Bosch spricht über Personalabbau
scd/Reuters Frankfurt – Die Coronakrise schlägt bei Bosch massiv durch und macht personelle Einschnitte, wie sie auch Konkurrent ZF und andere Zulieferer anpeilen, auch bei dem weltgrößten Autozulieferer wohl unumgänglich. Vorstandschef Volkmar Denner hält es sogar für möglich, dass der Konzern in diesem Jahr in die roten Zahlen rutscht. “Diese Gefahr besteht”, sagte er der “Wirtschaftswoche”. “Wir müssen deshalb alle Anstrengungen unternehmen, um das zu vermeiden.” Dazu gehöre auch ein weiterer Personalabbau: “Wir schauen uns jeden Standort einzeln an und ermitteln den Anpassungsbedarf.” Die Situation erfordere “ein schnelles und konsequentes Handeln”. Das Management verhandele deswegen gerade mit Hochdruck mit den Arbeitnehmervertretern.Grundlage von Denners düsteren Befürchtungen ist ein extrem pessimistischer Blick auf den globalen Automarkt im laufenden Jahr. Denner rechnet weltweit mit maximal 70 Millionen verkauften Autos. Das wären fast 30 % weniger als beim Rekordhoch 2017 mit 98 Millionen Einheiten und auch weniger, als die meisten Experten vermuten. Alixpartners geht in der jüngsten Studie im Basisszenario etwa von einem Rückgang auf 71 Millionen Autos aus. Der Branchenverband Acea rechnet offenbar mit noch weniger Absatzrückgang, da schon für Europa nur ein Minus von 25 % prognostiziert wird, obwohl dies von den großen drei Märkten neben den USA und China vermutlich noch der schwächste sein dürfte. Moody’s hatte in der jüngsten Studie von Mitte Mai noch einen Rückgang auf 72 Millionen Einheiten antizipiert.Basierend auf der Schätzung von weniger als 70 Millionen Autos, die Denner anlegt, sinkt die Produktionsauslastung in jedem Fall dramatisch: “Das bedeutet, dass es weltweit derzeit 30 % Überkapazitäten gibt. Das führt in der gesamten Branche zu einem hohen Anpassungsbedarf, und dem können auch wir uns nicht entziehen.” Ende April hatte Bosch wegen der Pandemie mit einem Rückgang der Autoproduktion um mindestens 20 % gerechnet. 2019 hatte sich der Betriebsgewinn wegen der schwachen Autokonjunktur bereits fast halbiert.Auch andere Zulieferer bekommen den Druck zu spüren, unter dem die Autobauer wegen eingebrochener Verkaufszahlen leiden. Hinzu kommt der Schwenk in die Elektromobilität, wodurch auch bei den Lieferanten Arbeit beim Bau von Komponenten für Verbrenner wegfällt. Der im Dax gelistete drittgrößte Zulieferer Continental verschärft deshalb seinen Sparkurs und schließt Entlassungen nicht mehr aus. Bosch hatte zu Jahresanfang als einer der Ersten bereits davor gewarnt, dass der Zenit am globalen Automarkt überschritten sei.