Börsengang von Knorr-Bremse kommt ins Rollen
mic München – Der Börsengang von Knorr-Bremse kommt gut ins Rollen. Eine Stunde nach Öffnung der Orderbücher hätten Zeichnungsaufträge für mehr als 40 Millionen Aktien vorgelegen, teilte die Investmentbank Morgan Stanley mit. Maximal sollen am 12. Oktober 48,4 Millionen Aktien platziert werden. Mindestens das doppelte Ordervolumen muss vorliegen für eine erfolgreiche Emission. Die Preisspanne liegt zwischen 72 und 87 Euro pro Aktie. Bonus für die VorständeDie Kosten des Börsengangs betragen maximal 79 Mill. Euro, ist dem am Freitagabend veröffentlichten Prospekt zu entnehmen. Die Konsortialbanken erhalten davon 63 Mill. Euro. Der Vorstandsvorsitzende Klaus Deller (56), der dem Prospekt zufolge am 30. September von seinem Amt zurücktrat und am 1. Oktober mit einem höher dotierten Vertrag (Laufzeit bis 30. September 2021) neu berufen wurde, streicht bei einem erfolgreichen IPO einen Bonus von 1,5 Mill. Euro ein. Wie bekannt erhalten Finanzvorstand Ralph Heuwing (52, Vertragslaufzeit bis Oktober 2022) und Peter Laier (50, Laufzeit bis Ende 2023) jeweils 0,8 Mill. Euro. Dellers neuem Vertrag zufolge ist seine Entlohnung inklusive der variablen Bestandteile auf 8,3 Mill. Euro begrenzt. Seine Kollegen erhalten maximal 3,5 bis 3,7 Mill. Euro. Zum Vergleich: Allianz-Chef Oliver Bäte wurden im vergangenen Jahr 5,9 Mill. Euro gezahlt.Der 472-seitige Prospekt ermöglicht darüber hinaus einen Einblick in die Risikostruktur des Konzerns. Demnach erwirtschafteten die Münchner im vergangenen Jahr 52 % des Umsatzes von 3,3 Mrd. Euro im Segment Schienenfahrzeuge mit ihren zehn größten Kunden: An der Spitze steht die China Railway Rolling Stock Corporation (CRRC), gefolgt von Bombardier, Chinese Locomotive Cars Research Institute, Alstom, Siemens, Indian Railways, Deutsche Bahn, Hitachi, Stadler und die spanische Construcciones y Auxiliar de Ferrocarriles.Noch größer ist der Anteil der zehn größten Kunden im Segment Nutzfahrzeuge. 61 % der erwirtschafteten 2,9 Mrd. Euro stammen aus dieser Gruppe. Daimler ist der größte Abnehmer, gefolgt vom US-Konzern Paccar, den zur Traton vereinten MAN und Scania, Volvo Navistar, Iveco, Ford, ZF Friedrichshafen, Isuzu und Dongfeng.Die Fusionen ihrer Kunden beobachtet Knorr-Bremse kritisch. Der Zusammenschluss von MAN und Scania habe zu Preissenkungen einiger Knorr-Bremse-Produkte geführt, erklärt das Management im Prospekt. Im Schienenfahrzeugsegment könne die typischerweise starke Verhandlungsposition der Kunden durch Fusionen wie von Siemens und Alstom weiter verstärkt werden.Auch kurzfristig gravierende Konsequenzen hat ein Streit mit Bosch, der inmitten der Börsengang-Vorbereitungen eskalierte. Der Streitpunkt: Die Stuttgarter wollen aus dem gemeinsamen Unternehmen für Nutzfahrzeugbremsen aussteigen, weil sie dem IPO-Kandidaten vorwerfen, ihnen absprachewidrig Konkurrenz in diesem Feld zu machen. Knorr-Bremse bestreitet dies. Schiedsgericht entscheidetBosch hat dennoch am 21. Juni eine Put-Option gezogen, um die 20-Prozent-Beteiligung an Knorr-Bremse Systeme für Nutzfahrzeuge und an einer indirekt gehaltenen Firma in Japan für 380 Mill. Euro an Knorr-Bremse zu verkaufen. Laut Prospekt liegt der Preis früheren Vereinbarungen zufolge in der Größenordnung des elffachen operativen Gewinns (Ebit). Am 17. September hat Bosch ein Schiedsgericht angerufen.Sollten die Stuttgarter erfolgreich sein, darf Knorr-Bremse drei Jahre lang in bestimmten Geschäftsbereichen nicht als Konkurrent auftreten. Damit nicht genug: Bosch kündigte am 30. Mai an, bestimmte elektronische Steuerungen nur noch bis zum Jahresende zu liefern. Am 5. Juli kündigte der Konzern außerdem einen Lizenz-Rahmenvertrag.