Boom des Online-Handels ungebrochen

Verband: Versandhandelsumsatz steigt im zweiten Quartal um 30 Prozent - E-Commerce-Geschäft zieht um die Hälfte an

Boom des Online-Handels ungebrochen

Der Online- und damit auch der Versandhandel in Deutschland legen weiter rasant zu. Im abgelaufenen Quartal wurden gemäß einer Studie des Branchenverbandes BVH Waren im Gesamtwert von 11,8 Mrd. Euro bestellt; fast ein Drittel mehr als in der Vorjahreszeit.md Frankfurt – Der E-Commerce-Handel mit Waren ist im zweiten Quartal 2013 im Vergleich zur Vorjahreszeit um die Hälfte auf 9,9 Mrd. Euro gestiegen. Ein “großartiges Umsatzplus” jubelt der Bundesverband des Deutschen Versandhandels e. V. Der BVH hatte die Untersuchung “Interaktiver Handel in Deutschland” durch das Marktforschungsinstitut GIM Gesellschaft für innovative Marktforschung in Kooperation mit Channel Advisor durchführen lassen. Die Studie ergab, dass der gesamte Versandhandelsumsatz mit Waren in der Berichtszeit gegenüber dem Vorquartal (10,7 Mrd.) um ein Zehntel und im Vergleich zum zweiten Viertel 2012 sogar um 30 % auf 11,8 (i. V. 9,1) Mrd. Euro gestiegen ist. Dabei sei schon der Erlös des ersten Jahresviertels “sehr positiv ausgefallen”, teilt der Verband mit. Der Anteil des E-Commerce betrug demnach 84,5 (72,3) %. Selbstverständlich geworden”Das Wachstum der Branche beeindruckt sehr und zeigt einmal mehr, dass der interaktive Handel mittlerweile in einem großen Teil der deutschen Haushalte zur Selbstverständlichkeit geworden ist”, so Christoph Wenk-Fischer, Hauptgeschäftsführer des BVH. Der E-Commerce, auf den inzwischen rund 8,50 Euro von 10 Euro Umsatz im Versandhandel entfallen, sei als “Kanal ungeschlagener Spitzenreiter für die Bedarfsdeckung der Kunden beim Kauf auf Distanz”, so Wenk-Fischer. Ebay und Amazon vorneDie fünf umsatzstärksten Vertriebswege im zweiten Quartal waren gemäß der Umfrage, an der den Angaben zufolge 40 000 Privatpersonen aus Deutschland teilnahmen, Online-Marktplätze (OMP) wie Ebay, Amazon, Rakuten, Mercateo oder MeinPaket.de, die zusammen fast 6,3 Mrd. Euro umsetzten; ein Plus von 1,9 % im Vergleich zum Vorquartal. Um 16,7 % auf fast 3,5 Mrd. Euro zog der Erlös von klassischen Multichannel-Versendern (die hier den weitaus größten Anteil ausmachten), Apothekenversendern, Versendern mit Heimat im Stationärhandel und den Teleshopping-Versendern an. An dritter Stelle rangierten die Versender mit Katalog- und Internetangebot, deren Umsatz um 12 % auf knapp 2 Mrd. Euro anzog. Dahinter folgten die “Internet-Pure-Player” (+ 36,5 % auf 1,57 Mrd. Euro) und die Versender mit Heimat im Stationärhandel (+ 35,5 % auf knapp 1,1 Mrd. Euro).Die Studie untersuchte speziell die Warenumsätze im Online-Handel, die nach früheren Angaben 2012 bei 27,6 (21,7) Mrd. Euro lagen. Demgegenüber stehen die übers Internet bezogenen Dienstleistungen – z. B. Flug- und Bahntickets, Pauschalreisen, Übernachtungen sowie Konzert- und Theaterkarten -, deren Wert im Vorjahr bei 9,7 (8,0) Mrd. Euro lag. Mehr Konsum per Mausklick”Wir beobachten vor allem, dass die Verbraucher immer mehr Konsumbereiche ins Internet verlagern und damit die individuellen Onlineausgaben steigen”, erklärte Friedemann Weber, Bereichsleiter bei GIM Berlin. Gemäß der Erhebung waren die fünf umsatzstärksten Warengruppen im abgelaufenen Quartal Bekleidung (3,0 Mrd. Euro; + 18,7 % zum Vorquartal), Bücher (1,3 Mrd.; – 0,7 %), Schuhe (1,1 Mrd.; + 98,9 %) Unterhaltungselektronik und sonstige Elektroartikel (1,0 Mrd.; + 2,2 %) und Bild- sowie Tonträger (0,7 Mrd.; + 4,9 %).Die größte Erlössteigerung im Vergleich zum ersten Quartal habe es in der Warengruppe DIY/Garten/Blumen (+161 % auf 391 Mill. Euro) gegeben. Weitere Gewinner seien die Sparten Schuhe (s.o.), Auto, Motorrad/Zubehör (+ 92 % auf 261 Mill.) sowie Hobby- und Freizeitartikel (+ 31 % auf 509 Mill.) gewesen.Nicolo Viegener, bei Channel Advisor verantwortlich für das Geschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz, erklärte, das anhaltende Wachstum der Online-Marktplätze wie Ebay und Amazon sei besonders interessant. “Durch die Nutzung der Marktplätze und den damit verbundenen Kundenstamm und Bekanntheitsgrad sind Einzelhändler aller Größen über diese Kanäle zu finden und setzen diese als schnelle Möglichkeit zur Erweiterung ihrer eigenen Vertriebskanäle ein.”Die Präsenz im Internet bringt allerdings hohe Transparenz mit sich. Das soll z. B. der Hauptgrund dafür gewesen sein, dass die Elektronikfachmarktkette Media Markt erst vergleichsweise spät mit einem – gemessen an ihrem Umsatz – adäquaten Internetauftritt aufwartete. Bis dahin gab es nämlich, je nach Region, große Preisunterschiede bei vielen Produkten. Eine solche Differenzierung kann seit dem umfassenden Online-Angebot der Metro-Tochter nicht mehr durchgesetzt werden.