Bosch sorgt für Dieselrisiken vor

650 Mill. Euro zurückgestellt - Denner: Kaufprämie für Elektroautos nicht nachhaltig

Bosch sorgt für Dieselrisiken vor

Der Stuttgarter Technologiekonzern Bosch befürchtet rechtliche Risiken aus der VW-Dieselabgasaffäre und legt vorsorglich rund 650 Mill. Euro beiseite, auch für andauernde Kartellrechtsverfahren. Zur jetzt beschlossenen Kaufprämie für Elektrofahrzeuge sagt Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung, Investitionen in die Ladeinfrastruktur wären sinnvoller.Von Peter Olsen, zzt. RenningenDer Stuttgarter Bosch-Konzern bleibt dabei: Statt einer Kaufprämie für Elektrofahrzeuge, wie jetzt im Spitzentreffen von Regierung und Autoindustrie vereinbart, wären Investitionen in den Aufbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur sinnvoller gewesen. Volkmar Denner, der Vorsitzende der Geschäftsführung, sieht in der Kaufprämie ein Mittel zur kurzfristigen Ankurbelung der Nachfrage, das aber nicht nachhaltig sei. Dafür müssten intensive Preissenkungen für Batterien her, an deren Entwicklung auch Bosch arbeitet.Der Stuttgarter Konzern, der im vergangenen Jahr im Umsatz stark von positiven Währungseffekten sowie von der Erstkonsolidierung der BSH Hausgeräte und der früheren ZF Lenksysteme profitierte, peilt für 2016 einen Umsatzanstieg von nur 3 bis 5 % an. Denner kann in vielen Schwellenländern noch keine Besserung des konjunkturellen Umfelds erkennen. Zuletzt habe sich aber immerhin der wichtigste Markt Westeuropa günstiger entwickelt als erwartet (siehe Grafik). 2015 hatten Währungseffekte den Konzernumsatz um 4 Mrd. Euro angeschoben, ohne diese hätte das Plus nur bei 3,8 % gelegen. Hohe BelastungenNach den kräftigen Ergebnisanstieg im vergangenen Jahr (siehe Tabelle) ist Bosch jetzt deutlich vorsichtiger. Finanzchef Stefan Asenkerschbaumer verweist auf Belastungen aus der geplanten Ausgliederung der Sparte Starter Motors und Lichtmaschinen, die Integrationsaufwendungen für Automotive Steering (ehemals ZF Lenksysteme) sowie erneute Belastungen bei Drive and Control Technology, die vor allem bei Bosch Rexroth angesiedelt sind.Insgesamt wäre er deshalb froh, wenn die operative Rendite bei den erreichten 6,5 % gehalten werden könnte. Größter Ergebnisbringer war zuletzt das Kfz-Zuliefergeschäft mit 3,5 (i.V. 2,6) Mrd. Euro Ebit und einer Marge von 8,4 (7,0) %. Die Konsumsparte steuerte 1,2 (1) Mrd. Euro und 7,2 (6,6)% Rendite bei. Erfreulich lief es auch in der Haustechnik, während das Industriegeschäft operativ 100 Mill. Euro Verlust machte. Dazu kamen noch 730 Mill. Euro Sonderlasten.Die Konsolidierung der beiden neuen Sparten führte zudem zu Bewegungen in Bilanz- und Gewinnrechnung. Die nach IFRS notwendige Neubewertung brachte einen einmaligen Sonderertrag von 2,1 Mrd. Euro. Wie Asenkerschbaumer erläuterte, wurde dies durch erhöhte Abschreibungen aus der Kaufpreisallokation wieder auf 1,3 Mrd. Euro gedrückt. Dieser positive Nettoeffekt aber wurde wiederum von Sonderbelastungen ausgeglichen. Zum einen drückten außerplanmäßige Abschreibungen auf Firmenwerte im Bereich Industrial Technology sowie aus Verlusten aus dem Verkauf der Großgetriebe. Eine Abkehr von Bosch Rexroth, wichtig für das Thema Industrie 4.0, sei aber nicht geplant. Zur anderen Hälfte aber wurde für rechtliche Risiken aus Kartellverfahren und wegen der Untersuchungen in Sachen Softwaremanipulation in Diesel-Motorsteuergeräten vorgesorgt. “Wir haben insgesamt rund 650 Mill. Euro an zusätzlicher Vorsorge gebildet”, so der Finanzchef. Auf Nachfrage wurde die Summe nicht detailliert. Bei Bosch liefen intern seit Monaten sehr gründliche Untersuchungen zum Dieselthema. “Und wir nehmen uns die Zeit, die notwendig ist”, betonte Denner. Der saubere Diesel sei mit modernerer Abgasreinigung machbar. Bosch befürworte stichprobenhafte “Doping-Tests” bei Fahrzeugen, um die Einhaltung der Vorschriften im realen Einsatz zu prüfen.—– Wertberichtigt Seite 8