Borgward soll aus Ruinen auferstehen
Von Gerhard Bläske, StuttgartDer Andrang auf den Stand beim Genfer Automobilsalon hält sich in Grenzen. Ein Besucher spricht von einer Ruhe-Oase im hektischen Treiben. Das gezeigte Modell, die sportlich-elegante Isabella, ist schon etwas in die Jahre gekommen. Der 1961 pleitegegangene Bremer Autohersteller Borgward hat einst mehr als 200 000 Isabella produziert.Mit der Ruhe soll es bald vorbei sein, hofft Christian Borgward, Enkel des Firmengründers Carl F. W. Borgward. Denn die Kultmarke soll bald wieder auferstehen. Zur Messe IAA in Frankfurt im Herbst will man einen kompakten Geländewagen vorstellen, der ab 2016 zu kaufen sein soll. Weitere Modelle sollen folgen. Bis zum Jahr 2020 will man jährlich 800 000 Autos verkaufen.Beobachter reiben sich die Augen. Wie soll das gehen? Borgward will in Deutschland produzieren. Der Firmensitz mit Abteilungen für Design, Marketing, Forschung und Verkauf soll in der Automobilmetropole Stuttgart sein. Dort gebe es genug Fachkräfte und viele Zulieferer.Die Vorstellung, die legendäre Marke mit ihren eleganten, luxuriösen, innovativen und zuverlässigen Autos, die einst mit Mercedes im Wettbewerb standen, könne wieder auferstehen, treibt manch älterem Beobachter fast Tränen in die Augen. Mehr als eine Million Fahrzeuge liefen zwischen 1924 und 1961 von den Bändern des in den 50er Jahren drittgrößten deutschen Autobauers.Wer sich mit der Branche befasst, weiß, dass allein die Entwicklung eines neuen Modells 1 Mrd. Euro verschlingt. Außerdem müssen ein Werk gebaut, Mitarbeiter eingestellt und ein Vertrieb aufgebaut werden. “Man braucht enorme Mittel”, sagt Jürgen Pieper, Autoanalyst beim Bankhaus Metzler. “Die Erfolgschancen sind gering”, glaubt er. Eine gewisse Faszination kann er jedoch nicht verhehlen.Karlheinz L. Knöss, Vize-Aufsichtsratschef der Borgward AG, der zusammen mit Christian Borgward seit zehn Jahren an dem Relaunch feilt und früher für Saab und GM gearbeitet hat, spricht von “zahlreichen Partnern”, die man gewonnen habe. Einer davon ist der chinesische Hersteller Beiqi Foton, mit dem Daimler in China Lkw herstellt und der 1 Million Fahrzeuge jährlich baut. Die Chinesen, die auch im Premiumsegment Fuß fassen wollen, wären ein “logischer Partner”, findet Pieper.Für das Design ist der Norweger Einar Hareide verantwortlich, der für GM und Saab sowie für Mercedes gearbeitet hat. Er strebt eine “eigenständige Formensprache” an. Borgwart sei auch für Innovationen bekannt gewesen und das sei Leitlinie. In Sachen Telematik, aber auch mit einem hochmodernen E-Mobilitäts-System, will die legendäre Marke Vorreiterin sein. Bei der IAA dürfte auf dem Borgward-Stand mehr los sein. ——–Die Marke Borgward fasziniert noch heute, aber die Erfolgschancen sind gering.——-