Bond platzt, weil der Stempel fehlt
Chinesische Bondemittenten haben zuletzt öfters Zinszahlungen sausen lassen. Die mit Abstand beste Ausrede für einen säumigen Kupondienst bietet nun Shanshui Cement Group an. Die fälligen 74 Mill. Yuan (10 Mill. Euro) sollen zwar vorrätig sein, können nicht an die Anleger verteilt werden, weil das offizielle Gesellschaftssiegel (de facto handelt es sich um einen besonderen Stempel) der Einheit Shandong Shanshui Cement nicht aufzutreiben ist. Und ohne Beglaubigung durch selbigen geht gar nix. In China gilt noch immer ein hochheiliger Umgang mit offiziellen Gesellschaftssiegeln als Unikaten. Man kann sie als Relikt kommunistischen Bürokratiewahns oder einer glorreichen kaiserlichen Vergangenheit ansehen. Bei Shanshui gehen die Probleme auf einen Kontrollwechsel zurück, nachdem der Gründer und einige Getreue hinausbugsiert wurden, aber die wichtigsten Insignien nicht herausrückten. Dabei sollen Gangster involviert sein. Die Chose ist mithin verzwickt, gefährlich und dazu noch langwierig, das böse Stempelkidnapping hatte nämlich schon Ende vergangenen Jahres stattgefunden.nh