Börsenpläne für Afrikas Mobilfunkmasten

Betreiberkonzern IHS Towers Holding aus Nigeria plant Erstnotiz in USA - Haupteigentümer französischer Finanzinvestor Wendel

Börsenpläne für Afrikas Mobilfunkmasten

Der Verkauf der Mobilfunkmasten durch die Telekommunikationskonzerne beschleunigt sich. Weil die Anlagen sichere Erträge abwerfen, bewerten Investoren sie hoch. Nach den Funktürmen von Vodafone, die als Vantage Towers in Frankfurt an die Börse kommen, strebt jetzt auch Afrikas größter Mobilfunkmastenbetreiber IHS Holding eine Notierung an – und zwar in den USA.cru Frankfurt – Rund um die Welt boomt das Geschäft mit der stetig zunehmenden Datenübertragung – und lockt die Investoren an. Afrikas größter Betreiber von Mobilfunktürmen, die IHS Towers Holding aus Lagos in Nigeria, bereitet deshalb einen Börsengang in New York vor. Das kündigte einer der Hauptaktionäre, der französische Private-Equity-Investor Wendel SE, am Dienstag an. Das IPO wäre die bisher größte Notierung eines afrikanischen Unternehmens in den USA.IHS erklärte, der Zeitpunkt, die Anzahl der offerierten Aktien und die Preisspanne müssten noch festgelegt werden. Im Februar hatte das Unternehmen Citigroup und J.P. Morgan Chase als globale Koordinatoren für die Notierung ausgewählt, die Afrikas größten Betreiber von Funktürmen mit bis zu 7 Mrd. Dollar bewerten könnte. Bei dieser Größe wäre es das größte IPO eines afrikanischen Unternehmens in den USA. Zum Vergleich: Europas größter Funkmastenbetreiber Cellnex aus Spanien bringt 21 Mrd. Euro auf die Waage.Zu den Eigentümern von IHS gehören neben dem französischen Finanzinvestor Wendel auch Goldman Sachs und der südafrikanische Mobilfunkanbieter MTN Group. Das Unternehmen begann Ende 2019 erneut mit der Vorbereitung eines Börsengangs, nachdem es seine Pläne 2018 aufgrund der Unsicherheit bezüglich einer Präsidentschaftswahl in Nigeria, dem Hauptmarkt, zunächst aufgegeben hatte.IHS baut oder kauft Funktürme und vermietet sie. Das Unternehmen betreibt mit 40 000 Beschäftigten 23 000 Funktürme, unter anderem in Nigeria, Kamerun, Elfenbeinküste, Zambia und Ruanda. Zu den Kunden zählen die Mobilfunker MTN, Orange, Airtel, Etisalat und Millicom. Rivale für Vantage TowersDas geplante IPO ist einer von mindestens zwei großen Funkmasten-Börsengängen, die derzeit in Arbeit sind. Vodafone kündigte im Juli an, das Geschäft mit Mobilfunkmasten 2021 in Frankfurt unter dem Namen “Vantage Towers” zu listen. Auch Italiens größter Mobilfunkmastenbetreiber Inwit aus Mailand ist mit den Funkmasten der Telecom Italia bereits an der Börse notiert.Homeoffice, E-Schooling und die allgemeine Digitalisierung treiben den Bedarf an drahtloser Datenübertragung nach oben. Laut Morgan-Stanley-Analyst Emmet Kelly hat sich das Datenübertragungsvolumen der europäischen Mobilfunkbetreiber, gemessen in Gigabyte, im März 2020 um 60 % gegenüber dem Vorjahr erhöht. Zugleich hat der Lockdown enthüllt, dass 10 % der europäischen Haushalte keinen Zugang zu schnellem Breitband haben, so dass nicht mobil gearbeitet werden kann. Das wiederum dürfte Investitionen der Regierungen und Telekomkonzerne auslösen, um die weißen Flecken auf der Landkarte zu schließen. Laut Morgan Stanley bräuchte man, um 2 % der Bevölkerung zusätzlich anzuschließen, 10 % mehr Funktürme.Trotz der wachsenden Nachfrage nach Datenübertragung haben Telekomkonzerne in den vergangenen Jahren ein Viertel ihrer Mobilfunkmasten ausgegliedert und für hohe Milliardenbeträge verkauft oder an die Börse gebracht. Laut Morgan Stanley hat sich die Eigentumsquote seit 2015 von 95 % auf 77 % verringert. Und die Telekomkonzerne machen weiter mit dem Ausverkauf.Sie brauchen die Erlöse aus dem Verkauf der Antennen dringend, um ihre hohen Schuldenberge abzutragen und in neue Technik zu investieren. Gleichzeitig ermöglicht es die Bündelung der Funktürme bei separaten Betreibern, dass sich mehrere Mobilfunkanbieter dieselbe Infrastruktur teilen und so die Kosten pro erbrachte Übertragungsdienstleistung senken können.Der Kapitalmarkt mischt bei dieser Entwicklung kräftig mit. Investoren lieben Mobilfunkmasten, weil sich die Erträge aus der Vermietung der Antennenanlagen, die sich auf den Hausdächern in den Städten rasant verbreiten, gut im Voraus berechnen lassen – ein unschätzbarer Vorteil in konjunkturell unsicheren Zeiten mit Nullzinsen aus anderen vergleichbar sicheren Anlagen.Gerade erst hat sich Europas größter Mobilfunkmastenbetreiber Cellnex aus Spanien ohne Probleme 4 Mrd. Euro frisches Kapital für weitere Zukäufe an der Börse besorgt. Der Kurs der Cellnex-Aktie ist seit Jahresbeginn um ein Viertel gestiegen und hat sich damit deutlich besser entwickelt als die Kurse der europäischen Telekommunikationskonzerne. Auch die Deutsche Telekom hat ihre Masten in die Tochter Deutsche Funkturm ausgegliedert und kann nun bei Bedarf einzelne Landesgesellschaften versilbern. KKR bei Telxius mit im Boot Auch der Börsengang der IHS Holding aus Nigeria dürfte der Startschuss für Deals sein. Schon hat Telefónica seine spanischen Funktürme in die Tochter Telxius in Madrid ausgegliedert und 40 % der Anteile an KKR verkauft. Die vollständige Trennung vom Funkturmgeschäft ist nur eine Frage der Zeit. Dasselbe gilt für Vodafone, die 2021 ein Viertel der Tochter Vantage Towers in Frankfurt an die Börse bringt.