Börsenschwergewicht verschwindet aus Kairo

Familie Sawiris präferiert Amsterdam

Börsenschwergewicht verschwindet aus Kairo

hip Frankfurt – Ägyptens größtes börsennotiertes Unternehmen, Orascom Construction Industries, wird im kommenden Monat den Kairoer Standardwerte-Index EGX 30 verlassen. Das niederländische Investmentvehikel der Milliardärsfamilie Sawiris hatte den ägyptischen Anteilseignern wahlweise eigene Aktien oder 255 ägypt. Pfund (27 Euro ) je Aktie geboten. Bis Sonntagabend nahmen 97,44 % das Angebot von OCI NV an. Damit ist der Weg frei für ein Delisting. Die Familie Sawiris hält gut 68 % an OCI.Die Sawiris gehören der christlichen Minderheit der Kopten an. Nach dem Sturz des Regimes von Hosni Mubarak gerieten sie zunehmend ins Visier der Muslimbrüder. Naguib Sawiris zählt zu den Gründern der Partei der Freien Ägypter. Nachdem er eine Karikatur über Twitter verbreitete, die Micky Maus mit Islamistenbart und Minnie Maus mit Vollschleier zeigte, kursierten Boykottaufrufe gegen seinen Mobilfunkbetreiber Mobinil, den er daraufhin an France Télécom (seit 1. Juli: Orange) verkaufte.Ein Streit um Steuerschulden aus dem Verkauf der Baustoffsparte an den weltgrößten Zementhersteller Lafarge vor sechs Jahren ist mittlerweile beigelegt. Ex-Präsident Mohammed Mursi hatte den Sawiris Steuerhinterziehung im Milliardenumfang vorgeworfen. OCI-CEO Nassef Sawiris und sein Vater Onsi Sawiris durften das Land nicht mehr verlassen. OCI einigte sich schließlich auf die Zahlung von 7,1 Mrd. ägypt. Pfund und die Reisebeschränkungen wurden aufgehoben.Die Begründung für den Wechsel des Firmensitzes nach Amsterdam lautet, dort habe Orascom besseren Zugang zu den internationalen Finanzmärkten wie etwa dem Eurobondmarkt und könne ihre Investorenbasis verbreitern. Westliche Anleger hatten es seit dem Sturz Mubaraks 2011 weitgehend vermieden, Geld in ägyptischen Unternehmen anzulegen.