Bosch bringt Parkdienst für Lkw auf den Markt

Zukauf soll IT-Kompetenz stärken

Bosch bringt Parkdienst für Lkw auf den Markt

igo Stuttgart – Der Zulieferkonzern Bosch will bald die automatisierte Buchung von überwachten Lkw-Stellplätzen ermöglichen. In Karlsruhe betreibt der Konzern eine Pilotanlage für die gemeinsam mit SAP entwickelte Technologie auf einem Werksparkplatz. Ab 2017 soll der Dienst auf dem bayrischen Autohof Thiersheim angeboten werden. Secure Truck Parking ist einer von mehreren neuen Diensten, die Bosch unter den Schlagwörtern Internet der Dinge und Vernetzung auf den Markt bringt. Der Konzern will sich damit unabhängiger von seiner Haupterlösquelle als Autozulieferer machen. Basis für die Services sind von Bosch hergestellte Sensoren und Kameras.Mit dem Buchungssystem soll ein Problem der Transportindustrie zu Geld gemacht werden. Schätzungen des Branchenverbands Transported Asset Protection Association (Tapa) zufolge beläuft sich der volkswirtschaftliche Schaden durch Frachtdiebstähle aus Lkw in der EU auf jährlich 16 Mrd. Euro. Zudem fehlen Bosch zufolge in Deutschland 14 000 Lkw-Stellplätze. Die Fahrer parkten folglich verkehrsgefährdend auf Entschleunigungsstreifen oder in unbewachten Gewerbegebieten.Bosch will nun online buchbare Stellplätze an Speditionen und Fahrer vermitteln. Perspektivisch könne die Technologie auch direkt in die Bordsysteme der Lkw-Hersteller verbaut werden, so Robert Mulatz, Bereichsvorstand Service Solutions. Als Stellflächen kämen Autohöfe, Raststätten und private Gelände in Frage. Mit ihnen führe Bosch derzeit Gespräche. Bedingung sei, dass die Einfahrt durch eine Schranke erfolge und Sanitäreinrichtungen vorhanden seien. Das System funktioniert über Sensoren und Kameras, die Daten werden in der Bosch-Cloud verarbeitet. Wird ein Parkplatz über das System gebucht, erhält der Fahrer automatisch Zufahrt, weil an der Schranke das Nummernschild gescannt wird. Die Abrechnung erfolgt monatlich direkt mit der Spedition.Bosch will aus Mangel an Erfahrungswerten keine Umsatzziele nennen. Bestehende Initiativen von Autohöfen oder öffentlicher Seite seien nicht vergleichbar. Zudem hänge der Erfolg von der regionalen Verbreitung ab, so Mulatz. Etwa davon, ob der Sprung in die USA gelinge. Ziel sei es, “ein kommerziell erfolgreiches Produkt” zu haben. Bosch erhalte einen Teil der Stellplatzgebühren von 8 bis 30 Euro je Nacht. Zudem ergibt sich ein Absatzkanal für Kameratechnik, denn Spediteure sind bereit, für überwachte Stellplätze mehr zu zahlen. Auf der Plattform sollen zudem weitere Dienste angeboten werden, so seien Kooperationen mit Versicherern denkbar.Der Konzern arbeitet beim Thema Vernetzung eng mit Start-ups zusammen und will sich durch die Übernahme der ITK Engineering aus der Südpfalz – vorbehaltlich der behördlichen Zustimmung – weiter verstärken. Der Spezialist für individuelle System- und Softwareentwicklungen beschäftigt 800 Mitarbeiter und erlöste zuletzt 67 Mill. Euro. Der Kaufpreis wurde nicht genannt.