Börsengang von Bright Spring sendet düstere Signale für den IPO-Markt
Düstere Signale für den IPO-Markt
Börsengang von Gesundheitsdienstleister Bright Spring enttäuscht – Neuer Test für Dealklima steht kurz bevor
Mit dem IPO des Gesundheitsdienstleisters Bright Spring hat eines der ersten großen US-Börsendebüts des Jahres die Marktteilnehmer schwer enttäuscht. Analysten werten dies als düsteres Signal für die zahlreichen Private-Equity-kontrollierten Unternehmen, die in der Warteschlange vor dem Gang aufs Parkett stehen.
xaw New York
Die hoffnungsvoll erwartete IPO-Aufholjagd 2024 droht schon in der Frühphase im Schlamm stecken zu bleiben. So hat eines der ersten großen US-Debüts des Jahres die Marktteilnehmer bereits schwer enttäuscht: Am Donnerstag zurrte der Healthcare-Anbieter Bright Spring für seinen Börsengang einen Preis von 13 Dollar pro Aktie fest, der damit unter der vermarkteten Spanne von 15 bis 18 Dollar lag. An deren oberem Ende wäre das vom Private-Equity-Riesen KKR kontrollierte Unternehmen auf eine Bewertung von 3,1 Mrd. Dollar gekommen – Analysten stuften dieses Ziel aufgrund der Schuldenlast von 3,5 Mrd. Dollar bereits im Vorfeld als unrealistisch ein.
Das enttäuschende Debüt werten Analysten nicht nur als düsteres Signal für den Aktienprimärmarkt allgemein, sondern insbesondere für die Private-Equity-kontrollierten Unternehmen, die für Börsendebüts in den Startlöchern stehen. Denn das vergangene Jahr war angesichts hoher Zinsen und einem volatilen Marktumfeld von Zurückhaltung geprägt: Das Volumen aller globalen Private-Equity-Transaktionen sackte 2023 laut Dealogic auf 846 Mrd. Dollar ab, nachdem es im Vorjahr noch bei 1,44 Bill. Dollar und 2021 gar bei 2,22 Bill. Dollar gelegen hatte.
Dies macht sich deutlich an der Wall Street bemerkbar, wo Private Equity üblicherweise großer Treiber der Deal-Aktivität ist: Die Zahl der US-Börsengänge fiel mit 128 laut der Beratungsgesellschaft EY zwar höher aus als 2022, lag aber deutlich unter den Werten der Vorjahre. Dabei spielten US-Unternehmen mit IPOs lediglich 22,6 Mrd. Dollar ein, 2021 waren es noch 155,8 Mrd. Dollar.
Lynn Martin, die Präsidentin der New York Stock Exchange, stimmte den Markt im Interview der Börsen-Zeitung zuletzt auf eine kräftige Erholung ein. „Wir hatten mit den Börsengängen einer ganzen Bandbreite an Unternehmen im vierten Quartal 2023 gerechnet, fast alle davon haben ihre IPOs ins erste Quartal 2024 verschoben“, sagte die Managerin. Die größte Wertpapierbörse der Welt sitze nun auf einem „Rückstau an Listings in unglaublichem Wert“.
Lange Warteschlange
Auch die Analysten von EY zeigen sich angesichts der vielen Unternehmen, die sich in der IPO-Warteschlange befänden, optimistisch – und verweisen auf eine gesunkene Marktvolatilität, einen disinflationären Trend und Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen der Federal Reserve. Laut Mark Schwartz, Leiter IPO- und Spac-Beratung Americas bei EY, haben die vereinzelten hervorstechenden Deals 2023 gezeigt, dass Investoren noch immer offen für große IPOs seien.
Allerdings hatte die stark schwankende Performance nach großen Debüts wie jenen des britischen Chipdesigners Arm oder des deutschen Schuhherstellers Birkenstock in New York das Klima für die verbleibenden Monate 2023 belastet. Nun steht laut Schwartz ein „Jahr des Übergangs“ bevor – sänken die Kapitalkosten weiter, könne die Größe und Diversität der Unternehmen, die den öffentlichen Markt anzapften, zunehmen. Im vergangenen Jahr entfiel der Großteil der Debüts auf die Sektoren Technologie und Healthcare.
Mit Bright Spring, die unter anderem Pflegeservices erbringt und in den ersten neun Monaten 2023 bei Erlösen von 6,45 Mrd. Dollar einen Nettoverlust von rund 150 Mill. Dollar schrieb, wollte KKR darauf aufbauen: Neben 53,3 Millionen Aktien warf der Gesundheitsdienstleister auch 8 Millionen Pflichtwandelanleihen mit einem Kupon von 6,75% an den Markt und sammelte damit insgesamt 1,1 Mrd. Dollar ein. Gemäß Bloomberg-Daten läge selbst die vollständig verwässerte Bewertung mit 2,9 Mrd. Dollar deutlich unter dem angepeilten Zielwert.
Als problematisch dürfte sich dabei erwiesen haben, dass sich die Investorenpräferenzen laut EY stärker in Richtung höherer Profitabilität und Skalierbarkeit verschoben haben. Ersteres könnte auch bei einem der größten für 2024 in Aussicht stehenden Deals zur Herausforderung werden: Der Fast-Fashion-Riese Shein stellte im November einen vertraulichen Antrag auf einen US-Börsengang – im Branchenvergleich kommt er trotz geringer Produktionskosten auf eine äußerst niedrige Nettomarge. Hinzu kommen Spannungen zwischen Washington und Peking, die laut Analysten nicht ohne Einfluss auf das inzwischen zwar in Singapur ansässige, aber mit einem großen chinesischen Fertigungsnetzwerk ausgestattete Unternehmen bleiben dürften.
Im laufenden Jahr gelten politische Faktoren als besonders entscheidend für den IPO-Markt, bleibt das Fenster für Börsengänge in Wahljahren doch häufig über Wochen oder sogar Monate geschlossen. Insofern dürften Firmen, die noch aufs Parkett streben, laut Beobachtern Debüts im ersten Halbjahr anpeilen. Das Social-Media-Unternehmen Reddit zielt auf ein Listing im März ab. Den nächsten Test für das Dealklima dürfte indes schon die neue Woche bringen: Dann will das Sportartikelunternehmen Amer Sports bei seinem IPO in New York bis zu 1,8 Mrd. Dollar einsammeln.