MILLIARDENSCHWERE ÜBERNAHMEN

Bosch setzt Einkaufstour fort

Zweite große Übernahme binnen einer Woche

Bosch setzt Einkaufstour fort

bl Stuttgart – Der Technologiekonzern Bosch ist auf Einkaufstour. Nur eine Woche nach der Übernahme der Hälfte des bisherigen Joint Ventures ZF Lenksysteme gab das Stiftungsunternehmen nun den Erwerb der restlichen Anteile am gemeinsamen Hausgerätekonzern Bosch-Siemens Hausgeräte (BSH) bekannt.Die Schwaben zahlen 3 Mrd. Euro für den 50-Prozent-Anteil von Siemens. Laut Bosch-Chef Volkmar Denner ist der Hausgerätehersteller eine gute Ergänzung zu seinem Unternehmen, das sich die Vernetzung von Geräten, das “Internet der Dinge”, zum Ziel gesetzt hat: “Die BSH ist ein seit vielen Jahren erfolgreiches und profitables Unternehmen, das sowohl von seiner strategischen Ausrichtung als auch technologisch sehr gut zur Bosch-Gruppe passt.”Bosch ist der weltweit größte Autozulieferer, will aber den Umsatzanteil aus diesem Sektor von zuletzt etwa zwei Drittel auf unter 50 % reduzieren. Nach der vollständigen Übernahme von BSH wird der Anteil der Gebrauchsgüter auf ein Viertel des Umsatzes von zuletzt 46 Mrd. Euro steigen, der Anteil des Kfz-Geschäfts auf unter 60 %. Mit den Erlösen von ZF Lenksysteme (4,1 Mrd. Euro) sowie BSH wäre Bosch 2013 auf einen Umsatz von 60 Mrd. Euro gekommen.Die beiden Käufe, die insgesamt maximal 4 Mrd. Euro kosten, finanziert Bosch quasi aus der Portokasse. Angesichts einer Liquidität von 14 Mrd. Euro seien sie problemlos aus der vorhandenen Liquidität zu bezahlen, sagte Finanzvorstand Stefan Asenkerschbaumer. Es bestehe kein zusätzlicher Fremdkapitalbedarf. Aufgrund eines stabilen Cash-flows bleibe die finanzielle Situation stabil, so der Finanzchef. Denner schloss weitere Akquisitionen nicht aus und nannte dabei sowohl den Kfz-Bereich als auch den neuen Sektor Energie- und Gebäudetechnik.BSH soll als Tochter eigenständig geführt und nicht umgebaut werden. Das bisherige Joint Venture will den Umsatz von 10,5 Mrd. Euro innerhalb von zehn Jahren verdoppeln. Denner kündigte an, verstärkt in Forschung und Entwicklung sowie in die Marken investieren zu wollen. Mit Siemens wurde eine langfristige Nutzung der Namensrechte des bisherigen Partners vereinbart. Noch vor der Übernahme erhalten die beiden Konzerne jeweils 250 Mill. Euro, die Denner als eine Art “vorgezogene Dividendenzahlung” bezeichnete.In den nächsten Jahren soll die Vernetzung von Hausgeräten wie Waschmaschinen, Geschirrspüler, Backöfen und Kühlschränken, die technisch in der Lage sind, mit dem Internet zu kommunizieren, vorangetrieben werden. Über Sensoren und Elektronik sollen diese Geräte zunehmend durch Apps gesteuert werden können, wobei in der Branche auch an Lösungen zur herstellerübergreifenden Steuerung von Geräten über Apps gearbeitet wird. Beim Einsatz von Sensoren und Elektronik greife man auf das Know-how aus dem Bereich Kraftfahrzeugtechnik zurück.Bosch ist optimistisch im Hinblick auf die Marktentwicklung des Hausgerätemarktes. Nach Daten des Marktforschers Strategy Analytics wurden 2013 weltweit 23 Mrd. Euro mit vernetzten Geräten und dazugehörigen Dienstleistungen umgesetzt. Bis 2017 soll sich dieser Markt auf mehr als 50 Mrd. Euro verdoppeln. Potenzial bestehe mit der wachsenden Mittelschicht vor allem in China sowie in Südostasien. Doch seien auch der Mittlere Osten, die Türkei und Afrika interessante Märkte. In Europa nehme vor allem die Nachfrage nach hochwertigen und miteinander zu vernetzenden Geräten stark zu, sagte BSH-Geschäftsführer Uwe Raschke.