Bosch lässt BMW-Produktion stocken

Zu wenige Lenkgetriebe - Grund für Engpass ist Zulieferer in Italien

Bosch lässt BMW-Produktion stocken

jh München – Lieferprobleme mit Lenkgetrieben von Bosch haben die Produktion von BMW aus dem Takt gebracht. In München und in Leipzig läuft die Fertigung nur eingeschränkt weiter, wie ein Sprecher des Münchner Autoherstellers berichtete. Im chinesischen Werk Tiexi in Shenyang ist die Produktion bis zum Ende dieser Woche unterbrochen. In Rosslyn in Südafrika zog BMW eine einwöchige Fertigungspause wegen Wartungsarbeiten vor, die nach der Sommerpause geplant war.”Unser Lieferant Bosch ist zurzeit nicht in der Lage, uns mit einer ausreichenden Zahl von Lenkgetrieben für die BMW 1er-, 2er-, 3er- und 4er-Reihe zu beliefern”, sagte Markus Duesmann, der Vorstand für den Einkauf des Münchner Konzerns. Bosch erklärt den Engpass mit Lieferproblemen eines Zulieferers in Italien. Von diesem beziehe das Unternehmen Gussgehäuse, ein wesentliches Bauteil der elektrischen Lenkungen. Mitarbeiter von Bosch seien in Italien. Die Schwierigkeiten sollen so schnell wie möglich behoben werden und die Auswirkungen so gering wie möglich gehalten werden.Nach Angaben von BMW sind bisher mehrere tausend Fahrzeuge nicht wie geplant gebaut worden. Das Unternehmen behelfe sich nun mit Lenkgetrieben von anderen Lieferanten und mache die Lager leer, berichtete der Sprecher. BMW beziehe dieses Bauteil nur von Bosch. Lediglich spezielle Komponenten wie Sportlenkungen und Lenkungen für rechtsgesteuerte Autos würden anderswo gekauft. Diese Quellen könnten die aktuelle Lücke aber nicht vollständig füllen. BMW will SchadenersatzZu den wirtschaftlichen Folgen sagte Einkaufsvorstand Duesmann: “Wir gehen davon aus, dass Bosch als der verantwortliche Lieferant für den uns entstandenen Schaden einstehen wird.” Bosch äußerte sich nicht, ob das Unternehmen seinerseits den italienischen Lieferanten in Regress nimmt. Mit der Flexibilität im Unternehmen will BMW den Schaden in Grenzen halten. Dazu zählen Arbeitszeitkonten und Urlaub.Duesmann bemühte sich in seiner Stellungnahme, gleichwohl die Wogen zu glätten. Er sei zuversichtlich, dass Bosch die Probleme zügig in den Griff bekomme. “Als einer unserer langjährigsten, größten und grundsätzlich zuverlässigsten Lieferanten ist das Unternehmen zweifellos in der Lage, auch diese schwierige Situation zu bewältigen.”Vor gut zwölf Jahren war Bosch wegen defekter Diesel-Einspritzpumpen in die Schlagzeilen geraten. Das fehlerhafte Teil war unter anderem in Autos der Marken BMW und Mercedes eingebaut worden.Bosch ist hinter ZF Friedrichshafen und Magna der drittgrößte Zulieferer von BMW. Insgesamt sind es rund 4 000. Von Bosch kauft der Münchner Autohersteller neben den Lenkgetrieben und Einspritzsystemen unter anderem Armaturentafeln, Kombi-Instrumente und Anlasser. Bosch bezieht für alle Geschäftssparten Teile von insgesamt 35 000 Lieferanten.