktionsstopp betrug die 737-Produktionsrate noch 42 Flugzeuge monatlich.Zudem soll die Dreamliner-Produktion von zuletzt 14 Maschinen pro Monat stärker als geplant gekürzt werden – dieses Jahr auf zehn Exemplare monatlich und bis 2022 auf sieben. Boeing hatte noch im Januar vorgehabt, die 787-Produktion 2020 auf zwölf Flugzeuge pro Monat und 2021 dann auf zehn Stück zu senken. Doch seitdem hat die Coronavirus-Pandemie weltweit zu starken Reisebeschränkungen geführt, so dass der Passagierflugverkehr laut Angaben des Branchenverbandes IATA im März im Vergleich zum Vorjahresmonat um 52,9 % eingebrochen ist.Viele unter Druck geratene Fluggesellschaften stornieren nun Flugzeugbestellungen oder verschieben die Auslieferungen. Die Zivilflugzeugsparte von Boeing lieferte deshalb im ersten Quartal nur 50 statt wie ein Jahr zuvor 149 Jets aus. Sie verbuchte einen operativen Verlust von 2,07 Mrd. Dollar und Nettobestellungen von minus 307 Maschinen. Die kombinierte 777/ 777X-Produktionsrate soll 2021 auf drei Maschinen monatlich sinken.