Börsennotierung von Uniper wird zum Poker
Es handelt sich nicht um einen klassischen Börsengang. Niemand kann genau voraussagen, was passiert, wenn die von Eon abgespaltene Kraftwerkstochter Uniper Mitte September erstmals an der Börse notiert. Indexfonds werden sich wohl aus der Uniper-Aktie verabschieden.cru Düsseldorf – Die Vorbereitungen für die erstmalige Börsennotierung der von Eon abgespaltenen Kraftwerkstochter Uniper laufen auf Hochtouren. Das Listing, für das der Energiekonzern die Investmentbanken J.P. Morgan und Morgan Stanley engagiert hat, soll Mitte September über die Bühne gehen. Auf der Seite des Unternehmens begleitet die Kanzlei Linklaters das Projekt; den Banken stehen die Rechtsanwälte von Allen & Overy zur Seite.Voraussichtlich wird die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) den Börsenprospekt Anfang September genehmigen. Mit der Notierungsaufnahme wäre entweder am Montag, den 12. September oder am darauf folgenden Montag, den 19. September, zu rechnen. Der Grund: Die Zuteilung der neuen Uniper-Aktien läuft über das Wochenende. Eon legt den eigenen Aktionären 53 % der Uniper-Anteile ins Depot und behält 47 % aus steuerlichen Gründen bis Anfang 2018.Dabei handelt es sich nicht um einen klassischen Börsengang, sondern eine Abspaltung der Kohle- und Gaskraftwerke in Europa sowie des globalen Energiehandels vom Mutterkonzern Eon. Ähnlich war Siemens mit Osram vorgegangen. Das Eigentum an der Tochter Uniper wird lediglich in einem neuen Wertpapier verbrieft. Deshalb bekommen Eon-Aktionäre automatisch für je zehn ihrer Eon-Aktien einen Uniper-Anteilsschein.Die Bewertung von Uniper ist noch unklar. Bis vor kurzem stand Uniper dem offiziellen Spaltungsbericht zufolge noch mit 15,5 Mrd. Euro in den Büchern. Zur Halbjahresbilanz 2016 setzte Eon den Buchwert auf 12 Mrd. Euro herab. Analysten schätzen den tatsächlichen Börsenwert aber nur auf 3 Mrd. bis 5,5 Mrd. Euro. Preis erst am HandelstagDer genaue Preis wird erst am ersten Handelstag feststehen, wenn Uniper an die Börse geht. Der Kurs wird nicht wie bei einem üblichen Börsengang im Bookbuilding-Verfahren ermittelt. Vielmehr finden die beteiligten Banken bei Investoren heraus, wer an einem Kauf der Uniper-Aktien interessiert ist, und bringen diese Nachfrage dann zum Handelsstart mit dem Angebot verkaufswilliger Uniper-Aktionäre zur Deckung. Die Ermittlung des dabei entstehenden Preises wird am ersten Handelstag rund eineinhalb Stunden in Anspruch nehmen und gegen 9.30 Uhr am Morgen abgeschlossen sein, schätzen Beobachter. Als “Spezialist” für die Kursbildung außerhalb des Handelssystems Xetra ist die Baader Bank im Einsatz. Als Designated Sponsors, die den fortlaufenden Handel unterstützen, fungieren die globalen Koordinatoren J. P. Morgan und Morgan Stanley.Während des ersten Handelstages werden sowohl Eon als auch Uniper im Dax bleiben und zur Berechnung des Index beitragen. Der Kurs von Eon dürfte aufgrund der Abspaltung leicht sinken. Am Folgetag rutscht Uniper wegen der zu geringen Marktkapitalisierung aus dem Dax heraus. Danach dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis Uniper in den MDax aufgenommen wird. Allerdings könnte dies einige Monate dauern.Voraussichtlich werden sich am ersten Handelstag Indexfonds, die den Dax nachbilden, von ihren Uniper-Aktien trennen. Ein Viertel der Aktionäre von Eon sind solche Indextracker. Gleichzeitig dürften sich Hedgefonds als Shortseller engagieren und auf einen fallenden Kurs wetten. Das Ergebnis dieser Einflüsse auf den Kurs ist kaum vorauszusagen. In den ersten zehn Handelstagen wird das Handelsvolumen voraussichtlich sehr hoch ausfallen und danach abflauen.Die Aktionäre von Eon hatten der Abspaltung Anfang Juni in der Hauptversammlung mit einer Mehrheit von 99 % zugestimmt. Ins Handelsregister eingetragen wird die neue Gesellschaft mit Sitz in Düsseldorf am 1. September. Für Eon hat der Kurs des ersten Handelstages eine weniger große Bedeutung als bei einem normalen Börsengang. Denn der Konzern wird seine Anteile frühestens ab Anfang 2018 veräußern. Solange sind auch die neuen Aktionäre von Uniper vor einem auf den Kurs drückenden Überangebot an Aktien aus der Eon-Schatulle sicher. Firma haftet für AtommüllWelche Geschäftsaussichten Uniper hat, wird sich am Montag nächster Woche zeigen. Dann veröffentlicht das Unternehmen Eckdaten zum ersten Halbjahr 2016. Uniper will die neuen Aktionäre mit einer vergleichsweise sicheren Dividendenrendite anlocken. Es sollen nach Möglichkeit mindestens 200 Mill. Euro oder drei Viertel vom freien Cash-flow ausgeschüttet werden.Möglich ist das, weil Uniper keine größeren Investitionen in neue Kraftwerke stemmen muss oder will, sondern den Bestand nur noch fortlaufend in Stand setzt. Allerdings muss Uniper für die Atommüll-Verpflichtungen des bald ehemaligen Mutterkonzerns Eon, die 10 Mrd. Euro umfassen, auch in Zukunft mit haften, ohne jeglichen Einfluss auf die Geschäftspolitik von Eon zu haben.—– Wertberichtigt Seite 6